#41 - Ich verabschiede einen Freund und schlafe bei meiner Psychiaterin

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Ich blinzelte eine Träne weg, als ich den China Town verließ. Nicht weinen, sprach ich mir in Gedanken zu. Ich hasste es zu weinen. Während ich an der Straße wartete, um ein Taxi abzufangen, fing es an zu schneien. Es hatte zwar schon mal gescheit, aber jetzt schien der Winter angekommen zu sein. Die Schneeflocken wären nämlich richtig groß.
Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche.
»Hast du Zeit? Es ist wegen Isaac.« Die Nachricht ging an Cortney. Kaum eine Minute später, die allerdings gereicht hatte, um meinen Trenchcoat komplett in weiß zu tauchen, kam ihre Antwort.
»Klar. Ausnahmsweise bei mir zu Hause?«
»Bin gleich da. Danke.«

~ Anderthalb Stunden zu vor ~

Ich schnappte mir meinen schwarzen Trenchcoat von meinem Stuhl und verstaute mein Handy in meiner Hosentasche. Mein Treffen mit Isaac stand an. War ich nervös? Natürlich. Immerhin hatten wir seit dem Kuss auf dem Ball nicht mehr gesprochen. Zugegebenermaßen war ich sage ziemlich nervös. Super nervös, wenn ich komplett ehrlich war. Klar, es war nur ein Kuss gewesen, aber ein Kuss konnte verdammt viel auf den Kopf stellen. Unser Treffpunkt war wieder das Dach des China Town Restaurants, das wir schon ein Mal besucht hatten. Louis wusste Bescheid, genauso wie Tessa und Chris. Falls aber etwas gewaltig schief laufen sollte, hatte ich niemanden, an dessen Schulter ich mich aus heulen konnte. Denn wie Louis und Vanessa, waren auch Chris und Tess unterwegs. Ich freute mich für alle vier, dass es so gut lief. Selbst mit Vanessa, als Louis' fast Freundin, hatte ich mich am gefreut, ich wollte einfach, dass er glücklich war.
Vanessa stand schon unten in unserem runden Flur rum, der in alle Räume des ersten Stocks führte. "Hey", begrüßte ich sie lächelnd. "Du siehst gut aus."
"Danke. Wohin verschlägt es dich noch?"
"In den China Town. Ich muss noch etwas klären. Aber keine Sorge, nichts kriminelles."
Ich zwinkerte ihr verschwörerisch zu, im selben Moment kam Louis die Treppe runter gejoggt. Er gab Vanessa einen Kuss auf die Wange und winkte mir noch, da ich mittlerweile im Aufzug stand.
"Du kannst sie ruhig richtig küssen. Mir macht das nichts aus", rief ich noch, bevor die Tür sich schloss. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Louis rot wurde.
Ende November war es hier wirklich mega kalt. Vielleicht hätte ich mir eine dickere Jacke anziehen sollen. Ändern konnte ich das aber nicht mehr, da ich sowieso schon zu spät los war und Isaac geschrieben hatte, dass ich mich unbedingt beeilen musste.
Mit dem Taxi brauchte ich ungefähr zwanzig Minuten zu China Town.

