Day 7

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>>Also, was machen wir heute?<<, fragte ich und unterdrückte mir dabei nur halbherzig ein Gähnen.

Es war bereits nach 12 Uhr und doch fühlte ich mich so, als hätte ich in der Nacht gerade einmal 3 Stunden geschlafen.

Nun, so abwägig war dies auch gar nicht. Ich wusste zwar nicht mehr, wann genau wir gestern ins Bett gegangen waren, doch es war spät gewesen. So viel stand auf jeden Fall fest.

Dies sollte jedoch nicht heißen, dass sich das lange Aufbleiben nicht gelohnt hatte. Ganz im Gegenteil, die Sternschnuppen waren wirklich unfassbar schön gewesen!

Ich hatte ja schon von klein auf so ein Fabel für Sternenbilder und insgesamt den Himmel gehabt. Ich war der Typ Mensch, der sich für Stunden auf ein flaches Häuserdach oder auf eine Wiese legen und einfach nur nach oben schauen konnte. Die vorbeiziehenden Wolken ergaben für mich einfach die schönsten Muster und Formen und die Sonne, welche in meine Augen strahlte, hatte mich seltsamerweise noch nie gestört.

Ich hatte diese Aktivitäten schon geliebt, seit ich ein kleines Kind gewesen war. Es hatte sich mir nie ganz erschlossen wieso, aber ich schätzte, dass es mir einfach ein Gefühl von Freiheit vermittelte. Einen fliegenden Vogel konnte man nicht einfangen. Man musste stumm mit ansehen, wie er an einem vorbeizog und immer weiter empor stieg, bis er irgendwann die Sonne erreichen würde.

Was hätte ich nicht dafür gegeben, meine Menschengestalt aufzugeben und einer dieser gefiederten Gesellen zu werden. Den vorbeiziehenden Wind auf meiner Haut und das Gewicht von zwei treuen Flügeln, die mich stark durch jeden Sturm tragen würden, zu spüren.

Hachja, fliegen musste sich einfach nur herrlich anfühlen!

Niemand schaffte es dich zu erreichen und du warst frei von allen abwärtenden Blicken und dummen Kommentaren. Vollkommen losgelöst von den Gesetzen. Es gab nur dich und den Wind. Wer dies nicht, als pure Freiheit anerkannte, für den hatte ich keine Worte mehr übrig.

Bei meiner Frage drehte sich Toyas Kopf, der gerade noch in Richtung Fenster gezeigt hatte, zu mir um.

Die dunklen Ringe unter seinen Augen konnte er zwar durch seine Narben gut verstecken, doch auch so musste ich nur einen Blick auf ihn werfen, um zu erkennen, dass er genauso erschöpft war, wie ich. Womöglich sogar noch erschöpfter.

Die Haut, welche nicht von dem dunklen Narbengewebe bedeckt war, wirkte heller und matter, als üblich, seine Augenlieder waren nur zur Hälfte aufgeklappt und selbst seine Haare hingen heute ein wenig schlapper nach unten.

Das lange Aufbleiben gestern schien ihm wirklich zugesetzt zu haben.

Verständlich, ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jemals im Pflegeheim so lange wach geblieben war. Es gab ja auch keinen Anlass dafür, außer womöglich, wenn die Schmerzen ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Wahrscheinlich arbeitete sein Körper gerade auf Hochtouren, um sich an diesen ungewohnten Tages Rythmus anzupassen.

Auch sein Verstand schien durch die Erschöpfung langsamer zu arbeiten, als ich und auch er selbst es gewohnt waren und so benötigte er einen Moment, um meine Worte zu realisieren. Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich auf sein Gesicht und er zuckte kurz mit den Schultern.

>>Ich bin mir noch nicht sicher. Eigentlich gibt es noch andere Dinge, die ich mir in dem Wald und etwas außerhalb davon ansehen wollte, aber ich glaube nicht, dass wir beide heute im richtigen Zustand zum wandern sind.<<

Eigentlich gestand ich mir nur ungern meine Schwäche ein und gab sie noch ungerner an andere preis, doch bei dieser Sache musste ich ihm wirklich Recht geben.

Wir waren beide defintiv viel zu erschöpft dafür, noch einmal stundenlang durch den Wald zu marschieren.

Mir machte es zwar im Grunde nichts aus lange wach zu bleiben oder auch einfach die ganze Nacht durchzumachen, doch dafür war das Aufstehen schon immer eine Qual gewesen. Ich war einfach ein typischer Langschläfer und könnte vermutlich den ganzen Winter in einem weichen und warmen Bett durchpennen, wenn es nur leider nicht genug Personen gäbe, die etwas gegen diese Idee hätten.

14 Days Of SummerWhere stories live. Discover now