1. Vielen Dank dafür, Harry Potter!

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Es herrschte eine Eiseskälte und mit jedem Schritt, den die junge Frau machte, wirbelten kleine Schneeflocken durch die Luft. Verwirrt sah sich Livia um, sie befand sich in einem langen, dunklen Gang. Es gab keine Lichtquelle, dennoch hatte sie keine Probleme zu sehen. Sie hätte sich natürlich fragen können, wieso dem so war, aber dann hätte sie sich auch wundern müssen, woher der Schnee in einer offensichtlich geschlossenen Räumlichkeiten kam.

Obwohl... woher wollte sie wissen, dass es sich um einen geschlossenen Gang handelte? Beide Richtungen des Korridors verliefen ins Schwarze. Livia überlegte kurz, ob das Licht von ihr kam, bevor sie sich der Entscheidung widmete, welche Richtung sie einschlagen sollte und unsicher die ersten Schritte machte. Aber, sie als Lichtquelle würde noch weniger Sinn ergeben und diese Situation konnte nur noch eine bestimmte Menge an Sinn verlieren, bevor sie zu einem abstrakten Konstrukt, ähnlich eines Picasso Bildes, wurde. Livia lief immer noch zögerlich  in ihre gewählte Richtung, der Schnee knirschte dabei unter ihren Turnschuhen.
Sie rieb sich über die Arme, ihre Kleidung half kaum gegen die Kälte und selbst ihr Atem war sichtbar in der kalten Luft. Ein ungutes Gefühl hatte sich in ihrem Brustkorb ausgebreitet und sie warf schnell einen Blick über die Schulter. Aber hinter ihr lag nur still und dunkel der Gang, der sich in keiner Weise von dem vor ihr unterschied.

Er schien endlos zu sein, oder sie bewegte sich nicht von der Stelle. Der Schnee bedeckte nur fein den Boden, dennoch genug, dass ihre Schuhabdrücke hätten sichtbar sein müssen. Aber wann immer sie einen paranoiden Blick zurück warf, war der Schnee unangetastet.

Sie ging weiter, von irgendwo konnte sie ein regelmäßiges Klopfen hören. Nein, kein Klopfen, ein Pochen. Nicht, dass es die ganze Situation weniger unheimlich machen würde. Sie wurde etwas langsamer, alles in ihr zog sich zusammen und sie schauderte. Es klang etwas, wie ein Herzschlag. Für eine Sekunde dachte Livia, es sei ihr eigener Puls, der in ihren Ohren rauschte, aber das Pochen wurde deutlich lauter. Vielleicht war es keine so gute Idee, sich auf so etwas zuzubewegen.

Sie sympathisierte momentan sehr mit Moses, als der von dem Wal verschluckt wurde. Moment! War Moses nicht der, der das Meer geteilt hatte und in der Wüste rumirrte? Wie konnte er dann von einem Wal verschluckt werden? Das musste jemand anderes gewesen sein, aber Livia hatte im Religionsunterricht nie richtig aufgepasst.
Der endlose Gang schien in der Tat ein Ende zu haben, in Form einer mit Metall beschlagenen, alt aussehenden Holztür.
Sie streckte ihre Hand aus, das Pochen war mittlerweile so deutlich zu vernehmen, dass sie das Gefühl hatte, ihren eigenen Herzschlag kaum noch zu spüren. Ihr Brustkorb hob und senkte sich rasch und immer weiter breitete sich das Gefühl von Panik darin aus. Dennoch umfasste sie die eiskalte Klinke und drückte diese runter bevor sie einen leichten Druck darauf gab. Die Tür gab nicht mal ein Ächzen von sich. Livia versuchte es erneut, das Pochen schwoll währenddessen immer weiter an. 

Frustriert ließ sie davon ab und warf einen weiteren hektischen Blick über die Schulter in den Korridor, aber sie war nicht mehr im Gang. Eine solide Mauer war wenige Schritte hinter ihr erschienen und veränderte ihre Umgebung von einem Gang zu einem Raum, mit dem einzigen Ausweg durch die Tür. Ihr Magen zog sich erneut zusammen, sie fühlte sich, als hätte jemand ihr einen Eiszapfen unter das Shirt geschoben.

Es lief ihr kalt den Rücken herunter und sie keuchte auf. Erneut rüttelte sie an der Tür, die nach wie vor keinen Wank machte. Ihre Befürchtungen bestätigte sich, sie war eingesperrt. Das Pochen war mittlerweile unerträglich laut, dass Livia das Gefühl hatte, ihr Trommelfell würde gleich platzen. Sie schüttelte den Kopf und in ihrer Verzweiflung schlug sie gegen die Tür. Panik hatte ihren Körper vollkommen ergriffen. Sie musste da heraus... weg von dem Pochen.

Etwas Dünnes schlang sich plötzlich fest um Livias Handgelenk und riss sie rückwärts von den Füssen.
Sie schrie auf und auf einmal war alles hell.

Das Herz der HexenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant