Day 4

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In der Nacht hatte ich nicht gut geschlafen.

Ich hatte lange über das Versprechen nachgedacht, welches ich Toya gegeben hatte.

Ich hatte ja schon viele verrückte Ideen in meinem Leben gehabt, doch diese hier toppte wirklich alles!

Ich meine, es war ja nicht einmal nur so, dass ich freiwillig meine Strafarbeit schwänzen würde, nein, bei den Richtern würde es dann wahrscheinlich heißen, dass ich einen todkranken Jungen entführt und in riesige Gefahr begeben hätte. Ihnen wäre es dabei egal, was Toya dazu sagen würde. Solange sie jemanden hatten, dem sie die Schuld in die Schuhe schieben könnten, wären sie zufrieden.

Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, welche Strafe ich für diese Aktion bekommen würde.

Jugendknast, ganz sicher. Vorallem, wenn sie sich die weiteren Straftaten in meiner Akte anschauen würden.

Jugendkanst also...Fragte sich nur, wie lange? Ein halbes Jahr? Ein ganzes Jahr? 13 Monate?

Die meisten Personen hätten diese Idee wahrscheinlich ab diesem Punkt sofort verworfen. Hätten sie ganz nach hinten in ihre Gedanken verband und nie wieder darüber gesprochen.

Jedoch war ich nicht, wie die meisten Menschen und ich hatte lange über diese Idee nachgedacht.

Wahrscheinlich war sie vollkommen verrückt und wahnsinnig. Es gab so viele Risiken und Gefahren, die uns erwarten könnten, sollten wir diesen Scheiß wirklich durchziehen. Es gab viel zu viele Nachteile, um diese Aktion als eine gute Idee abzustempeln, doch ich hatte so lange darüber nachgedacht, bis mein Entschluss zu 100 Prozent feststand.

Wir würden das durchziehen! Ich und Toya! Zwei Männer auf einer Mission!

Das war, wie ein Jungesellenabschied, nur in tausendmal spannender und gefährlicher!

Ich konnte es ganz genau bildlich vor mir sehen.

Ich und Toya, wie wir zusammen hinter struppigen Gebüschen hockten, uns hinter Bäumen tarnten und uns vor vorbeiziehenden Menschen versteckten. Unsere Kleidung mit Matsch und Dreck beschmiert, Narben und rote Schrammen auf unsere Haut und eine abschreckende Kriegsbemalung auf unseren Gesichtern. In unseren Händen selbstgebastelte Spere und Messer, während wir durch die Wildnis streiften, um ein geeignetes Tier zum jagen zu finden.

Diese Gedanken waren absurd, ich weiß.

Wir lebten in Japan. Hier gab es vielleicht ein paar einzelne Parks mit Grünflächen oder vereinzelte Wälder, aber doch keinen Urwald Dschungel mit Lianen, tropischen Früchten und gefährlichen Tieren!

Außerdem war ich mir sicher, dass mein Begleiter mir ohne zu zögern den Kopf abreißen würde, wenn ich ihn irgendwohin in die Wildnis schleppte. Ein kleiner Wald war ja noch in Ordnung, aber für mich sah Toya nicht gerade nach einem Dschungel-Camp Fan aus.

Zugegeben, ich wollte auch nicht dabei sein, wenn er sich dort eine Allergie-Attacke von irgendeiner tropischen Pflanze holte...

Wenn man allerdings übers Abhauen und Wegrennen sprach, stellte ich es mir immer genauso vor. Einsiedler in der Wildnis, deren Überleben jede Sekunde von ihnen allein abhing und die tun und lassen konnten, was sie wollten. Sie konnten ihre eigenen Regeln erschaffen und niemand, niemand wüde sie daran hindern!

Wenn das keine Freiheit war, dann wusste ich auch nicht weiter.

Eigentlich war es ja auch egal, wie genau wir die nächsten Tage verbringen würden. Ob wir in irgendeinem noblen 5-Sterne Hotel übernachteten und stündlich durch vergoldete Gallerien und Museen liefen oder ob wir doch irgendwohin in die Natur fuhren und ein typisches Einsiedler Leben führten.

14 Days Of SummerWhere stories live. Discover now