Kapitel 1

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Mit einer schnellen Bewegung packte ich Dustins Sachen in den Rucksack. Es war wieder Zeit für den täglichen Kindergartenbesuch. Ein Akt den man mit ihm nicht leicht bewältigen konnte. Dustin hasste den Kindergarten einfach. Jeden Morgen war es ein Staatsdrama ihn überhaupt aus dem Bett zu kriegen. Ich wusste selbst nicht woran es lag. Schließlich hatte ich den Kindergarten früher über alles geliebt.

,,Dustin bitte. Wir müssen los."
Meinte ich mittlerweile mit Druck in der Stimme.

Doch wie sollte es auch anders sein. Der flehende Blick und diese Kulleraugen brachten mein Herz zum schmelzen. Ich konnte ihm nicht lange böse sein. Dustin war doch mein ein und alles. Ein Leben ohne meinen kleinen Sonnenschein konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.

,,Dustin bitte. Du weißt doch, dass Mama heute ihren ersten Arbeitstag hat."

Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Er war noch so jung, aber für sein alter extrem reif. Natürlich machte er auch manchmal Dinge worüber ich nur den Kopf schütteln konnte. Doch sein unschuldiger Blick ließ mich diese Dinge schnell vergessen. Er streifte sich schnell seine Jeansjacke über die Schultern ehe er nach seinem Rucksack griff.

Hand in Hand liefen wir durch die Straßen unserer Heimat. Eine Stadt die mich an gute sowie schlechte Erinnerungen denken lässt. Es weckte jeden Morgen Erinnerungen wenn ich an dieser dunklen und dreckigen Seitengasse vorbei lief. Der eine Abend hatte mein Leben verändert. Mit ihm verband ich den schlimmsten Vorfall meines Lebens. Doch durch diesen einen Vorfall wurde mir mein größtes Glück geschenkt. Dustin.

Nachdem ich Dustin schweren Herzens im Kindergarten gelassen hatte machte ich mich auf den Weg zu meiner neuen Arbeitsstelle. Es war nicht wirklich mein Traumjob aber es war das was mir Geld einbringen würde. Geld was ich wirklich gut gebrauchen konnte. Ich konnte nicht weiter mit Dustin in dieser schäbigen Sozialwohnung leben. Ich wollte endlich mal auf eigenen Beinen stehen. Dustin eine Mutter sein auf die er Stolz sein kann. Schließlich kannte ich die Meinungen anderer Leute wenn es sie einen Teil von meiner Vergangenheit wussten. Alle schüttelten nur mit dem Kopf wenn sie erfuhren,  dass ich bereits mit 16 Jahren schwanger gewesen war. Doch den Grund für die Schwangerschaft kannten die Wenigsten. Sie sahen nur, dass schwangere sechszehn jährige Mädchen was es zu nichts bringen würde. Mehr war ich nicht in den Augen anderer Menschen. Für sie war ich alle eine erbärmliche Schlampe, die dem Staat mit dem Kind auf der Tasche lag.

Doch nun stand ich hier, vor dem größten Gebäude der Stadt. Es war ein riesiger Bettonklotz mit hunderten von Fenstern. Es sah von außen wirklich protzig aus. Fast schon übertrieben. Man sagte wer es da rein schafft hat es im Leben zu was gebracht und genau dieser Satz machte mich Stolz. Denn nun war ich ein Teil dieser Firma. Ich war von heute an die Sekretärin vom Sohn des Firmenleiters. Man erzählte sich viele Gerüchte über ihn. Einige waren vielleicht sogar wahr das will ich gar nicht abstreiten. Doch wir kennen doch alle diese Klatsch und Tratsch Zeitungen. Die sich irgendwelche absurden Storys ausdenken wo nicht mal ein Funke Wahrheit dran war. Also wieso sollte ich diesen Zeitungen meinen Glauben schenken? Wir haben doch alle ein Gehirn bekommen um damit zu denken um sich seine eigenen Meinungen zu einem Thema zu bilden und vielleicht sogar manche Dinge nach ihrer Glaubwürdigkeit zu hinterfragen.

Mit meinen hochhackigen Schuhen stolzierte ich nun in das große Firmengebäude. Unten an der Rezeption saß eine Dame die mich mit ihrem eingebildeten Blick musterte. Doch ich lief mit einem gefakten netten Lächeln auf sie zu um sie nach ihrer Auskunft zu bitten.

,,Entschuldigung. Ich suche das Büro von Adam King. Könnten sie mir sagen wo es sich befindet?"

Ein spöttisches Lachen entwich ihrer Kehle.
,,Was möchtest du bitte von Mr. King? Zu ihm kommen nur Leute mit Niveau niemand wie du."

Mein einst so nettes Lächeln war nun aus meinem Gesicht verschwunden. Am liebsten hätte ich ihr dafür eine gescheuert. Doch man soll ja vor älteren Respekt haben. Dies hatte meine Mum mir damals noch beigebracht, bevor sie mich wegen der Schwangerschaft aus dem Haus gejagt hatte.

He's not you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt