Kapitel 19

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,,Ihre Einkäufe werden von uns hochgebracht Mr. King. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.", gab der Mitarbeiter an der Rezeption uns bekannt, als Mr. King ihnen den Schlüssel für den Wagen zurükgab.
Er nickt dies nur dankend ab und kam wieder auf mich zu. Mit dieser Miene die man nur allzu gut kannte kühl, undefinierbar und arrogant. Die ganze Autofahrt über waren wir beide still und auch im Restaurant glänzten wir nicht gerader vor bester Laune. Davon mal abgesehen schaffte ich es kaum was zu essen obwohl der gewisse Appetit da war. Diese ganze Umgebung und Atmosphäre ließ es einfach nicht zu das der Knoten in meinen Hals sich löste. Ich sollte leckeres essen verspeisen und meinem Sohn zuhause das billigste vorwerfen was es gab. Es fühlte sich nicht richtig an hier ein normales Leben vorzuspielen wenn ich das doch gar nicht hatte. Die Gewissensbisse wegen all der Lügen die ich erzählte wurden immer größer. Ich gab hier vor jemand zu sein der ich nicht war. Ich gab vor flexibel und spontan zu sein was ich aufgrund von Dustin definitiv nicht war. Ich gab vor ein unbeschwertes und langweiliges Leben zu führen doch davon war ich meilenweit entfernt. Vom ersten Moment an, bestand mein Leben in dieser Firma aus einer Lüge die ich nicht einfach beenden konnte. Ich ließ ihn Dinge für mich zahlen die ich mir selber nie hätte leisten können und konnte ihm nicht mal sagen, dass ich es ihm zurückzahlen werde, weil ich nicht wusste auf was für Ideen er kommen würde.

Unter meiner Höhenangst begraben machte sich die Panik in mir breit als der Aufzug wiedrr kurz davor war durch die Wolkendecke zu fahren. Mit geschlossenen Augen versuchte ich einfach ruhig zu Atmen und mir einzureden das es gleich vorbei wäre. Doch auf einmal spürte ich wie eine Hand die nach meiner griff und diese fest umschlung.
Mr King.
Mein Blick glitt zu ihm und er nickte mir aufmunternd zu ,,Gleich geschafft." Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen und ich konnte nicht anders als auf diese zu starren. So voll, so weich aussehend, so gepflegt.
Direkt beim Öffnen der Fahrstuhltür ergriff mein Körper die Flucht und befreite sich aus dem Griff von Mr. King. In mir machte sich das Bedürfnis breit alleine zu sein. Ich wollte meine Ruhe, eine Auszeit. Ich kuschelte mich unter meine Decke und ließ die Tränen so fließen wie sie kamen. Tausende Kilometer trennten uns. Tausende Kilometer trennten mich vom wichtigsten Menschen den ich in meinem Leben hatte. Mir war bewusst für wen ich all das hier tat. Es musste einfach funktionieren ich hatte keine andere Wahl. Ohne all das hier hätten wir nie die Möglichkeit uns aus der Armut zu holen. Wir würden für immer abgeschottet am Rande der Gesellschaft in einem armen Siedlung leben in der sich kein anderer Mensch reinwagen würde. Dustin würde diese Siedlung wahrscheinlich niemals verlassen und kein besseres Leben führen wie ich jetzt selber. Natürlich ich war selbst schuld dafür. Keiner hatte mich gezwungen ihn zu bekommen und damit meinen Platz beim Abschaum der Gesellschaft zu erschaffen. Aber war es nicht Wahnsinn gewesen was meine Eltern mir für ein Ultimatum stellten. Entweder sie oder ein unschuldiges kleines Kind das für all das nichts kann. Ich fragte mich wie meine Mutter reagiert hätte wenn ihre Eltern sie vor so eine Entscheidung gestellt hätten, aber eigentlich war es mir klar. Es würde mich dann nicht geben denn ihr war das Geld schon immer am wichtigsten gewesen.
Diese süßen Grübchen die er doch hatte und die mich und alle anderen um ihn herum immer wieder verzauberten. Zaghaft strich ich über sein Bild und der Gedanke an ihn ließ mich Lächeln und weinen zugleich. Er war das beste was ich in der verlogenen Welt doch hatte und mir war es nicht mal möglich ihn in den Arm zu nehmen. Vor lauter Sehnsucht griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummer die mich ein wenig näher an meinen Sohn brachte

,,Hi Skaylar wie geht's dir?"

Unter fast versiegten Tränen brachte ich ein ,,Ganz gut kann ich mal Dustin haben." Hervor. Es Raschelte kurz in meinem Ohr als sie das Handy an Dustin weitergab.

,,Mama?"

,,Hallo mein Schatz. Ist alles okay bei dir?"

,,Ja habe heute ein Eis gegessen das war so lecker."

,,Sehr schön das freut mich mein Schatz."

,,Wir müssen auch mal zusammen Eis essen wenn du wieder hier bist, Mama."

,,Ja Dustin wir schauen mal ob Mama dafür noch Geld hat okay." Ich musste mich gerade wirklich zusammenreißen nicht in Tränen auszubrechen. Seine Stimme zu hören und zu wissen, dass ich nicht bei ihm sein konnte zerbrach mir das Herz, aber ich konnte nicht anfangen zu weinen nicht vor Dustin das konnte er jetzt nicht gebrauchen. Das könnten wir beide jetzt nicht gebrauchen.

,,Hab dich lieb mein Schatz, aber Mama muss jetzt auflegen ich vermisse dich ganz doll."

,,Ich dich auch Mama."

,,Tschüss mein Schatz."

,,Tschüss."

In der nächsten Sekunde legte ich auf und konnte diese Ansammlung von Tränen nicht mehr bändigen. Es war sein aller erstes Eis etwas was eigentlich total normal für Kinder sein sollte, aber für Dustin was ganz besonders war. Das erste mal Eis.

Doch es blieb nicht lange Zeit zum verdauen der Gefühl den es klopfte an der Zimmertür. So schnell wie ich konnte legte ich das Handy und das Bild unter mein Kopfkissen und in der nächsten Sekunde ging auch schon die Tür auf.
Man hörte seine Schritte und ein mitfühlend klingendes ,,Möchtest du reden?"

,,Nein alles gut.", gab ich kurz als Antwort und wischte mir den Bach von Tränen aus meinem Gesicht. Er sollte mich so nicht sehen. Nicht jetzt und nicht hier und eigentlich sollte er erst recht nicht jetzt hier neben mir in diesem Zimmer stehen. Mein Blick blieb auf dem Boden haften und ich hoffte das er wieder gehen würde und ich ungestört meinen Gefühlaausbruch beenden könnte, doch Mr King schien einen anderen Plan zu verfolgen denn er setzte sich neben mich aufs Bett und hielt es für nötig den Seelenklempner zu spielen.

,,Ich kann verstehen, wenn du nicht mit mir reden willst. Ich bin selber kein Mann der großen Worte, aber es bringt nichts Sorgen und Gedanken in sich reinzufressen."

,,Das weiß ich Mr. King, aber es gibt Dinge über die man niemals frei reden kann. Egal mit wie vielen Menschen ich darüber reden würde, meine Ängste und meine Sorgen würden bleiben und ich kann verstehen, wenn sie mich in dieser Angelegenheit nicht verstehen können, denn ich wage zu bezweifeln, dass sie jemals am gleichen Punkt standen wie ich im Moment.", kam es direkt aus meinem Mund. Mein Blick galt weiter dem hellen Boden.
Ich spürte wie seine Blicke sich von mir abwendeten.
,,Deine Kleider stehen vorne am Eingang. Der Page hat sie soeben hoch gebracht. "
Dann stand er auf und ließ mich mit meiner Trauer endlich alleine.

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⏰ Last updated: Jan 17 ⏰

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