#4 - Ich bekomme einen Briten und ein Ballkleid

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Scharf zog ich die Luft ein und Louis Augen verengten sich zu Schlitzen.

Das erklärte so einiges.

Warum er sich kaum für uns interessierte, warum ihm sein Job wichtiger war.

Warum er einfach ein schlechter Vater ist.

"Wenn du nicht mit müsstest, hättest du uns irgendwann die Wahrheit erzählt?", flüsterte ich.

Mom antwortete nicht, sondern sah uns einfach an.

Das reicht als Antwort.

Sie hätte uns nie die Wahrheit gesagt.

Niemals.

"Wie alt ist unsere Schwester überhaupt?", fragte Louis.

"Eure Schwester ist 23. Der Mann dort hat sich sechzehn Jahre um euch gekümmert, ich habe mich mit eurem leiblichen Vater nicht mehr verstanden und eure Schwester ist dort geblieben."

Louis hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und vermied jeglichen Augenkontakt mit Mom.

"Warum können wir nicht zu unserem Dad? Sie ist auch nicht gerade viel älter", sagte ich verwirrt.

"Er weiß nichts von euch."

Sie machte eine lange Pause, um zu schlucken. "Ich war schwanger mit euch, als ich euren Vater schon verlassen hatte."

Das wurde ja immer besser.

Louis schnaubte und meinte dann: "Dann sind wir ja nicht die Einzigen die Jahre in Unwissenheit gelassen wurden."

Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, die er schnell abschüttelte.

"Wann kommt sie?"

"Heute noch. Ach und ich und eurer Vater-.." Ich unterbrach sie: "Er ist nicht unser Vater!" Sie sah mich an und sprach dann unbeirrt weiter: "Wir gehen zu einem wichtigen Geschäftsessen und müssen dann weiter zum Flughafen."

"Nachdem du uns von unserer unbekannten und echten Familie erzählt hast, lässt du uns jetzt einfach so stehen? Echt jetzt?", rief ich. Als Mom schon bei der Tür war.

Sie drehte sich um, ihr Blick war kalt. Kein Muskel in ihrem Gesicht zuckte, als sie nickte.

Vielleicht hatte ich jenes von ihr geerbt. Eiskalt zu sein, wenn es nötig war.

Allerdings war kalt sein im Moment unangebracht.

Louis ließ sich mit einem frustrierten Seufzen aufs Bett fallen.

Ich blieb stehen, wenige Minuten später fiel sie Tür mit einem lauten Krachen ins Schloss.

"Ich glaub es nicht." Louis Stimme klang heiser. Ich nahm neben ihm Platz.

"Ich auch nicht. Das sie es wirklich getan hat."

Louis legte einen Arm um meine Taille und zog mich in eine Umarmung.

"Ich meine, sie - sie kann das doch nicht wirklich tun."

Meine Stimme zitterte, so wie sie es noch nicht getan hatte.

Eigentlich war ich ein sehr gefasster Mensch, mich brachte nichts so schnell aus der Bahn. Aber das war einfach zu viel.

Wir hatten eine Schwester und einen Vater, den wir nicht kannten und der nicht von uns wusste. Halleluja.

"Louis, wir sind doch nicht in einem Film. Warum passiert uns das dann?"

"Ich hab keine Ahnung. Das einzige, was ich im Moment weiß ist, dass unser Leben sich gerade verändert hat."

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