Ich gab dem Fahrer sein Geld, nachdem ich aus gestiegen war. Schnellen Schrittes suchte ich das Restaurant auf, auf dessen Dach Isaac vermutlich schon wartete.
Wie zu erwarten war, saß er bereits im Schneidersitz auf dem Balken auf der Spitze des chinesischen Daches.
"Du bist zu spät, Kleine." Er lächelte.
"Nenn' mich nicht Kleine."
"Du bist aber kleiner als ich."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als ich neben ihm Platz nahm.
"Kann schon sein. Klein bin ich aber trotzdem nicht", widersprach ich.
Er streckte mir die Zunge raus.
"Kommen wir mal aufs Thema zu sprechen. Warum bin ich hier?"
"Weil ich dich hierhin bestellt habe", antwortete Isaac. Ich rollte mit den Augen.
"Ha. Ha. Ernsthaft jetzt, Isaac."
"Okay." Er zog die Knie an, um seine Arme darauf zu legen. "Ich gehe wieder nach Mexiko", sagte er. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was er gesagt hatte. Das konnte er nicht ernst meinen.
Bevor ich zu Wort kam, fuhr er fort.
"Bevor ich allerdings gehe, und diesmal für immer, ich werde nicht zurück kommen, sollten wir die Dinge zwsichen uns klären."
Das sollten wir, verdammt. Die Wut bertrieb meine Enttäuschung, die sich im ersten Moment in mir breitgemacht hatte.
"Du hast mich geküsst....in dem Wissen, dass du dann wieder nach Mexiko abhaust?!"
"Ich hatte da noch nicht vor zu gehen."
Er drehte den Oberkörper zu mir und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Was hat deine Meinung geändert", fragte ich mit erstickter Stimme.
"Ich glaube, das willst du gar nicht wissen, jedenfalls will ich es dir nicht erzählen."
"Sag es mir einfach. Ich habe ja wohl ein Recht zu erfahren, warum du gehst, wenn du mich davor schon geküsst hast."
Isaac legte den Kopf in den Nacken.
"Rose..ich.."
"Sag es mir einfach", sagte ich leise. "Du wirst doch wohl keine Angst haben, dass ich diese Person dann hasse?"
Er sah mich wieder an. Er hatte diesen Blick drauf, von dem sich jedes Mädchen wünschte; so angesehen zu werden. Es wäre eigentlich schön, wenn er mir nicht gerade verkündet hätte, dass er für immer nach Mexiko abhauen würde. "Also?"
"Deine Mom."
"Was?"
"Deine Mom. Schon wieder. Weißt du, beim letzten Mal, hat sie gedroht mich zu verpfeifen." Isaac schluckte, bevor er fort fuhr. "Am Donnerstag, frag mich nicht, warum sie nicht schon führer kam, ist sie zu mir gekommen. Sie sagte, wenn ich nicht in den nächsten Tagen verschwinde, diesmal für immer, macht sie ihre Drohung wahr."
"Ich hasse sie sowieso und sie macht es immer schlimmer", flüsterte ich. Er warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. "Wenn du achtzehn bist, treffen wir uns einfach in der Mitte in einer großen Stadt, um auf Dächer zu klettern. Weißt du, nur weil ich aus New York weg gehe, heißt das noch lange nicht, dass wir uns nicht wieder sehen. Okay?"
"Okay, ja." Ich nickte. "Trotzdem sollten wir noch klären, wir wir uhm zueinander stehen."
"Es ist kompliziert zwsichen uns, oder?"
"Ein bisschen vielleicht. Aber ich glaube eigentlich, wir fühlen gleich", meinte ich und legte den Kopf schief. "Wir werden uns irgendwo immer lieben, aber nicht so, dass wir zusammen sein könnten."
"Ganz zu schweigen vom Heiraten", führte Isaac meinen Satz zu ende. "Ich seh's genauso."
"Ich wusste es. Es ist mir nach dem Kuss klar geworden."
Zustimmend nickte Isaac. "Mir auch."
"Ich werde dich trotzdem vermissen."
Isaac schenkte mir ein schiefes Grinsen.
"Will ich doch hoffen. Ich werde dich auch vermissen. Mit dir auf Dächer zu klettern wird mir aber definitiv am meisten fehlen."
"Romantisch, wie eh und jeh."
"Im Gegensatz zu dir, habe ich immerhin noch ein bisschen Sinn für Romantik."
Er lachte, als ich gespielt beleidigt die Unterlippe vor schob.
"Ich hab auf einen Sinn für Romantik", protestierte ich dann.
"Achja, muss ich dich an den Vorfall in dem einen Restaurant erinnern?" Herausfordernd grinste er mich an und ich ergab mich, indem ich auf den Boden schaute und beide Hände hob. "Ist gut. Du musst mich nicht erinnern."
"Siehst du."
"Jaja", murmelte ich.
Ein wehmütiges Lächeln machte sich auf Isaac Gesicht breit, als er den nächsten Satz ausprach: "Mein Flug geht um zehn. Ich muss los."
Ich umarmte ihn. Noch wollte ich nicht weinen. Noch nicht.
"Ich hab dich lieb, Kleine", flüsterte er neben meinem Ohr.
"Ich dich auch."
Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er aufstand und mit einem letzten Blick auf mich und das dunkle New York, das Dach verließ. Ich hingegen blieb sitzen, zog die Knie an und bettete meinen Kopf auf sie. Warum tat mir Mom das an? Sie konnte wohl nicht mehr anders.
Minuten vergingen. Erst zehn, dann zwanzig. Als ich schließlich vollkommen unterkühlt aufstand, waren bereits dreißig Minuten vergangen.

