9. Aufbruch

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Am nächsten Tag stand Merlin bereits vor Sonnenaufgang auf, denn er musste alles für die Abreise vorbereiten. Als er aus der kleinen Hütte ging, packte er sich noch ein paar Reisekräuter ein, die ihm Gaius am Abend zuvor wohl gepackt hatte.

Die Luft war feucht und roch nach Erde, und der Himmel war von grauen Wolken bedeckt. Es würde wohl eine nasse Reise werden.

Als Merlin die Pferde striegelte und sie zäunte, verdrengte er die Gedanken an gestern Abend und ging dann sofort in Arthurs Gemächer, um auch ihn endlich Abreisefertig zu machen. Als auch endlich die letzten Ritter nun auf ihren Pferden saßen, verabschiedeten sie sich von allen vorläufig.

Und Merlin sah mit einem Lächeln gebannt zu Arthur der sich gerade von Guinevere (Bild) verabschiedete und ihr dabei einen zarten Handkuss gab, aber natürlich so, dass ihn keiner dabei sah. Guinevere nannte man auch Gwen. Sie hatte langes, dunkles, welliges Haar die sie meist zu einem Zopf trug.

An ihrer dunklen Haut erkannte man sie und ihren Bruder, Sir Elyan, auf anhieb. Merlin wusste, dass es ihr schwerfiel Arthur gehen zu lassen, aber sie ließ es sich nicht anmerken.

Gemeinsam mit Arthur, Sir Percival, Sir Leon, Sir Gwain, Sir Elyan und Arthurs Onkel Sir Agravaine, ritten sie gemeinsam los. Merlin sah noch einmal zurück und erkannte Gaius der ihm besorgt hinterher sah. Irgendetwas stimmte nicht, doch sie waren schon hinter den Häusern verschwunden und ritten im schnellen Schritt in Richtung Wald der sich vor ihnen auftat.

Sie ritten einige Stunden und legten dann auf der Hälfte der Strecke eine Pause ein, um ein Lager aufzuschlagen und die Nacht dort zu verweilen. Merlin bekam die Aufgabe Holz für das Lagerfeuer zu holen.
'Was in einem Wald total schwer ist, da es ja überall Bäume gibt.' dachte sich Merlin belustigt und legte die ersten stapel auf einen sauberen Haufen.

Als er mit dem Holz wieder am Lager war, waren die Pferde schon getränkt und gefüttert worden, aber er musste noch die Suppe machen, da alle schon hungrig waren. Er legte das Holz auf einen Haufen und sah sich noch einmal um, dass auch niemand ihn gerade beachtete.

Schon leuchteten sein Augen auf und eine Flamme schoss aus dem Holzstapel empor. Die Flamme ergriff gierig die einzelnen feuchten Holzstück. Er stellte den Metalltopf darüber in eine Befestigung, sodass der Topf zügig erwärmt wurde.

Als alle gegessen hatten und sich zu schlafen legten, musste Merlin noch den Abwasch machen und ständig neues Holz ins Feuer legen, damit sie nicht erlosch. Als nun auch er sich hinlegen wollte, sah er aus dem Augenwinkel eine kleine lodernde Flamme die nicht allzu weit entfernt hell flackerte.

Schnell drehte Merlin seinen Kopf zur Flamme, doch dann war sie plötzlich weg, so als wäre sie gar nicht da gewesen. Merlin dachte, dass er sich das nur wegen dem Schlafmangel und der feuchten Kälte vorstellte und legte sich zu den anderen Rittern.

Keine Minute später hörte er ein Rascheln im feuchten Laub.
'Nur eine Maus, nichts weiter' dachte er sich und drehte sich auf die andere Seite um. Erneut das rascheln, doch diesmal war es viel lauter und er hörte es aus allen Richtungen. Er öffnete seine Augen einen Spalt.

Es war nur ein wildes Tier bestimmt, doch vor seinen Augen schwebte schon wieder die kleine Flamme. Sie war nun viel näher und er hatte das Gefühl, dass sie Merlin anstarrte. Merlin hob den Kopf und rieb sich seine Augen und schon wieder war die kleine Flamme weg.

Das war eindeutig kein Traum, denn er spürte, dass Magie in der nähe war. Er stand auf und schlich durch die schlafenden Ritter hindurch an die Stelle, wo die Flamme eben noch schwebte.

Er sah sich um und hielt Ausschau nach etwas hellem, doch er sah nichts. Plötzlich, als er sich umdrehte, schwebte die Flamme nur wenige Millimeter vor seinem Gesicht und er musste sich einen hysterischen Aufruf unterdrücken. Die Flamme erwärmte sein Gesicht, doch auch wenn es nach einiger Zeit unerträglich wurde, rührte er sich nicht.

Die Flamme bewegte sich nun erneut und schwebte um ihn herum, sodass ein orangener Ring sich um ihn bildete. "Merlin, was tust du da?" fragte Arthur genervt. Merlin drehte sich ruckartig um "Ich ... Ich muss mal Pinkeln." sagte Merlin grade noch so. "Gut, dann pinkel leise!" sagte Arthur und legte sich wieder hin.

Merlin atmete erleichtert auf und begann dem davonfliegenden Flämmchen zu folgen. es leuchtete Merlin den Weg durch die Bäume, die allmählich immer dichter und dunkler wurden. Er verlor die Orientierung und damit auch die schwebende Flamme. Er suchte einen Ausweg aus dem Getummel von Tannen und gelang auf eine kleine Lichtung, die genauso dunkel war, wie der Rest des Waldes.

Er hörte ein leises Keuchen, dass allmählich auf ihn zu zukommen schien und ein schwaches Leuchten war auf der anderen Seite der Lichtung in den Bäumen zu sehen. Urplötzlich schoss eine Gestalt aus den Bäumen auf ihn zu, den Kopf nach hinten auf den Verfolger gerichtet.

Die Gestalt sah Merlin nicht und drohte gegen ihn zu rennen. Merlin packte die kleine Gestalt an den Armen und hielt sie fest. Wie ein Reflex hob die Gestalt schützend die Hände hoch und drückte sie gegen Merlins Brust, um sich von ihm weg zu drücken. Plötzlich schossen die verschiedensten Bilder durch seinen Kopf von Freya. Er sah den Moment, als sie in seinen Armen lag mit einer blutenden Wunde und wie sie dann die Augen schloss, doch plötzlich lag da jemand anderes.

Es war Lorella. Er riss denn Kopf hin und her. Er wollte die Bilder nicht mehr sehen, sie sollten verschwinden.

Es spielte sich alles noch einmal ab und es zerriss ihm erneut das Herz vor Trauer und Schmerz. Als die Bilder wieder verschwunden waren, erkannten sie sich nun gegenseitig  "Lorella?" sagte Merlin überrascht "Merlin!" sagte Lorella eindringlich und sie starrten sich erst skeptisch an, als sie erneut das Wort ergriff "Schnell, Merlin! Wir müssen von hier verschwinden!" drängte sie und versuchte ihn zurück zu drücken, doch er hielt stand "Wieso, was ist los-" Merlin stockte.

Er spürte eine gewaltige Kraft, die nicht allzu weit entfernt war und immer näher kam. Lorella sah seinen Gesichtsausdruck "Ja, genau das ist los!" bestätigte sie ihm. "Schnell wir müssen von hier weg!" sagte nun auch Merlin und nahm sie am Handgelenk, um sie von der Lichtung zurück in den Wald zu ziehen. "Da bin ich auch für!" stimmte sie ihm zu und rannte mit Merlin durch den Wald vor ihrem Verfolger weg. "Kennst du sie?" fragte sie Merlin, während sie liefen.

"Ja, sie heißt Morgana!"

Merlin - Die neuen Abenteuer - Im Bann des GreifenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt