Kapitel 3

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Erschöpft zog ich Dustin seine Schuhe aus. Eigentlich dachte ich, dass der erste Arbeitstag leichter wäre. Etwas chilliger nicht so arbeitsreich. Doch Mr. King war da anscheinend anderer Meinung gewesen. Es gab eine kleine Einweisung von einer Dame Namens Violetta Winn. Sie arbeitete für den Vater von Mr. King also für den obersten Geschäftsführer. Deshalb konnte sie mir das System sehr gut erklären. Vor allem war sie nicht so überheblich wie die andere Frau an der Rezeption am Eingang. Sie war einfach unbeschreiblich nett und liebenswürdig.

,,Mama, darf ich Fernseh gucken?"

Zustimmend nickte ich.
,,Natürlich, geh ruhig."

Es dauerte nicht lange und dann hörte ich schon die Titelmelodie von Spongebob Schwammkopf laufen. Ein zufriedenes lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Mein Sohn und Spongebob. Sein ganzes Zimmer aus Fanartikeln. Er war so vernarrt in die Serie, dass es schon fast gruselig wirkte. 

Mein Weg führte in die kleine Küche der Sozialwohnung. Sie war nicht wirklich liebevoll eingerichtet, doch dies musste mir reichen. Sie war klein, eng und etwas heruntergekommenen, aber dafür bezahlte ich nicht viel Geld. Eigentlich war die Wohnung in meinen Augen nur eine Art Notlösung gewesen. Mein Plan war eigentlich gewesen schnell einzuziehen, aber genauso schnell wieder raus zu sein. Doch dieser Plan wurde nicht Realität. Mittlerweile lebte ich schon seit drei Jahren in dieser Wohnung. Länger als ich eigentlich wollte. Ein eigenes Schlafzimmer für mich gab es nicht. Das eigentliche Schlafzimmer war nun Dustins Kinderzimmer und ich verbrachte die Nächte auf dem unbequemen Sofa im Wohnzimmer. Doch was tat man nicht alles als verzweifelte Mutter für sein eigenes Fleisch und Blut.
Mit einem frischen Salat, und dem vom Vortag, lief ich ins Wohnzimmer um mit Dustin zu essen. Der frische war natürlich für ihn.

Ich würde ja gerne was für uns beide kochen, doch kochen war keine meiner Stärken. Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt hatte, hatte ich mich nie für das Thema Essenszubereitung interessiert. Es ging mir im Grunde genommen am Allerwertesten vorbei. Doch jetzt bereue ich es mehr als ihr es euch vorstellen könnt.

Genervt nahm mein Sohn den Salat entgegen. Auch ich atmete hörbar laut aus. Salat gab es mittlerweile so gut wie jeden Tag zu essen und Dustin konnte es anscheinend nicht mehr sehen.

,,Mama, ich will keinen Salat. Ich möchte Pizza."

Mein Herz zersprang in gefühlte tausend Teile. Doch was sollte ich machen? Ich war für diesen Monat schon knapp bei Kasse und eine Tiefkühlpizza war zwar drin, aber die schmeckte ihm nicht. Er wollte wenn dann eine frische von der Pizzeria. Das einzige was ich jetzt auf jeden Fall benötigte war Geld und das dringend.
,,Ich habe aber keine Pizza, mein Schatz." Ich strich ihm sanft durch seine haselnussbraunen Haare während ich mit ihm sprach. ,,Du weißt doch, dass wir nicht so viel Geld haben, aber wenn ich mein Gehalt bekommen habe dann gehen wir schön Pizza essen in Ordnung?"

Etwas enttäuscht nickte er. Doch ich merkte, dass er es verstand.

,,Du weißt ich will nur das Beste für dich. Doch jetzt muss ich erstmal Abstriche ziehen, aber bald ist alles besser."

Seine Augen strahlten nur so vor Vorfreude und Begeisterung. Ich wusste warum ich diesen Engel nicht missen wollte. Ohne ihn wäre mein Leben mehr als nur trostlos. Er ist der Grund für den ich kämpfe. Für ihn würde ich alles tun was nötig ist nur damit er eine halbwegs normale Kindheit hat.

Trotz des kleinen Gesprächs stocherten wir lustlos in dem Salat rum. Wir hatten beide keine Lust mehr auf Grünzeug und das zu Recht.  Irgendwann isst man sich alles über.

,,Versprichst du mir, dass es bald eine Pizza gibt, Mama?"

,,Ist versprochen, Dustin. Mama hält ihr Wort."

Freudig wippte er auf und ab. Ich liebte diese Momente wo wir einfach zusammen Zeit verbrachten und ich für ein paar Sekunden alle Sorgen vergessen konnte. Es fühlte sich so normal an.

***

Früh am Morgen saß ich bereits an meinem Arbeitsplatz. Dustin war bei einem Kumpel für die Zeit untergekommen. Zum Glück war es Wochenende und somit konnte ich ihn für meine Arbeitszeit zu seinem bestem Freund verfrachten. Seine Mutter hatte mich damals schon unterstützt. Wir verstanden uns gut weshalb er bei ihr gut aufgehoben war.

Während mein Sohn mit seinem besten Freund Spaß hatte war ich unter Arbeit vergraben. Mr. King hatte mir einiges an Akten auf den Tisch geknallt und das Telefon klingelte in Dauerschleife. Der Terminplan für Mr. King war schon für drei Monate im voraus geplant und ich belegte schon die nächsten Monate mit irgendwelchen Terminen. Also an Arbeit fehlte es mir wirklich nicht. Während ich mir das Telefon zwischen meine Schulter und mein Ohr klemmte schrieb ich den nächsten Termin in seinen Planer. Als ich endlich den Anruf beendet hatte trank ich einen Schluck aus meiner Tasse. Es waren die ersten paar Sekunden Ruhe an diesem Tag.

Doch plötzlich wurde die Tür zu dem Büro meines Chefs geöffnet und ein genervter Mr. King kam aus dem raum raus.
,,Ich mache jetzt Pause. Wenn irgendeiner anruft und fragt wo ich bin sagst du, du hättest keine Ahnung wo ich bin und ich rufe zurück wenn ich wieder da bin. Verstanden?"

He's not you Donde viven las historias. Descúbrelo ahora