Kapitel 6

760 37 1
                                    

,,Mama können wir auf den Spielplatz? Bitte, bitte, bitte." Flehte Dustin während er mittlerweile schon auf meinen Füßen saß.

Wieder musste ich ihn mit einem gleich vertrösten, denn ich hatte mir eine Akte mit nach Hause genommen welche Mr. King morgen im Meeting perfekt angelegt brauchte und das kostete nun mal Zeit.

,,Ich will aber jetzt gehen." Schlurzte er und eine Träne begab sich dabei auf reisen.

Mein sowieso schon sensibeles Herz fing an zu bluten und in der nächsten Sekunde lag die Akte schon zu geklappt auf dem Tisch.
Dustin geht nun mal vor.

,,Okay, okay Sachen an und los."

So als hätte er nur auf diese Worte gewartet stürmte er in sein Zimmer und kam kurz darauf mit seiner Jeansjacke und einem Fußball unterm Arm zurück.

In Windeseile streifte er sich seine ganz schön gefetzen Schuhe über und die Jacke und stand somit abmarschbereit an der Eingangstür.

,,Mama beeil dich Felix ist nicht die Ganze Zeit da." Hetzte er schon voller Vorfreude.

Felix war sein bester Freund und er wohnte ebenfalls mit seiner Mutter und der kleinen Schwester nur ein paar Straßen weiter in einer noch schäbigeren  Sozialwohnung.

Als auch ich mir endlich die Jacke angezogen hatte und meine Haare in einem hohem Zopf steckten drückte er die Türklinke runter und sprintete förmlich zu den morschen Treppen.

,,Dustin nicht so schnell mach langsam!" Rief ich ihm schon panisch hinterher. Schließlich wollte ich nicht das er sich verletzt denn einen Krankenhaus Besuch konnten wir uns nicht leisten da wir nicht mal Krankenversichert waren.

Ich konnte ihn noch nicht mal zum Kinderarzt bringen wenn er krank war. Ich musste dann immer auf einen unserer Nachbarn hoffen welche Kontakte pflegte und somit billig an Medikamente ran kam. Natürlich nicht gerade legal aber was macht man denn nicht alles für sein Kind.

Mit schnellen Schritten folgte ich Dustin die Treppen runter dem zum Glück trotz seines Getrampels nichts passiert war.

Nachdem ich ihn endlich sicher zum Spielplatz bekommen hatte und er schon Felix gesichtet hatte ließ ich mich auf einer Bank in der Sonne nieder. Neben mir saß Annika die Mutter von Felix welche seine kleine Schwester Saphira in ihren Armen hielt.

Die kleine Saphira war gerade mal zwei Jahre alt also ein Jahr jünger als Felix und hatte ihren Vater nie kennengelernt. Denn dieser ist vor ihrer Geburt bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Ihre Mutter Annika hatte ebenfalls wie ich durch die ungeplante Schwangerschaft keine Ausbildung und fand deshalb trotz dauerhaftem Bewerbung schreiben keine Arbeit.

Wir waren eben der Abschaum der Gesellschaft. Etwas was keiner wollte.
Deswegen ging sie wohl oder übel anschaffen.

Doch die anderen Familien in dieser Umgebung wohnten und lebten nicht anders. Es war ein ganzes Viertel voller Sozialwohnungen und wer einmal hier gelandet war kam meistens auch nie wieder hier raus. Einige von ihnen versuchten ihre Probleme in Alkohol und Drogen zu verdrängen. Doch sie blieben weshalb sie keinen Grund fanden damit aufzuhören.
Doch das traurigste für mich war, dass Dustin nur so ein Leben kannte. Er hatte nie in normalen Umständen gelebt, dass was er jeden Tag sah hielt er für normal.
Und leider war es auch normal, dass sie im Sandkasten unerwartet ein paar benutzte Spritzen von Junkies fanden. Doch sie kannten es nicht anders. In ihren Kinderaugen schien das völlig normal zu sein. Es war Alltag.

Während wir uns auf der Bank unterhielten und unseren Söhnen beim spielen zu sahen, lief ein kleines Mädchen wahrscheinlich vier mit einer der besagten Spritzen aus dem Sandkasten. Sie überreichte sie ihrer Mutter welche diese dann entsorgte.

Das war leider ein ganz normales Bild worüber sich keiner aufregte oder beschwerte denn es gehörte zu dieser Umgebung wie das Geld in das Portmonee der Reichen.

He's not you Where stories live. Discover now