Day 8

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>>Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken.<<

Ich war mir nicht sicher, wann genau dieser Satz meinen Mund verlassen hatte. Viel zu lange schon hatte er mir an diesem Tag auf der Zunge gelegen und ihn jetzt endlich laut auszusprechen, fühlte sich auf eine seltsame Art befreiend an.

Der Junge, den ich damit angesprochen hatte, saß auf der anderen Seite des Wohnmobils und achtete strikt darauf, genug Abstand zu mir zu halten. Er hatte sich Richtung Fenster gedreht und sein Blick war starr auf den strahlenden Bildschirm seines Handys gerichtet, auf dem ich von weitem irgendeine Narichten App erkennen konnte.

Der schmale Gang, der unsere beiden Sitzreihen voneinander trennte, fühlte sich, wie der Grand Canyon an und die Stille, um uns herum, war eisig.

Toya mied mich. Das hatte er schon seit gestern Abend getan. Um dies nicht zu bemerken, müsste man wirklich blind oder einfach nur blöd sein.

In gewisser Weise war es meine eigene Schuld, dass es erst so weit gekommen war, das wusste ich. Er war zwar nicht ganz unbeteiligt daran, dass wir uns nun in dieser miserablen Situation befanden, aber der Hauptteil der Schuld lag bei mir und es war meine Aufgabe das Chaos nun wieder zu ordnen.

Ganz genau das war auch der Grund, weshalb ich ihm schon seit heute Morgen, wie ein Baby Kücken seiner Mutter, hinterher watschelte und alles in meiner Macht stehende versuchte, um auch nur die Chance zu einer kleinen Unterhaltung mit ihm zu bekommen.

Ich tat mein bestes, wirklich. Wenn allerdings nur einer von uns zu einem ernsthaften Gespräch bereit war und sich der andere lieber hinter dem Bildschirm seines Handys versteckte, dann führten alle Anstrengungen schließlich in eine Sackgasse.

Es war ermüdend. Ihm die ganze Zeit lang hinterher zu rennen und zu versuchen, durch seine harte Schale hindurch zu kommen. Ich konnte sein Verhalten zwar nach dem, was gestern zwischen uns passiert war, verstehen und hätte in seiner Position wahrscheinlich nicht sehr viel anders reagiert, doch für mich fühlte es sich, wie ein Schlag mitten ins Gesicht an.

Das hier war mein letzter Anlauf.

Sollte er schon wieder nicht darauf eingehen und mich nur weiterhin ignorieren, dann würde ich es wohl endgültig sein lassen, die Taschen packen und zurück zum Pflegeheim, dem Ort an dem alles begonnen hatte, fahren.

Es war nicht leicht so eine Entscheidung zu treffen. Vorallem nicht nach dem ganzen Scheiß, den wir in den letzten Tagen zusammen durchgestanden hatten. Wir kannten uns noch nicht sehr lange, doch die Zeit, die wir bisher miteinander verbracht hatten, schweißte die Bänder zwischen uns nur noch stärker zusammen und machte es umso schwerer, diese wieder zu durchtrennen.

Ich wollte nicht wieder am Start beginnen und so tun, als wären wir nur Fremde, die sich nicht kannten. Ich wollte ihn noch näher kennenlernen, all seine Geheimnisse erfahren und ihn noch tausendmal lachen hören.

Ich wollte ihn nicht ziehen lassen, aber ich war erschöpft und frustriert.

Ich hatte ihm weiß Gott genug Chancen gegeben. Ich wäre nicht der Idiot, der ihm die ganze Zeit über hinterher rannte, ohne dabei auch nur mit dem Arsch angesehen zu werden!

>>Ich versteck mich nicht vor dir.<<

Die Worte klangen wie die, eines bockigen Teenagers, der keinen Lust hatte, mit seinen Eltern zu reden.

Genervt, kalt und verdammt abweisend.

Oh, und eine Lüge waren sie obendrein natürlich auch noch.

Man merkte, es war nicht unbedingt ein guter Ansatz, um ein ernsthaftes Gespräch zu beginnen, doch es war auch die letzte Chance, welche mir noch blieb, um die Dinge wieder gerade zu rücken. Ich würde versuchen müssen, mit dieser Reaktion umzugehen, ob es mir gefiel oder nicht.

14 Days Of SummerWhere stories live. Discover now