#22 - Ich bringe Jemanden aus der Fassung und bekomme Besuch aus der Unterwelt

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"Ich werde da nicht hingehen", stöhnte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Kissen.
"Warum denn nicht?", fragte Louis. Ich schnaubte genervt. "Wegen gestern."
"Du hast Samstags eh nichts zu tun."
"Ich. Gehe. Da. Nicht. Hin. Soll er doch hier auftauchen."
Es wurde nichts mehr gesagt, ich hörte nur noch meine Tür zuknallen. Endlich gab er Ruhe. Ich krabbelte aus meinem Bett, um meine abstehende Haarpracht zu kämmen.
Ehe ich anfangen konnte, wurde ich von Louis nach unten bestellt.
Mit null Enthusiasmus lief ich die Treppe wieder runter, damit ich, als ich unten angekommen war, am liebsten ganz schnell wieder hoch laufen würde. Chris lehnte mit den Händen in den Hosentaschen an der Wand und Lou grinste mich schadenfroh an. Verdammt.
"Also dann, ich bin im Wohnzimmer. Mum möchte mit ihrer 'Es-tut-mir-leid-dass-wir-nicht-da-waren' Rede fortfahren. Klärt, was auch immer ihr zu klären habt", sagte Louis in die Stille. Ich starrte meine Socken an, die auf einmal hochinteressant waren. "Ich wüsste nicht, was es da zu klären gibt", murmelte ich. "Was?", fragten Louis und Chris synchron, doch ich winkte nur ab.
"Ciao. Führt ein schönes Gespräch." Mit diesen Worten verschwand mein Bruder wieder im Wohnzimmer.
"Also, was gibt's?" Fragend sah ich Chris an. Er fasste sich an den Hinterkopf. "Uhm, eigentlich wegen..-"
"Hat es dir die Sprache verschlagen?", spottete ich. Schneller als mir lieb war, stand ich plötzlich an der Wand und Chris ganz nah vor mir. Seine Hände hatte er neben meinem Kopf positioniert. "Mir verschlägt es nie die Sprache", sagte er leise. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "Sicher? Vielleicht sollten wir das ändern", flüsterte ich heiser.
Chris grinste. "Also dir hat es offensichtlich die Sprache verschlagen. An wem liegt das wohl?"
"Mir. Gerade mir, wird es niemals wegen DIR die Sprache verschlagen. Eher sterbe ich. Ich denke es ist eher umgekehrt."
Chris hob eine Augenbraue. "Soweit wird es niemals kommen."
"Ach ja?"
Dann küsste ich ihn. Als ich ihn von mir wegdrückte, grinste ich Chris siegessicher an. Dann schob ich ihn zur Haustür. "Von wegen, du wirst niemals sprachlos sein."
"Das war nicht fair. Du spielst nicht mit fairen Mitteln", murmelte er und diesmal klang er heiser. Ich kam so nah, dass meine Lippen Millimeter von seinen entfernt waren. "Wir haben nie gesagt, dass man mit fairen Mitteln spielen muss", flüsterte ich. Dann drückte ich noch einmal meine Lippen auf seine und knallte ihm anschließend die Tür vor der Nase zu. Ich legte meinen Kopf seitlich an die Tür, denn Chris wollte mir anscheinend noch etwas mitteilen. "Das wirst du bereuen", hörte ich es leise, dennoch deutlich durch die Tür. Ich lächelte nur.
Ich lief die Treppe hoch, um James anzurufen. Wir hatten das letzte Mal vor zwei Wochen telefoniert. Eindeutig eine zu lange Zeitspanne.
"Hallo?", kam es aus dem Hörer.
"Hello Jamsie", flötete ich.
"Na, wie geht's?" Ich konnte mir sein traumhaftes Grinsen deutlich vorstellen. "Jamie, komm endlich. Wir wollen los", rief plötzlich jemand. "Sorry, Süße. Muss los. Ich ruf dich später zurück."
"Vergiss mich nicht", sagte ich und lächelte.
"Niemals. Weißt du doch."
"Hab dich lieb."
"Ich dich auch."

"Also, sag mal, was habt ihr da am Laufen?", fragte Lou. Ich drehte mich so auf meinem Bett, dass ich unmittelbar neben ihm lag. "Nichts", flötete ich. "Euer Gespräch klang aber ganz anders."
"Du hast gelauscht?"
"Mit halbem Ohr zugehört. Was hatte diese kurze Stille zu bedeuten?"
Ich verfluchte es immer wieder, dass Louis' Gehör genauso gut ausgeprägt, war wie meins. Es war zum Weglaufen. "Nichts. Da wussten wir beide nicht, was wir sagen sollten", log ich. Skeptisch betrachtete mein Bruder mich, sagte aber nichts. "Missbrauche nicht mein Vertrauen, kleine Schwester."
Während wir auf der Couch in unseren Schlafanzügen rum lungerten, (Der bei mir nur aus kurzer Hose und kurzem Tshirt bestanden, sollte nur bequem sein) ließen Mum und Charles sich Essen servieren. Wir hatten sie dazu überredet, an diesem Abend essen zu gehen. Wir hatten es geschafft, obwohl Mum ein harter Brocken gewesen war.
"Roose, dein Handy klingelt", sagte Lou plötzlich. Es stimmte, aus der Küche konnte man deutlich den Soundtrack von Herr der Ringe hören. James rief zurück.
"Hay."
"Hallo, allerliebste Rose. In London habe ich ein Kleid gesehen, in dem du fantastisch aussehen würdest."
Grinsend kam ich ins Wohnzimmer zurück und stellte den Lautsprecher an. "Lou, sag dem Hippianer Hallo."
"Wurde auch Zeit, dass er zurück ruft."

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