Kapitel 7

773 38 0
                                    

Von der Morgensonne wurde ich unerwarteter Weise geweckt. Eigentlich schienen die Sonnenstrahlen doch erst Mittags ins Wohnzimmer. Ich traute mich im ersten Moment gar nicht meine Augen zu öffnen. Schließlich würde ich sie sowieso wieder zukneifen, also würde es im Grunde genommen nichts bringen. Mit immer noch geschlossenen Augen setzte ich mich langsam auf. Irgendwie machten mich die Sonnenstrahlen nicht wach was ich irgendwie schade fand. So hätte man wenigstens schön in den Tag starten können. Aber naja vielleicht verdienten die Armen das ja nicht.

Vorsichtig öffnete ich nun meine Augen. Wie jeden Morgen sah ich direkt auf die etwas heruntergekommene Uhr welche über dem Türrahmen hing.

12:18 Uhr

Wie von der Tarantel gestochen viel ich beinahe vom Sofa. Hektisch und jetzt schon mental am Ende fuhr ich mir durch meine Haare welche am Ansatz schon leicht fettig waren.

Ich hätte schon vor vier Stunden auf der Arbeit sein sollen! Wie zum Geier konnte ich nur so verschlafen?! Ja, ich war erst um halb drei Morgens im Bett aber der Wecker hätte mich doch wecken sollen. Hatte ich etwa vergessen ihn mir zu stellen?

Ich rannte schnell in Dustins Zimmer wo ich ihn auf dem Bett sitzend mit einem Bilderbuch in der Hand vor fand.
Völlig überfordert stand ich nun im Türrahmen und wusste nicht was ich jetzt als nächstes in Angriff nehmen sollte. Er hätte auch schon längst im Kindergarten sein sollen. Also eigentlich kein Wunder, dass er mich nicht geweckt hatte. Lieber saß er hier in seinem eigenen Paradies als im Kindergarten zwischen Kindern die er auf den Tod nicht ausstehen konnte.

,,Zieh dich schnell an. Ich bringe dich zu Martha."

Betrübt nickte er. Irgendetwas lag ihm auf dem Herzen. Da ich merkte, dass er mit mir reden wollte setzte ich mich vor ihn auf den kalten Steinboden welchen ich noch nie als Kindergerecht empfunden hatte. Wenn es nach mir gehen würde wäre hier schon längst ein schöner Teppich drinne, aber es fehlte mir an Möglichkeiten.

,,Was ist los mein, Schatz? Wieso bist du traurig?"

Seine kleinen Augen füllten sich mit Tränen. Es riss in mir sofort mein Mutterherz in tausend Stücke. Ich konnte ihn nicht weinen sehen und ich glaube es ging jeder Mutter so. Das eigene Fleisch und Blut sollte niemals weinen. Es sollte stets glücklich und zufrieden sein. Doch konnte ich das Dustin bieten? Konnte er bei solchen Umständen glücklich werden?

,,Ich will das nicht mehr." Flüsterte er unter Tränen. Mittlerweile flossen sie wie Bäche aus seinen Augen.

Sachte zog ich ihn in meine Arme und hob ihn anschließend hoch. Er schniefte mir kurz ins Ohr bevor er weiter redete.

,,Ich will nicht mehr das du arbeitest. Du hast gar keine Zeit mehr für mich. Wir spielen gar nicht mehr zusammen."

Meine Augen schlossen sich wieder. Niemals hätte ich gedacht, dass es ihn so belasten würde. Ja wir spielten weniger und ja ich hatte wirklich weniger Zeit für ihn seitdem ich diesen Job hatte. Aber das es ihn so leiden ließ hätte ich im Leben nicht gedacht. Schließlich hatte ich diesen Job noch nicht lange. Doch Dustin kam mit Veränderungen noch nie so gut klar.

,,Mama braucht diesen Job aber, Dustin. Ich möchte doch das es dir gut geht und das kann es nur wenn wir hier endlich rauskommem."

,,Mir geht es aber nur gut wenn du bei mir bist, Mama. Ich vermisse dich immer wenn du arbeiten bist."

Nun stiegen auch mir die Tränen in die Augen. Wieso mussten wir es nur so schwer haben? Hätten mich meine Eltern damals nicht rausgeschmissen hätte ich eine Ausbildung machen können und Dustin könnte in besseren Verhältnissen aufwachsen. Aber das würde nicht mehr passieren. Meine Eltern hatten sich für mich geschämt. Sie hatten sich geschämt dass ihr einziges Kind ein uneheliches Baby kriegen würde. Sie hatten mir immer gesagt dass ich mich nicht so "aufreizned" kleiden sollte da es nicht in die Wohngegend passte, aber ich liebte es aus der Masse herauszustechen. Doch das ist mir wohl vor drei Jahren zum Verhängnis geworden.

,,Wir kriegen das irgendwie hin, Dustin. Ich verspreche es dir, aber jetzt gehst du erstmal zu Martha und heute Abend hole ich dich wieder ab."

Sanft setzte ich ihn wieder auf dem Boden ab und er suchte brav seine Sachen zusammen. Natürlich wusste ich dass das nicht das war was er wollte doch es war nur zu unserem besten. Dustin sollte aus diesen Verhältnissen raus. Keiner wusste wie sich diese Umgebung auf sein späteres Leben auswirken würde. So was bleib einem Menschen doch sein Leben lang im Gedächtnis. Ich wollte für ihn doch mir ein halbwegs normales Leben.

He's not you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt