[TWO]

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> Summer - Calvin Harris <



"Eigentlich wäre ich ja jetzt ebenfalls dort in Brasilien", sagte der schlank gewachsene Typ, welcher anscheinend Leon hieß. Zweifelnd sah ich zu ihm, während Milos ihn hingegen bewundernd ansah: "Wirklich?!". Nickend antworte er: "Hab mich nur kurz vorher verletzt. Deshalb konnte ich leider nicht dabei sein."

"Und Luca hier war schon bei Olympia", rief Melina auf einmal rein, woraufhin ich sie geschockt ansah. Ich mochte es nicht, wenn Andere Dinge über mich erzählten. Auch wenn diese war sind, konnte ich es einfach nicht leiden, wenn man sie einfach so in die Welt posaunt, ohne mich vorher zu fragen. Lachend sahen mich die neu gefundenen Freunde meines Bruders an. Man merkte deutlich, dass sie meiner besten Freundin nicht auch nur ein bisschen Glauben schenkten, was mir nur recht war.

"Das war eigentlich nicht mal gelogen mit mir und Brasilien", sagte Leon, bei welchem Milos immer noch auf den Schoß saß. "Weder war es bei mir mit Olympia.", provozierend sah ich zu ihm, was er mit einem lächelnden Kopfschütteln quittierte. "Zumindest ist meine Behauptung  realistischer als deine.", beendete ich meine Aussage und wand meinen Blick wieder der Leinwand zu.

"Wieso tust du so, als ob es nicht stimmen würde?", flüsterte mir Melina auf einmal ins Ohr, was mich kurz zusammenzucken ließ. "Ich hab doch gesagt, dass ich nicht gelogen hab?", schulterzuckend drehte ich mich zu ihr. Hielt meine Lautstärke aber dennoch gering, damit uns der Rest nicht hören konnte. "Ja, aber trotzdem denkt man du hättest gelogen." - "Sollen sie halt Denken, dass ich nicht die Wahrheit sage.", erneut zuckte ich ratlos mit den Schultern. "Es steht ihnen frei, mir entweder zu glauben oder halt nicht. Ist deren Entscheidung.", seufzend drehte sich Melina wieder zum Spiel: "Ich glaube ich werde niemals verstehen, weshalb du sowas lieber verheimlichst..." - "Ich verheimliche es ja nicht, die Leute glauben es mir nur nie.".

Wenn es nach Melina gänge, müsste ich jeden Tag ein Shirt mit der Aufschrift: "Ich war bei Olympia 2012" tragen, damit es auch jedem auffiel. Ich mochte zwar Aufmerksamkeit, aber nicht diese Art von Aufmerksamkeit. Ich mochte es, wenn man mir Beachtung schenkt, aber nicht, wenn es nur wegen eines Sportevents ist, an welchem ich teilgenommen habe.

Das ganze war vor 2 Jahren. Ich hatte damals meinen ersten richtig großen, europäischen Wettkampf mit der Europameisterschaft in Ungarn, als ich überraschend die Norm für Olympia geknackt hatte. Dies hieß auf deutsch gesagt: Die 15-jährige Luca Francesca Petrović aus dem kleinen Münster nimmt bei den Olympischen Spielen 2012 in London teil. Ich hatte zwar schon viele deutsche Jahrgangsmeisterschaften hinter mir, auch schon den einen- oder anderen internationalen Wettkampf auf Club-Ebene. Doch mit dem deutschen Team war ich, wie bereits erwähnt, lediglich bei der Europameisterschaft dabei gewesen.

Während meine Parade-Diziplin, die 50m Brustschwimmen, leider nicht mit bei den olympischen Spielen vertreten war, konnte ich mich dennoch über die 100- und auch über die 200 Meter qualifizieren. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis. Angefangen bei der großen Eröffnungsfeier, den Trainingseinheiten oder den Wettkampftagen an sich, bis hin zu der Abschlussveranstaltung. Allein das Beobachten der ganz Großen, wie Michael Phelps war einfach atemberaubend und man konnte es gar nicht wirklich realisieren. Es war einfach ein überwältigendes Gefühl, bei einem großen Wettkampf für sein eigenes Land zu starten. Gerade bei Olympia!

Natürlich hatte ich keine Chance auf Medaillen. Dennoch schaffte ich es in den 100 Metern bis ins Halbfinale, was bereits ein riesen Erfolg für mich war.
Meine Familie unterstützte mich selbstverständlich vor Ort und verpasste keinen einzigen meiner Starts. Wenn ich jedoch Training hatte, konnten meine Brüder und meine Eltern die Stadt erkunden, wozu mir leider kaum die Zeit blieb. Doch trotz diesen negativen Aspekts, überwogen vorwiegend die positiven. Denn nicht nur mit Bestzeiten bin ich nach Deutschland zurück gekehrt, sondern auch mit massig Erfahrung und neuen Erkenntnissen. Es war einfach ein einschneidendes Erlebnis in meinem bisherigen Leben, was ich wahrscheinlich niemals vergessen werde.

➳ 𝐓𝐈 𝐀𝐌𝐎 | Leon GoretzkaWhere stories live. Discover now