18. Minh brennt ein historisches Gebäude nieder

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Livia brauchte keine Vision, um zu wissen, dass es eine dumme Idee war. In letzter Zeit hatte sie lauter dumme Ideen und konnte nur hoffen, dass es für sie nicht zur Norm wurde.

Eisige Luft umfing sie als sie die Treppe heruntereilte, dabei stolperte sie mehrmals fast die steilen Stufen runter.
Im Keller war es stockdunkel, nur die immer noch brennende Kerze im Raum gab Livia eine Orientierung wo sie hin musste.

Vorsichtig trat sie von der letzten Treppenstufe und streckte tastend die Arme nach vorne, bis sie die kalte Mauer unter ihren Fingern spürte.
Sie tastete sich weiter, den Blick fest auf das flackernde Licht am Ende des Ganges gerichtet, mit den Händen fuhr sie dabei über die raue Wand.

Livia dachte wieder an ihre Vision im Zug zurück. An den feinen Schnee, in dem sie keine Spuren hinterließ und die winzigen Schneeflocken, die durch die Luft gewirbelt waren, damals schien der Gang endlos zu sein. Davon ließ sich nur die unglaubliche Kälte, die Livias Zähne zum Klappern brachten, in die Wirklichkeit übertragen. Sie hatte das Gefühl, es war noch kälter als bei ihrem ersten Ausflug hier runter.

Endlich erreichte sie die zweite Tür und zog sie mit tauben Fingern weiter auf.
Der Raum hatte sich glücklicherweise nicht verändert. Im gelblichen Licht der Kerze lagen die Wurzeln des Herzbaumes und warfen gespenstige Schatten an die Wände.

Livia machte einen Schritt darauf zu und trat dabei über ein paar auf dem Boden liegende Wurzeln, die sie abgetrennt hatten. Sie trat näher an das grosse Wurzelgeflecht heran und streckte eine Hand aus. Man konnte deutlich erkennen, dass in der Mitte mal etwas gewesen war, das jetzt fehlte.

Die Kerze auf dem kleinen Hocker flackerte und Livia warf einen Blick auf sie. Vielleicht würde es einfacher gehen, wenn sie die Kerze verwendete, um die Wurzeln abzubrennen, sie schienen genug trocken zu sein für das. Sie blickte nachdenklich auf die Flamme, erst jetzt bemerkte sie, dass der Wachs angeschmolzen war. Die Kerze war also schon mal benutzt worden, bevor man sie in den Keller gebracht hatte.

Die Kerzenidee schien nicht schlecht zu sein und Livia machte einen Schritt auf sie zu. Doch bevor sie den Hocker erreichen konnte, schlang sich etwas fest um ihr Handgelenk an derselben Stelle wie schon in der Vision.

Sie keuchte auf und riss an ihrem Arm, was die Wurzel nur noch satter um ihr Handgelenk werden ließ. Sie griff mit der anderen Hand nach der Wurzel, als sich eine weitere unbemerkt über ihren Schuh und um ihr Sprunggelenk schlängelte.

Sie schrie auf, als sie auf den steinernen Boden knallte. Weitere Wurzeln schlangen sich ihr Bein hoch und zogen sie weiter in die Mitte.
Livia schaffte es gerade noch, mit einer Hand ein Bein des Hockers zu fassen zu kriegen. Der Hocker scharrte über den Boden, als Livia ihn ein Stück mitschleifte. Die Wurzel um ihr Handgelenk zog sich so satt zusammen, dass Livia das Gefühl hatte, es stoppte den Blutfluss und sie ließ ungewollt das Bein des Hockers wieder los.

Sie presste die Hände auf den Boden und krallte sich so gut es ging in den Stein, während sie versuchte gegen den Zug der Wurzeln anzukommen.
Ein erstickter Schrei drang aus ihrer Kehle als sie sich mit aller Kraft nach vorne presste, ihre Fingernägel kratzen über den Boden. Sie streckte die Hand nach dem Hocker aus, doch ihre Fingerspitzen streiften nur über das Holz, bevor sie von den Wurzeln weiter zurückgezogen wurde.

Sie hatte dem Haus das Herz weggenommen und jetzt nahm sich das Haus ein neues Herz.

Aber während Wilhelmina freiwillig ging, hatte Livia absolut keine Lust sich hier zu opfern.
Mit einem Ruck drehte sie sich auf den Rücken und kickte die anderen Wurzeln zurück. Endlich schaffte sie es die Wurzel, um ihr Handgelenk zu lösen, wütend schrie sie auf, während sie versuchte auch ihr Bein freizukriegen.
Etwas wickelte sich grob um ihren Oberarm und zog fest daran, aber es war keine Wurzel.

Das Herz der HexenWhere stories live. Discover now