Day 12

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Ich erwachte zu einem dumpfen Pochen in meinem Schädel, einem fernen Ziehen in meinem Rücken und lauten, äußerst unappetitlich klingenden Geräuschen, die ich im ersten Moment keinem genauen Auslöser zuordnen konnte.

Ich schätzte, ich musste nicht erwähnen, wie fantastisch mein Orientierungssinn funktionierte, als ich mich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke in Pension aus dem beinahe fünf Meter dicken Jessica Rabbit Bettzeug kämpfte. Warte, Jessica Rabbit? Die Hasen-Frau kam mir seltsam bekannt vor, ich konnte es nur keiner genauen Erinnerung zuordnen. Irgendwie kam mir alles hier auf eine merkwürdige Art bekannt vor. Das Pochen in meinem Schädel, das Ziehen in meinem Rücken ...

Es war, als lägen die Fakten genau vor mir, doch ich war einfach nicht nah genug, um sie mir zu schnappen.

Ich erinnerte mich nicht daran, letzte Nacht in dieses Zimmer gekommen zu sein oder mich in dieses Bett gelegt zu haben. Dennoch gab es dieses Gefühl in mir, welches mir klar machen wollte, dass ich es eigentlich wusste. Ein kurzer Blick nach unten ließ mich erleichtert seufzen. Ich trug noch die Kleidung, die ich mir gestern angezogen hatte. Ich war also schon mal keinem Vergewaltiger oder Pädophilen zum Opfer gefallen. Hoffte ich zumindest.

Mit mehr Mühe, als ich es von mir gewohnt war, kämpfte ich mich vollständig aus dem Bett heraus. Meine Beine fühlten sich wackelig und meine Füße wund gerieben an, so als wäre ich gestern Abend viel gelaufen ... oder getanzt. Ich wusste nicht, wo der zweite Gedanke auf einmal hergekommen war, doch auf eine schräge Art und Weise fühlte er sich richtig an.

Der Raum, in dem ich mich wiederfand, entsprach einem extravaganten Mix aus Kitsch und Punk. Die Wände erstrahlten in einem knalligen Pink, während die restlichen Möbel in einem glänzenden schwarz gehalten waren. Die Gardinen wirkten auf mich, wie dunkle, halb durchsichtige Trauerschleier und überall in dem Zimmer waren bunte Sticker, Poster und Sammelfiguren von Helden aus Cartoons und Animes verteilt. Über dem Schreibtisch, der so zugemüllt war, dass nicht einmal ich den Überblick behalten hätte, war eine braune Pinnwand angebracht, welche über und über mit Bildern gefüllt war.

Ich musste meine müden Augen zwingen, sich auf die Motive zu fokussieren und zog irritiert eine Braue nach oben. Es waren keine Fremden, die auf den Bildern zu erkennen waren. Es waren Rumi und Ryukyu. Bei dieser Information schien es plötztlich aus den Tiefen meines Verstandes heraus "Bing" zu machen und langsam kehrten einige der verrutschten Erinnerungen an ihren rechtmäßigen Platz zurück. Wir hatten uns mit den zwei Mädchen in einer Bar getroffen, einer guten Bar, wenn ich das so sagen durfte. Wir hatten alle jede Menge Spaß gehabt ...

Auch jetzt noch wusste ich nicht mehr, was nach unserem ausgelassenem Abend passiert war, doch ich war mehr als erleichtert, in Rumis Zimmer aufgewacht zu sein und nicht in einer verdreckten Seitengasse. Als ich versuchte, mich an weitere Ereignisse des gestrigen Abends zu erinnern, ertönten von neuem die selben krankhaften Geräusche, welche mich vor ein paar Minuten aus dem Schlaf gerissen hatten.

Kurzerhand entschloss ich mich dazu, den Lauten zu folgen, die mich aus dem kleinen Schlafzimmer heraus in den Flur führten. An den Seiten des Ganges schien geradezu ein Domino aus leeren Energie Drinks aufgestellt wurden zu sein und abwägig fragte ich mich, ob es wohl Kackerlacken in dieser Wohnung gab. Nichts, was ich nicht schon erlebt hatte.

Ich lief bis zum Ende des Flures, dort, wo die Geräusche am lautesten wurden und trat dann in einen noch kleineren Raum ein, der sich schnell, als das Badezimmer herausstellte. An der weißen Keramik Toilette hockten zwei Gestalten. Die eine aufrecht sitzend, die andere in einer schmerzhaften Pose über die Schüssel gekrümt. Die erste von beiden entpuppte sich schnell, als ein bekanntes blondhaariges Mädchen. Ryukyu. Die andere Person war schon ein wenig schwerer auszumachen, da man von dem Kopf nur eine schwarze, zerzauste Mähne ausmachen konnte. Als ich jedoch den weißen Jumpsuit erblickte, wurde mir klar, dass es sich um keinen geringeren, als Toya handeln musste. Die Geräusche, die ich die ganze Zeit über gehört hatte, stammten dabei von der beinahe verzweifelten Art, mit der er seinen Mageninhalt ins Innere der Kloschüssel ausleerte.

14 Days Of SummerWhere stories live. Discover now