[FIFTY-NINE]

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> Bad Dream - Stellar <


Erschöpft, aber trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen verließ ich das Hallenbad. Mein Training war für heute beendet. Eine intensive, aber trotzdem lehrreiche Einheit, in welcher ich wirklich an einigen Dingen arbeiten konnte. Zufrieden lief ich also in Richtung des Parkplatzes. Zuvor hatte ich noch mit Leon abgemacht, dass er mich nach seinem Arzttermin abholen würde und wir anschließend gemeinsam noch etwas essen gehen. Bei dem Wort Essen war ich natürlich direkt dabei, weshalb ich jetzt hungrig auf dem Parkplatz der Schwimmhalle stand und auf den Fußballer wartete. Vielleicht hat es beim Arzt einfach etwas länger gedauert? Ausgepowert setzte ich mich auf den Bordstein. Der schwere Rucksack zog nur so an meinen Schultern und meine Beine schmerzten vom heutigen Training bereits. Verwirrt darüber, dass Leon noch nicht da ist, nahm ich mein Handy zur Hand. Auch dort keine Nachricht. Er wird bestimmt schon auf dem Weg sein. Gelangweilt scrollte ich etwas durch Instagram. Likte den ein oder anderen Post auf meiner Timeline und verbrachte somit nun meine Zeit. Ein paar mal schaute ich auf, um zu sehen, ob neue Autos auf den Parkplatz fuhren. Doch weit und breit keine Spur von Leons Wagen. Hatte er es einfach vergessen? War er noch immer beim Arzt? Aber dann hätte er ja geschrieben... Genervt stand ich also wieder auf und nahm meinen Rucksack. Vielleicht seh ich ihn ja, wenn ich etwas in der Gegend rumlaufe? Die Beine etwas zu vertreten war immer gut - und es half gegen Muskelkater.

Ich lief also der Richtung entgegen, aus welcher er vermutlich kommen müsste. Er meinte er seie ins Krankenhaus, um seinen Fuß checken zu lassen. Da er heute schon wieder etwas laufen konnte und auch schon wieder seinen Wagen bedienen, schien es aber nichts all zu schlimmes zu sein. Von weitem konnte ich bereits die große Kreuzung erkennen, bei welcher man immer abbiegen musste, um zur Schwimmhalle zu gelangen. Noch einmal schaute ich auf mein Handy. Keine Nachricht. Sollte ich ihn mal anrufen? Aber vielleicht fährt er ja gerade. Da will ich ihn ungern ablenken.
Das quietschen von Autoreifen ließ mich aufschrecken. Mein Handy fiel mir aus der Hand, mein Blick war auf die Kreuzung in der Ferne gerichtet, wo nun ein schwarzes Auto zu sehen war, welches mit höchster Geschwindigkeit geradewegs auf einen Baum zufuhr. Alles passierte wie in Zeitlupe. Mit viel zu hohem Tempo prallte der Wagen gegen den dicken Stamm des Baumes. Der Knall war mindestens bis in den nächsten Stadtteil zuhören. Sofort bildete sich Nebel um die Unfallstelle herum. Ohne nachzudenken, hob ich schnell mein Handy wieder auf und rannte zu dem verunglückten Wagen. Umso näher ich kam, umso schlimmer sah alles aus. Das Auto hatte sich komplett verbogen. Von der Motorhaube war kaum noch was übrig. Totalschaden. Ohne eine Sekunde zu zögern rannte ich zur Fahrerseite. Hoffentlich hatte sich niemand schwerwiegend verletzt.

Doch beim Blick durch das Fenster blieb mir der Atem stehen. Leon. Bewusstlos klemmte er zwischen dem Baum, welcher nun die Mittelkonsole ersetzte, und seinem Sitz. Blut tropfte von seinem Gesicht hinab. "Merda!", schnell versuchte ich die Fahrertür zu öffnen, doch nix tat sich. Anscheinend klemmte sie. "Fuck. Fuck. Fuck.", ich schmiss meinen Rucksack zur Seite und versuchte erneut mit aller Kraft die Tür zu öffnen. "Leon! LEON!", verzweifelt schrie ich seinen Namen, doch er reagierte nicht. Es tat sich nichts. Weiterhin versuchte ich die Tür zu öffnen. Das Fenster konnte ich schlecht einschlagen. Schließlich lag sein Kopf direkt neben diesem. Ich würde ihn nur nur noch mehr verletzen. Hilflos schaute ich mich nach anderen Lösungen um, doch es gab nichts außer die Tür. Verzweifelt hämmerte ich gegen diese. Vielleicht wacht er ja wieder auf und kann sich selbst befreien. "Leon! LEON!", schrie ich ununterbrochen weiter, doch wie schon zuvor, regte er sich kein bisschen.

