#39 - Ich überstehe ein Familientreffen und meine Grandma

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Manchmal fragte ich mich, ob es überhaupt noch möglich war, dass ich einen normalen Tag erlebte. Am Donnerstag wurde ich mit meinem Onkel und einer wissenden Tessa konfrontiert, gestern hatte ich krank im Bett zugebracht und heute würde ich zum ersten Mal meinen Vater treffen. Ich schloss daraus, dass ich keinen normalen Tag mehr hinter mich bringen konnte. Jetzt, wo ich mir so richtig über die Lage bewusst wurde, wollte ich am liebsten nicht mehr aus meinem Zimmer kommen. Ich hatte verdammt viel Angst davor, meinen Vater zu treffen. An diesem Tag hatte ich eigentlich Angst davor, jede mir erdenkliche Person zu trefffen. Liebend gerne hätte ich mich für den Rest des Tages in meinem Zimmer eingesperrt, um mit niemanden reden zu müssen. Selbst mit Louis wollte ich nicht reden. Ein Blick auf die Uhr, die über meinem Schreibtisch hing, sagte mir, dass es erst neun Uhr war und ich so mit, noch fünf Stunden Zeit hatte, um mich auf dieses Treffen vorzubereiten. Mein Plan war es eigentlich, die restlichen Stunden in meinem Zimmer zu verbringen, mit oder ohne Essen. Vielleicht würde ich ja dann ohne Essen im Magen beim Treffen umkippen, ohnmächtig werden, so dass ich das komplette Treffen verpassen würde. Das wäre perfekt.

Ich musterte mich selbstkritisch im Spiegel, als ich meine roséfarbene Bluse ein letztes Mal glatt strich, bevor ich sie in meine schwarzen High Waisted Jeans steckte, aber so, dass sie immer noch locker hing.
"Rose kommst du?"
Louis trat ein, nachdem er einmal kurz geklopft hatte. Ich nickte. "Bin so weit."

In meinem Gedanken schrillten überall  Alarmglocken, die dann immer so rot leuchteten, wahrscheinlich um mir selbst klar zu machen, dass ich log. Wenn ich nämlich eins nicht war, dann bereit, für dieses Treffen. Ich hatte Angst, die mit jeder Treppenstufe, die ich auf unser Wohnzimmer zu machte, stieg.
Oh. Mein. Gott. Mein Herz raste, so stark sogar, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob Louis es mitbekam. Als ob er es tatsächlich hörte oder meine Gedanken lesen konnte, drückte er beruhigend meine Hand. Ich schluckte. Wer weiß, ob ich überhaupt ein Wort über die Lippen bekam, wen der Augenblick gekommen war. Scheiße, ich hatte solche Angst. Im runden Flur stand bereits Mom, die anscheinend vor hatte, mit uns zu warten. Ich wollte aber gar nicht warten. Ich wollte viel lieber aus dem Fenster springen, um hoffentlich lebend, in ein Krankenhaus gebracht zu werden. Das war dann ganz offiziell Plan B.

In Plan C könnte ich ja eine Panikattacke vortäuschen und dann auch noch ganz ausversehen, das Outfit meiner Mutter mit Essen ruinieren. Das als das erste Geräusch ertönte, welches einen kommenden Fahrstuhl ankündigte, klang Plan B ziemlich verlockend. Zum Glück waren es aber nur Kate und Emily. Während ich mich aus meiner Starre lösen konnte, um Emily zu umarmen, blieben unsere Mütter auf reichlich Abstand stehen und beäugten sich misstrauisch.
"Was führt uns nach New York, große Schwester?", fragte Kate schließlich. Schon mal das Wort Begrüßung gehört? Naja, aber ich würde Isobel als kleine Schwester auch nicht freudestrahlend in den Arm fallen. "Hab ich dir doch am Telefon gesagt."
Sie schnaubte. "Was steckt dahinter?"
"Dein großer Bruder."
Emilys Pupillen wurden größer. "Was?" Sie schnappte nach Luft. "Was heißt hier größerer Bruder?"
"Das sollten wir klären, wenn er hier ist", sagte Isobel. Ihre jüngere Schwester warf die Hände in die Luft. "Wer tanzt denn heute noch an?" Sie lachte, was vielleicht ein wenig hysterisch klang. "Mutter? Dein Exmann?"
Ich schnalzte mit der Zunge. "Es werden sogar beide da sein. Ich verstehe den Nutzem von Grandma zwar immer noch nicht, aber ich hinterfrage in diesem Haus nichts mehr."

Emily tat mir sehr Leid. So plötzlich mit dem Ganzen konfrontiert zu werden, war auf keinen Fall leicht. Immerhin hatten auch Louis und ich es auf die selbe plötzliche Weise erfahren. Gerade als Kate zu einer neuen Schimpftiare ansetzen sollte, öffnete sich die Fahrstuhltür noch ein Mal. Es waren Robert und Tess.
Emily hob entgeistert beide Augenbrauen. "Was zum Teufel macht sie - das sie betonte sie besonders schockiert und abwertend zu gleich - denn hier?"
Louis grinste schief und trat von einem Bein aufs andere. "Das, liebe Zwergencousine, ist meine zweite Cousine. Ein weiterer Junge ist in dieser Familie offensichtlich nicht möglich." Er schnaubte.
Emily raufte sich die Haare und zeigte auf Tess. "Ernsthaft? Ihr verarscht mich nicht? Ohne Scheiß?"
Tess hatte sich zu uns gesellt. "Keine Verarsche. Ich hätte es auch lieber anders, das kannst du mir aber glauben."
Ich seufzte. "Anstatt euch mit Blicken gegenseitig zu töten, gebt euch die Hand findet euch dsmit ab, dass ihr Cousinen seid. Em, es hätte schlimmer kommen können. Stell dir vor, es wäre Selina oder Lindsay." Abwartend ließ ich meinen Blick zwsichen den zwei Blondinen wandern, damit sich sich endlich die Hand gaben. Schließlich packte ich Emilys Arm und hielt in Tess mit aller Gewalt hin. Diese rollte mit den Augen und hab Emily die Hand.
"Tessa."
"Emily."
Ich warf meinem Zwilling einen Blick zu. Er formte mit den Lippen die Worte: "Das wird schon alles."
"Vielleicht", erwiderte ich genauso stumm. Lou legte einen Arm um meine Schulter.
"Ganz sicher." Diese Worte sprach er laut aus.

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