16. Laertes ist ein miserabler Superschurke

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»Bedeutet das... «, begann Minh, aber sie beiden wussten, was es bedeutete... Laertes war im Haus.

Livia rappelte sich auf. »Warte hier!«, befahl sie Minh und wandte sich ab, doch Minh schnappte nach ihrem Handgelenk und kam selbst auf die Beine.
»Was hast du vor?«, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen.
»Ich habe vor mit ihm zu sprechen«, antwortete Livia und versuchte sie zu beruhigen. »Ich habe schon mal mit ihm Gesprochen, vielleicht ist nicht ganz so verrückt, wie man meinen könnte.« Sie zweifelte an ihrer eigenen Aussage.
»Der Typ versucht seit 400 Jahren an das Herz zu kommen!«, erwiderte Minh. »Der einzige Grund, warum du die Linie zu verrückt nicht siehst, ist, weil er schon Kilometer darüber ist!«, fauchte sie.

»Wir müssen etwas unternehmen. Und er weiß vermutlich ziemlich genau, dass mindestens eine Person noch hier ist.« Livia seufzte, Calla hatte sich verrechnet. Laertes hatte es nicht auf sie draußen und den Schlüssel abgesehen, sondern auf das Herz.
»Halte du dich bedeckt, versuche wenn möglich die Versieglung aufzuheben. Ich werde versuchen mit ihm zu sprechen«, sprach Livia weiter. Ihm fehlte immer noch den Schlüssel, das gab ihnen einen Vorteil. Hoffte sie zumindest.
Doch Minh umklammerte ihr Handgelenk nur noch fester. Livia nahm ihr Gesicht zwischen die Hände. »Das Herz ist nicht, was er das Gefühl hat, was es ist«, sagte sie sanft. »Ich habe das Herz gesehen. Er wird nie an Wilhelminas Macht kommen, versprochen.«

Möglichst leise schlich Livia die Treppe herunter.
Ihr Verdacht bestätigte sich, Laertes stand in seinem langen, brauenden Mantel im Eingangsbereich als hätte er alle Zeit der Welt, eine Hand hatte er auf den Stamm des Herzbaumes gelegt.

Livia schluckte schwer, bevor sie einen weiteren Schritt nach vorne machte, wo er sie sehen konnte. Seit ihrem Gespräch und spätestens seit den Skeletten hatte er etwas seiner düsteren-Hexenmeister-Vibes eingebüßt. Das bedeutete aber nicht, dass Livia keine Angst hatte, immerhin hatte er bereits gezeigt, dass er bereit war über Leichen zu gehen.

»Laertes!«, rief sie mit fester Stimme und hoffte, dass er die Angst dahinter nicht hören konnte. Plötzlich war sie sich den kleinen Schlüssel in ihrer Hosentasche so stark bewusst, als hätte sie ihn vor dem Versorgen an drei Backsteine gebunden. »Wie sagt man? Man trifft sich immer nur dreimal im Leben?« Sie grinste auf ihn nieder.
Laertes nahm die Hand von dem Baum und sah zu ihr hoch. »Ich hätte bereits auf das erste Mal verzichten können.«

Livia machte einen Schritt, die erste Treppenstufe runter. »Sag mir, ist dein Plan für heute Abend so weit aufgegangen oder hattest du die Hoffnung, dass alle auf Skelett-Jagd gehen?«, fragte sie. Sie wusste selbst nicht genau, was sie tat aber sie machte zuversichtlich weiter damit.
»Es spielt keine Rolle, wer im Haus bleibt, solange es nicht der Beschützer ist«, antwortete er ihr und verschränkte die Arme. Seine dunklen Augen beobachteten jede ihrer Bewegungen genau.
»Ist Margery der Beschützer des Hauses oder Calla?«
Er beobachtete sie weiter, wie sie langsam die Treppe herunterkam. »Margery, Calla ist der Hüter des Hauses.«
Livia nickte, ihr war nicht bewusst, dass es da eine Aufteilung gab. Welche Rolle Aramis wohl hatte? 

»Erzählst du mir deinen Plan?«, hakte sie nach, da er nicht wie sonstige Superschurken gleich mit einem Monolog gestartet hatte. Sie erwartete keine Musical-Nummer oder eine PowerPoint, aber etwas mehr Eigeninitiative von ihm wäre nett. Laertes zog nur die Brauen hoch, begann dann zu ihrer Verwunderung aber doch zu sprechen. »Ich weiß, dass Margery sehr sensibel ist, was Magie anbelangt. Aber ich dachte, sie würde die Baustelle auskundschaften, nicht du. Schlussendlich spielt es aber keine Rolle, ich bin hier und ein großer, der gefährliche Teil von euch da draußen.« Mittlerweile standen sie sich gegenüber.

»Das war eine nette Idee mit den Skeletten. Interessanter Zauber«, gab Livia zu.
Laertes lächelte. »Was hältst du von meinem Versieglungszauber? Ich musste mehrere Zauber miteinander verflechten, bis ich das mit dem Nebel geschafft habe. So konnte der Zauber an den richtigen Platz kommen, und fällt erst auf, wenn es bereits zu spät ist.«

Das Herz der HexenWhere stories live. Discover now