[TWENTY-TWO]

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> Wonder - Shawn Mendes < 



"Lucaaaaa!", lachend rannte mein kleiner Bruder von seinem Ankunftsgate direkt in meine Arme. Mit einem Lächeln auf den Lippen umarmte ich ihn sofort fest, bevor ich mich wieder von ihm löste: "Was bist du schon wieder so groß geworden? Wir haben uns doch gerade mal zwei Wochen nicht gesehen.", lachte ich, während ich durch seine Haare wuschelte. Er zuckte nur mit den Schultern, während das Grinsen sein Gesicht nicht verließ. Hinter ihm folgte noch Melina, welche selbstverständlich auch den Rucksack des jüngsten Petrovićs tragen musste. Zur Hilfe eilend nahm ich ihr diesen natürlich ab, bevor ich auch sie zur Begrüßung in meine Arme schloss. "Danke, dass du es einrichten konntest.", flüsterte ich ihr dankend ins Ohr.

Lächelnd lösten wir uns wieder, doch da zeigte bereits ihr Zeigefinger warnend auf mich: "Wieso hast du mich nicht vorgewarnt, dass er nicht mehr aufhören wird mit reden?", beschwerte sich meine beste Freundin und zeigte direkt danach auf Milos, der nur scheinheilig lächelte. Ich lachte leicht und zuckte mit meinen Schultern, bevor wir uns in Richtung meines Wagens begaben. "War's denn wenigstens vernünftiges Zeug, was aus seinem Mund kam oder nur wieder seine Videospiele?", fragte ich nach. Ein genervtes Stöhnen von Melina war zu hören: "Noch schlimmer. Fußball!". Ein Lachen konnte ich mir dabei nicht verkneifen. Milos hingegen, schaute beleidigt zu Melina. "Ich kann dir jetzt auf jeden Fall jeden Fußballspieler von Bayern München und Frankfurt nennen und wie viele Tore derjenige schon geschossen hat..", erzählte sie erschöpft. Grinsend öffnete ich mein Auto: "Mehr Fußballwissen, als ich es jemals haben werde." - "Pff. Bedank dich bei Milos.",

Nach einer kurzen Diskussion darüber, wer auf dem Beifahrersitz mitfahren durfte, waren wir auch schon auf den Weg ins Stadion. Melina und Milos waren beide erst Samstag-Morgen angereist, da es zeitlich nicht anders machbar war. Dennoch lagen wir perfekt in der Zeit und waren sogar noch etwas zeitig dran, als ich den mir beschriebenen Weg zur Allianz Arena folgte.

"Und Filip hat Giuli auch wirklich nicht als Ausrede genommen, damit er zu Dortmund ins Stadion kann?", fragend sah ich durch den Rückspiegel hindurch auf die Hinterbank, wo mein kleiner Bruder beleidigt Platz genommen hat.
Filip hatte mein Angebot für das Bayern Spiel abgelehnt, da er meinte, dass es meiner Nichte nicht so gut ginge und er dies lieber erstmal abchecken möchte. Ich glaubte ihm natürlich, dennoch wusste ich, dass er auch ziemlich gut darin war, Ausreden zu erfinden. Wundern würde es mich deshalb nicht.

Mit dem Kopf schüttelnd folgte Milos Antwort: "Giuli geht's wirklich nicht gut. Schon seit mehreren Wochen.", meinte er. Sofort wechselte meine Stimmung auf besorgt um. Natürlich merkte mein Bruder dies und setzte fort: "Ist immer schlapp, müde und hat Kopfschmerzen. Filip war schon oft beim Arzt mit ihr, aber es ändert sich nichts. Er geht heute irgendwie zu einem besonderen Arzt oder so.".
Nickend hörte ich dem 10-jährigen zu: "Hoffentlich geht's ihr bald wieder besser.", meinte ich, als meine Gedanken zu meiner kleinen Nichte schweiften.

Ich liebte die Kleine wirklich wie mein eigenes Kind. Kann mich sogar noch genau an den Moment erinnern, als ich erfahren habe, dass ich Tante werde.

Mein Training war gerade geendet und ich war mit Teamkollegen noch in einem Restaurant in Austin Essen, als ich einen Anruf von Filip bekam. Sofort war ich alarmiert. Erstens: Da mich Filip nie anrief, wenn dann immer meine Eltern. Wir beide schrieben eher aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Texas und Deutschland... und Zweitens: Da es bereits 9 Uhr abends hier in den USA war, somit musste es in Deutschland um die 3 Uhr nachts sein.
Besorgt verließ ich also kurz das Restaurant und nahm den Facetime-Anruf schließlich an, wo ein schon leicht verzweifelter Filip zusehen war. Selbstverständlich fragte ich sofort, was los war, dass er mich um 3 Uhr nachts anrief. Doch noch ohne mich überhaupt aussprechen zu lassen, sprudelte alles schon aus ihm heraus.
Er meinte er hätte einen One-Night-Stand vor ein paar Monaten gehabt und anscheinend sei dabei wohl das Kondom kaputt gegangen oder irgendwas. Auf jeden Fall hätte sich das Mädchen nun bei ihm gemeldet und gemeint sie sei schwanger. Natürlich hat er ihr das zuerst nicht geglaubt, hat sich mit ihr getroffen und dabei festgestellt, dass sie wirklich schwanger war. Das Problem an der Sache: Sie war gerade mal 17 und wollte das Kind keines Falls behalten. Sie dachte sogar an Abtreibung. Doch allein der Gedanke daran, dass es sein Kind sein könnte, zerstörte Filip. Er wollte nicht sein Kind verlieren, auch wenn er gerade mal 20 war und noch voll im Studium steckte. Er konnte ihre Gedanken zur Abtreibung einfach nicht verstehen. Schließlich meinte er, dass beide sich darauf geeinigt hatten, dass sie das Kind austragen würde und er schließlich das alleinige Sorgerecht bekam und sich voll und ganz um das Kind kümmern würde. Die zukünftige Mutter wollte nichts mit dem Baby zutun haben.

➳ 𝐓𝐈 𝐀𝐌𝐎 | Leon GoretzkaWhere stories live. Discover now