Ich blinzelte eine Träne weg, als ich den China Town verließ. Nicht weinen, sprach ich mir in Gedanken zu. Ich hasste es zu weinen. Während ich an der Straße wartete, um ein Taxi abzufangen, fing es an zu schneien. Es hatte zwar schon mal gescheit, aber jetzt schien der Winter angekommen zu sein. Die Schneeflocken wären nämlich richtig groß.
Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche.
»Hast du Zeit? Es ist wegen Isaac.« Die Nachricht ging an Cortney. Kaum eine Minute später, die allerdings gereicht hatte, um meinen Trenchcoat komplett in weiß zu tauchen, kam ihre Antwort.
»Klar. Ausnahmsweise bei mir zu Hause?«
»Bin gleich da. Danke.«

Cortney wartete bereits an der Tür, als ich in das Treppenhaus des vierten Stocks kam.
"Was ist los?" Sie wirkte bestürzt, angesichts der Tatsache, dass ich komplett unterkühlt war. "Meine Mom ist los."
Sie seufzte und ich meinte ein 'Schon wieder?' hören zu können, als ich in ihre Wohnung trat.
"Soll ich dir einen Kakao machen", fragte sie, nachdem sie mich auf die Couch gesetzt hatte. "Deine Jacke." Abwartend streckte sie mir ihre Hand entgegen. "Also wirklich, Rose. So was kannst du echt nicht bringen. Die ist ja komplett nass."
Kopfschüttelnd hängte sie meinen Trenchcoat an einen Kleiderhaken, damit er trocknete. "Was hälst du von Kakao?"
"Klingt super", murmelte ich. Sie sah mich mit ihrem typischen 'Wir-müssen-offenbar-dringend-reden' Blick an, ehe sie für Minuten in der Küche verschwand.
Anschließend kam sie mit zwei Tassen zurück, von denen sie mir eine in die Hand drückte.
"Also, was ist mit Isaac und deiner Mom?"
"Ich hab dir ja von unserem Kuss erzählt, nicht wahr?" Sie nickte. "Jedenfalls haben wir uns heute getroffen. Wir sind uns zwar beide einig, dass wir nicht so füreinander empfinden; als dass wir eine Beziehung führen könnten, aber er geht wieder nach Mexiko. Für immer und weißt du wegen wem? Wegen meiner Mom." Ich trank einen Schluck von dem Kakao, ehe ich fort fuhr. "Wir sind nicht zusammen, klar. Aber er ist doch immer noch mein Freund. Sie macht alles kaputt, Cortney. Warum tut sie das? Bin ich etwa so ein schlechter Mensch, dass ich das verdient habe?"
Sie stellte beiden Tassen auf den niedrigen Tisch vor ihrer Couch und nahm mich dann in den Arm.
"Du bist kein schlechter Mensch, hörst du, Rose? Du hattest einfach Pech, dass du in diese Familie geboren wurdest", flüsterte sie. "Aber du bist so ein starker Mensch und das schaffst du auch. So bald du mit der High School fertig bist, kannst du aufs College gehen. Du kannst weg von ihr kommen. Und bis dahin, darfst du einfach nicht vergessen, dass es immer Menschen gibt, die für dich da sind und dich lieben. Hast du das verstanden?"
Ich nickte. "Gut." Cortney seufzte, als sie mich wieder los ließ. "Du willst nicht nach Hause, oder?"
Ich schüttelte den Kopf. "Eigentlich nicht."
"Du kannst auf der Coach schlafen. Ich geb dir ein langes Tshirt und eine Decke. Du musst nur Bescheid sagen. Meinetwegen auch Louis, der es dann deiner Mom sagt.
"Danke, Cortney." Dankend sah ich sie an.
"Kein Ding. Schlaf gut."

Nachdem ich mich im Bad umgezogen und mein Gesicht gewaschen hatte, saß ich lange Zeit wach auf der Coach. Louis hatte ich bereits geschrieben. Es war zwanzig nach zehn. Bald würde Isaac nicht mehr in New York sein und als ich hörte, wie um elf Uhr ein Flugzeug startete, war ich mich sicher, dass ea Isaacs war. Schon wieder hatte Isobel Hollow es geschafft, den mentalen Zustand ihrer Tochter noch ein bisschen mehr zu verschlechtern.

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@woertermagie hat mich gezwungen, das Kapitel jetzt hochzuladen .-. :3
#5
Was meint ihr? Ich bin schon fleißig am überarbeiten, von Anfang an XD
Gott, ich hab so viel zu überarbeiten

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