14.

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"Was ist so wichtig an dem Ding?", fragte Jule und schaute auf Kians Ring. Sie hatte ihn vor sich auf den Küchenisch gelegt.
"Ehrlich gesagt, keine Ahnung", gab Jaron zu und auch Gabriele war ratlos.
"Aber ihr habt doch nicht wirklich vor, denen den Ring zu geben, oder?", fragte er stattdessen.
"Der Ring oder Kian", meinte Jule und auch Jaron stimmte ihr zu.
"Aber wir wissen doch gar nicht was den Ring so besonders macht, dass man ihn gegen ein Menschenleben eintauschen kann", versuchte Gabriele es weiter.
"Vielleicht ist er ja gar nicht besonders, sondern einfach nur teuer. Ein Einzelstück oder so", protestierte Jule weiter, doch Jaron blieb diesmal neutral.
"Dann hätten sie auch einfach bei Kian einbrechen können und müssten ihn nicht als Geisel nehmen", machte Gabriele ihre Vermutung, durch Jarons Schweigen bestätigt, wieder zunichte. Seufzend setzte Jule sich an den Tisch.
"Was schlägst du dann vor?", fragte sie.
"Natürlich Kian zu befreien."
"Oh Wunder. Das war zufällig auch mein Plan", meinte Jule sarkastisch und handelte sich einen tadelnden Blick von Jaron ein.
"Hören wir erstmal zu, was Gabriele vorschlägt."
"Dankeschön! Die werden uns sicher nicht einfach so zu Kian lassen", stellte Gabriele fest. "Also brauchen wir etwas im Gegenzug. Die perfekte Vorlage dafür haben sie uns schon gegeben. Den Ring."
"Aber den wolltest du doch nicht weggeben", wandte Jule verwirrt ein.
"Hör doch erstmal zu", meinte Jaron genervt.
"Ich hab ja nicht gesagt, dass wir den Ring nehmen", sagte Gabriele verschmitzt.
"Du willst eine Fälschung benutzen", stellte Jule nüchtern fest. "Aber wenn du Recht hast und es wirklich nicht um den Wert des Rings geht, werden sie die Fälschung erkennen."
"Aber was ist, wenn sie selbst nicht genau wissen, wonach sie suchen?", wandte diesmal Jaron ein.
"Aber das sind doch alles nur Spekulationen!", sagte Jule verzweifelt. "Vielleicht ist Kian schon tot, vielleicht wollen die den Ring nur haben um vor irgendwelchen anderen Idioten damit anzugeben, vielleicht haben die einen verdammten Drachen." Unruhig sprang sie von ihrem Stuhl auf.
"Uns bleibt momentan nichts anderes als zu spekulieren, Jule. Also setz dich wieder hin und wir denken uns was aus", sagte Jaron. Jule zwang sich zur Ruhe und nahm wieder Platz.
"Wo sollen wir überhaupt hin um den Ring abzugeben. Die werden ja wohl kaum hier her kommen", sagte Jule plötzlich und schon war es wieder vorbei mit der erzwungenen Ruhe ihrerseits. Genervt stöhnte Jaron als sie wieder begann im Raum umher zu laufen.
Gabriele schaute fragend zu Jaron, doch der schüttelte nur den Kopf. Jule quittierte das mit einer hochgezogenen Augenbraue.
"Weißt du was?", meinte Jaron an Jule gewant. "Ich frag einfach nach." Mit diesen Worten schnappte er sich sein Handy.

Diesmal weckte das Licht ihn aus einem Traumlosen Schlaf.
"Steh auf", befahl jemand während Kian noch etwas benommen ins Licht blinzelte.
"Die Fesseln", sagte eine weibliche Stimme zaghaft. Brüsk fuhr er sie an, aber kurz darauf lockerten sich Kians Fesseln. Darauf hatte Kian gewartet. Sobald er merkte, dass seine Fesseln an Händen und Füßen ab waren, sprang er auf und wollte los rennen, doch seine Füße gehorchten ihm nicht richtig. Prompt landete er auf dem Boden.
Ein Mann lachte gehässig bevor er Kian in die Seite trat.
Vor Schmerzen Krümmer er sich. 
"Steh auf. Mister Vagin will das du dich sauber machst. Sie zeigt dir den Weg", sagte er und zeigte auf ein Dunkelhäutige Frau. Ächzend stand Kian auf und lief der jungen Frau durch die einzige Tür im Raum hinterher. Draußen empfing ihn schummerlicht. Weit und breit konnte er kein einziges Fenster erkennen.
"Kannst du, darf ich du sagen?"
"Du", meinte die Frau nickend.
"Kannst du ein bisschen langsamer machen?", bat er sie und sie verlangsamte ihre Schritte. Angestrengt versuchte Kian sich den Weg einzuprägen. Nach der siebten Tür gab er auf.
"Ich Nio", sagte sie.
"Kian." Er hatte sich nicht getraut, sie etwas zu ihrer Person zu fragen, nachdem er gesehen hatte, was danach mit Taio geschehen war.
"Wohin gehen wir?", fragte er und betrachtete argwöhnisch die alten Rohre an der Decke.
"Bad zimmer", antwortete sie und zeigte auf eine nicht mehr weit entfernte Tür.
Verstehen trat Kian in den ebenfalls Fenterlosen Raum und ließ Nio draußen stehen. Das Bad hatte helle Lichter und war ganz in weiß gehalten. Es gab ein Klo, ein Waschbecken inklusive Spiegel und eine kleine Dusche.
Es klopfte und Nio sprach durch die Tür zu ihm. "Siehst du das Sachen? Mister Vagin sagt du sollst tragen."
"Geht klar", meinte Kian und entledigt sich seiner Hose. Vorsichtig legte er seine Brille auf den Rand des Waschbeckens und trat in die Dusche. Er genoss das warme Wasser auf seinem müden Körper.
Nachdem er sich gewaschen hatte säubert er seinen Brille. Zum Glück hatte sie bei seinem ebigen Sturz nichts abbekommen.
Als er fertig war und die Toilette benutzt hatte, wandte er sich den bereitgestellten Sachen zu. Vagin hatte ihm einen Anzug und Lederschuhe bringen lassen. Kian stöhnte genervt.
Als er den dunklen Anzug, das Gegenstück zu Vagins immerzu weißen Anzugs, an hatte, trat er zu Nio auf den Gang.
Missbiligend schaute sie auf seine nassen Haare und scheuchte ihn wieder ins Bad.
"Mein Bruder genauso", schimpfte sie und wieß ihn an, auf dem geschlossenen Klodeckel Platz zu nehmen. Fachmännisch kramte sie einen Föhn aus einem der Schränke und begann routiniert, Kians Haar zu föhnen.
Bereitwillig ließ Kian die Behandlung über sich ergehen und bedankte sich bei Nio.
"Wo ist dein Bruder?", fragte er, als sie ihn wieder durch das dunkle Gängegewirr führte.
Nio ließ sich Zeit für eine Antwort. "Taio tot." Überrascht schaute Kian die hübsche Frau an.
"Hat er auch hier gearbeitet?", fragte er vorsichtig. Nio nickte zustimmend.
"Mister Vagin hat ihn tot gemacht", sagte sie bitter. "Aber Taio hat immer gemacht was Mister Vagin wollte. Wirklich."
"Es war meine Schuld", sagte Kian leise.
Eine eiserne Stille legte sich über die beiden. Das widerhallen ihrer Schritte waberte als Echo durch den leeren Gang.
"Mister Vagin wartet", sagte Nio schließlich und öffnete eine der vielen Türen. Kian bedankte sich wiederholt bei ihr, doch Nio blieb diesmal still.