Keine Sekunde verging, in welcher ich nicht versuchte, diese verdammte Tür zu öffnen, doch nichts klappte. Gar nichts. Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich auf einmal Hände an meinen Schultern spürte. Eine Feuerwehrfrau sah mich mitleidig an. Erst jetzt wurde mir die Situation bewusst, welche sich hier gerade abspielte. Leon war in einem Autounfall verwickelt. Es war sein schwarzer Wagen, der gegen den Baum gekracht ist. Es waren seine Reifen, die quietschend bis zur Schwimmhalle zu hören waren. Während die Feuerwehrfrau von zuvor, mich sanft zur Seite schob, versuchten ihre Kollegen die Fahrertür zu befreien. In Schock beobachtete ich alles. Ich merkte gar nicht, wie ich die ganze Zeit weinte. Mein ganzes Gesicht war bereits tränengeflutet, während mein Blick stur auf die Feuerwehr gerichtet war. Irgendwann schafften sie es schließlich, die Tür zu öffnen. Sofort wollte ich zu ihnen. Ich musste sehen, ob es Leon gut geht. Ob er wieder bei Bewusstsein ist. Doch die Feuerwehrfrau von zuvor hielt mich zurück. Zwar versuchte ich mich loszureißen, doch ihr Griff ließ dies nicht zu. Fast schon verzweifelt beobachtete ich nun, wie ein Arzt zum Auto trat. Aufgrund der vielen Menschen konnte ich kaum noch erkennen, was überhaupt geschah. Was passierte hier? Immer wieder versuchte ich mich irgendwie von ihr loszureißen, doch keine Chance. Nach einigen Minuten kroch der Arzt wieder aus dem Auto. Mitleidig blickte er zu mir und seinen Kollegen der Feuerwehr um sich herum. "Geht es ihm gut? Können sie ihn befreien? Er wird doch wieder gesund oder?", verzweifelt blickte ich zu ihm. Tränen liefen mir weiterhin ununterbrochen über das Gesicht. Er schüttelte nur traurig seinen Kopf und verließ anschließend die Unfallstelle. Was soll das heißen? Wird er wieder gesund? Wieso holt er keine Kollegen zur Seite. Sie müssen ihm doch helfen. In einer kurzen Sekunde der Unachtsamkeit schaffte ich es, mich von dem Griff der Feuerwehrfrau zu befreien und rannte wieder zum Wagen hin. Noch immer standen ein paar Personen um dieses herum. Polizisten, Feuerwehrleute.. Doch mein Fokus lag glasklar auf Leon, welcher weiterhin eingeklemmt im Auto saß. Die Tür war mittlerweile abgetrennt, so dass ich direkt zu ihm konnte. Verzweifelt legte ich meine Hand an seine Wange. "Leon! Leon! Komm schon wach auf. Alles wird gut. Leon. Alles wird gut. Du wirst wieder gesund. Wach auf", immer verzweifelter redete ich zu ihm, während ich sanft über seine Wange strich. Seine Augen waren geschlossen. Blut klebte nun mittlerweile auch ab meiner Hand. "Bitte Leon. Leon!", mittlerweile verloren sich mein Worte immer mehr in mein Schluchzen. Wieso wacht er nicht auf. Er müsste doch schon wieder bei Bewusstsein sein? Wieso hilft ihm niemand?
"Luca...", verwirrt sah ich mich um. Leon lag weiterhin regungslos vor mir. Sein Gesicht mittlerweile schon fast kalt. "Luca!", hörte ich erneut jemanden rufen. Erneut schaute ich zu Leon. "Wach auf!"

➳ 𝐓𝐈 𝐀𝐌𝐎 | Leon GoretzkaWhere stories live. Discover now