#44 - Ich werde mir über endlose Liebe bewusst und telefoniere mit meinem Dad

1K 84 16
                                    

Das kalte Wasser floss an meinem Rücken herab. Ich hasste es eigentlich morgens duschen zu gehen, aber heute morgen war in folge eines Alptraums um fünf Uhr aufgewacht, weswegen ich jetzt unter der Dusche stand. Ich war eine Kaltduscherin, schon seit Ewigkeiten. In meinem Traum wurde die ganze Welt von einer Art Bessere-Menschen-Apokalypse befallen, allerdings waren sie das pure Böse. Sie sahen aus wie Menschen, nur das ihre Haut kalkweiß war und sie viel, viel schlauer als normale Menschen waren. Als ich einens abends alleine in New York unterwegs war, wurde ich gebissen und in eine von ihnen verwandelt. Eigentlich ziemlich blöd, da sie böse waren. Mal abgesehen davon, dass der Traum ziemlich komisch verlief, hatte deren Anführer auch noch eine sehr, sehr große Ähnlichkeit mit Isaac gehabt. Als ich erfahren hatte, dass er verlobt war, war ich aufgewacht. Ich hätte am liebsten noch tausende dieser Träume durchlebt, nur um nicht in die Schule zu müssen. Ich musste mit Lily reden, ob mir das nun gefiel oder nicht, ob es ihr gefiel oder nicht. Sie musste ja erfahren, dass ich irgendwann verzeihen würde.

Ich stellte den Duschkopf ab, wickelte mir ein Handtuch um und stieg aus der Dusche. Ein Vorteil am Kalt Duschen war eindeutig, dass der Spiegel nie beschlagen war. Ziemlich praktisch. Die Sachen, die ich anziehen würde, lagen bereits bereit. Mein Handy, welches neben unserem Waschbecken lag, zeigte mir an, dass es erst sechs Uhr, zwei Stunden hatte ich somit noch. Zwei Stunden, bestehend aus purer Langeweile. So leise wie möglich tapste ich durch den Flur zurück in mein Zimmer, welches sich genau am Ende des Flurs befand. Noch vier Tage, schoss es mir durch den Kopf. Die Weihnachtstage würden wir noch bei Mom verbringen, aber danach waren wir bis zum Ende der Ferien bei Dad. Es war klar, auf welche Zeit ich mich mehr freute. Chrisi und Brian würden ebenfalls da sein, mit der Nachricht, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Nachdem ich mich angezogen hatte, setzte ich mich in meinen Sessel und hörte einfach ein bisschen Musik, bis Leben in unser Appartment kam, welches aus einem wachen Louis bestand.

Dafür, dass er gestern seine Exfreundin auf ziemlich plötzliche Weise wiedergetroffen hatte, war er ziemlich munter.

"Du bist aber gut gelaunt." Ich lachte, während ich mein Glas mit Orangensaft füllte. Es war lange her, dass wir uns zum letzten Mal morgens in der Küche aufgehalten hatten, was vermutlich daran lag, dass Mom und Charles noch schliefen und daher noch nicht die Küche mit ihrer Anwesenheit verpesteten. Es klang ziemlich fies, wenn ich genauer darüber nach dachte, aber Mom war auch fies. Sie wollte uns auch diesen Morgen nicht mit Hersehl fahren lassen. So etwas war gemein, ziemlich gemein sogar, besonders für verwöhnte Kinder, wie uns. Ich gab es ja selber zu, dass wir verwöhnt waren, aber uns ihn praktisch 'wegzunehmen', ging zu weit. Für mich jedenfalls. Ich hasste Busfahrten nämlich, seit ich mir angewöhnt hatte, entweder Taxi oder Limousine zu fahren.

Louis grinste mich an. "Ich weiß überhaupt nicht warum, aber meinetwegen." Er zuckte mit den Schultern. "Ich hab nichts dagegen."

Mich beschlich das dumpfe Gefühl, dass er möglicherweise wegen Lily so gut drauf war. Laut ausgesprochen, würde es aber ziemlich abwegig klingen. Stattdessen hob ich ein zweites Glas. "Orangensaft?"

"Gerne."

"Noch acht Tage bis Weihnachten, kannst du das glauben?", fragte ich Lou. Dieser schüttelte den Kopf.

"Das letzte halbe Jahr ging ziemlich schnell rum", meinte er. "Drei Monate mit James, einen Monat Praktikum und dann zwei Monate Familien-und andere Geheimnisse aufdecken."

"Ziemlich gut zusammen gefasst, Watson." Er hob sein Glas zum Prost und ich stieß an. "Danke, Holmes."

Gegen zwanzig vor acht machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestell, da wir ja Hershel los waren. An der Bushaltestelle begegnete mir sogar ein altbekanntes Gesicht. Das blonde Brooklyn Mädchen, in Begleitung eines Typen. Dieser Typ war aber nicht Tom. Meine Kaffeedusche hatte also etwas gebracht. Ein kleines, aber selbstzufriedenes Grinsen machte sich in meinem Gesicht breit. "Was ist?", fragte Lou. "Warum grinst du so?" Er sah ein bisschen irritiert aus, weil ich über solche Pärchen, die mir so einfach begegneten, immer herzog.

billionaire teens club Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt