15. Da sind ein paar Skelette auf der Flucht

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Livia sah sich um, doch es schien niemand in der Küche oder dem Wohnzimmer zu sein.
»Hey!«, rief sie durch das Haus, bekam aber keine Antwort.
»HEY!«, brüllte sie erneut. Jetzt konnte sie zufrieden mehrere Türen und Schritte auf der Treppe hören.

»Was ist? Ist dir auf der Baustelle etwas aufgefallen?«, fragte Margery, die die Treppe heruntergeeilt kam. Aramis folgte ihr etwas gemächlicher und auch Calla mit ihrem Stock konnte den Geräuschen nach, nicht mehr weit entfernt sein.
»Was schreist du hier so herum?«, fragte Aramis. Livia hätte ihm gerne einen bösen Blick zugeworfen, aber momentan war ihr alles egal, sie hatte genug von diesem Tag.
»Die Skelette sind abgehauen«, antwortete sie stattdessen.
»Die was?«
»Die Skelette!«, wiederholte sie, als wäre die Verwirrung ein akustisches Missverständnis gewesen.

»Ist etwas passiert?«, rief Calla vom oberen Treppenansatz herunter.
»Ich war bei der Baustelle, oben an der Straße, weil Margery da etwas Seltsames gespürt hatte. Die Skelette da...«, Livia stoppte, um es ganz klar auszudrücken, »... sind zum Leben erwacht... und abgehauen!«
»Was meinst du mit abgehauen?«, fragte Aramis nach.
Livia drehte sich zu ihm. »Ich meine damit, dass irgendwo in dieser Stadt vier nicht vollständige, aber verdammt schnelle Skelette rumrennen und zwei weitere sind bei der Baustelle eingesperrt.«

»Haben sie dich attackiert?«, wollte Margery sofort wissen und musterte Livia besorgt.
»Nein, haben es nicht einmal versucht und ich habe das Gefühl, das ist ein Problem, aber ich weiß noch nicht, ob für uns oder für Laertes.«
Margery drehte sich zu Calla. »Wir können sie mit einem Spruch aufspüren, der auf Magier reagiert. Wenn Aramis, Minh, Livia und ich gehen, geht das schnell. Wir müssen uns nur gut koordinieren, dass wir nicht etwas magischem hinterherjagen, dass nichts damit zu tun hat.«

»Der Spruch lässt sich relativ gut lösen, sobald man den Dreh raus hat. Es ist wie ein Rätselspiel«, meinte Livia. Sie wusste, eigentlich hätte diese Situation sie aufwühlen sollen, aber ihre Laune war gerade ziemlich im Keller und emotional hatte sie den Tag bereits für beendet erklärt.
Calla überlegte und in ihrem runden Gesicht bildete sich tiefe Falten.
»Dann würde ich alleine im Haus zurückbleiben«, überlegte sie laut. »Was plant Laertes?«
Livia zuckte mit den Schultern. Das war wohl die Millionenfrage bei ihrem 'Wer wird Millionär - 400 Jahre Gegner Edition'

»Wir könnten Minh und Livia nach den Skeletten schicken und selbst im Haus bleiben«, schlug Aramis vor als er Callas Missmut über ihr Zurückbleiben bemerkte.
Calla schüttelte den Kopf. »Mit den Nachtfaltern hätte er uns schon mal überrumpelt, ohne die beiden. Außerdem wäre das eine zu offensichtliche Lösung und vor allem alleine geben sie gute Ziele ab. Er könnte jemand als Erpressungsmittel benutzen. Ich weiss nicht, zu was für Mitteln er bereit ist zu greifen, jetzt da sich das Zeitfenster schliesst.« Sie wandte sich an Livia. »Die Skelette sind in verschiedene Richtungen gerannt?« Livia nickte bestätigend.

»Dann versucht er uns zu trennen!«, sprach Calla weiter. Aber vielleicht waren Skelette einfach keine Rudeltiere, überlegte Livia. Oder sie haben sich zu Lebzeiten nicht gut verstanden.
»Wir können die Skelette nicht einfach da draußen rumrennen lassen. Stell dir vor, was passieren würde, wenn mehrere bei Tageslicht gesichtet werden«, meinte Margery energisch. »Außerdem wissen wir nicht, ob sie vielleicht doch aggressiv werden.«

»Sie scheinen zumindest eine Vorliebe für Knochen zu haben«, fügte Livia weniger hilfreich hinzu. Sie wusste, dass es falsch war, aber irgendwie würde sie es schon interessieren, was in der Stadt los wäre, wenn sie die Skelette nicht einfangen.
»Ich und Minh und Margery mit Livia?«, schlug Aramis vor, doch wieder schüttelte Calla den Kopf.
»Die Schutzzauber sind momentan zu schwach, Laertes könnte sie überwinden und ich bin auch nicht mehr die Stärkste. Außerdem habe ich den Schlüssel zu Kellertür.«

Das Herz der HexenWhere stories live. Discover now