"Ah, Kian", begrüßte Vagin ihn da. "Lass dich ansehen, meinJunge." Prüfend ließ Vagin seinen Blick über Kian wandern. Anscheinend zufrieden mit dem was er sah, drehte Vagin sich um und deutete auf einen langen Tisch auf dem alle möglichen Speisen standen.
"Setz dich mein Lieber", meinte er und deutete auf einen der beiden Stühle. Die beiden Männer saßen sich, wie in einen schlechten Film, an dem viel zu langen Tisch gegenüber.
"Nur zu", meinte Vagin und deutete auf die aufgereihten Speisen. Kian ignorierte seinen knurrenden Magen gekonnt und starte Vagin unverholen an.
"Traust du mir etwa nicht?", fragte Vagin bestürzt. "Nun gut. Dann bleibt mehr für mich übrig."
Nachdem Vagin genüsslich anfing zu essen, tat Kian es ihm zögerlicher gleich. Selbst Vagin würde sich selbst nicht vergiften wollen. Das Essen schmeckte gut und so schlug Kian sich den leeren Bauch voll. Vagin, der sein Mahl schon beendet hatte, schaute ihm belustigt zu.
"Morgen ist ein wichtiger Ball auf dem ich leider anwesend sein muss", begann Vagin und staarte in dei Flamme einer Kerze. "Und da du schonmal hier bist nehme ich dich einfach mit." Nun schaute er wieder zu Kian.
"Danke, nein", sagte dieser prompt. Sein Vater würde es nicht billigen, wenn er sich mit Vagin sehen ließe.
"Auch nicht, wenn ich sage, dass dein Cousin auch kommen wird?", fragte Vagin. Bevor Kian etwas sagen konnte, sprach er weiter. "Du hättest mir ruhig von deiner kleinen Freundin erzählen können".

"Wir sind morgen Abend auf einen Ball eingeladen", sagte Gabriele überrascht und schaute von seinem Handy auf. "Wir sollen den Ring mitbringen. Man teilt uns noch mit, wo genau wir ihn ablegen sollen."
"Und Kian?", fragte Jule.
"Der ist auch da", antwortete Gabriele.
"Wo ist der Haken?", schaltete Jaron sich wieder ein.
"Kian darf erst mit uns gehen, wenn wir den Ring deponiert haben. Das wir den Ring nicht persönlich übergeben müssen, ist allerdings eine perfekt Vorausstezung um eine Kopie zu benutzen."
"Aber damit werden die doch sicher rechnen", warf Jule, noch immer nicht richtig überzeugt, ein.
"Dann müssen wir Kian eben herausbekommen, bevor sie es bemerken", sagte Jaron und erntete ein zustimmendes nicken von Gabriele. 
"Ihr wollt in einem Zeitfenster von vielleicht Sekunden, Kian mit einer Fälschung wiederbekommen? Das ist absolut verrückt!", meinte Jule ungläubig.
"Uns bleibt nicht wirklich etwas anderes übrig", legte Gabriele die Fakten auf den Tisch.
"Stimmen wir ab", schlug Jaron vor. Jule verlor als einzige Stimme dagegen. 
"Gut. Dann kümmern wir uns jetzt um eine Fälschung vom Ring und Klamotten für den Ball", bestimmte Gabriele.
"Kann das nicht bis morgen warten?", fragte Jule und deutete in die Dämmerung. Insgeheim hoffte sie, das ihr ein besserer Plan einfiel und sie die beiden anderen von ihrer gewagten Idee abbringen konnte.
"Wäre vermutlich klüger, aber es könnte lange dauern eine Kopie für den Ring zu finden. Eigentlich könne wir nur hoffen das die anderen den Ring vorher noch nie gesehen haben", sagte Gabriele.
"Wir werden heute Abend keinen Juwelier mehr antrefen", brummte Jaron. "Aber Sachen dürften wir noch finden.

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