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And here you are living
despite it all

Leise schleiche ich durch die Haustür und schreibe Layla das ich Zuhause bin. Wieso musste auch unbedingt ihr Freund Tom kommen? Meine Mum flippt aus, wenn sie mich jetzt um diese Zeit hier herumschleichen sieht.

Erschrocken halte ich inne, als ich schwere Stiefel auf der Treppe höre. Panisch drücke ich mich an die Wand, doch dann höre ich Mum's Stimme und ihre weichen Schritte auf der Treppe. Mum hat Besuch?

"Es war wirklich sehr schön." sagt eine Männerstimme und meine Mum lacht.

Sie lacht? Ich habe sie ewig nicht mehr lachen hören.

"Das stimmt, das war es. Doch so sehr ich möchte, dass diese Nacht nie endet, muss ich leider ins Bett. Ich muss meine Tochter morgen von ihrer Freundin abholen."
"Ottilie ist ein sehr schöner Name."
"Ja sie wurde nach meiner Großmutter benannt. Sie war der großzügigste Mensch, den ich jemals getroffen habe. Sie hat mich aufgenommen als meine Mutter mich schwanger raus geworfen hat. Sie ist leider vor 6 Jahren gestorben. Da war Ottie gerade 10."
"Das tut mir sehr leid."

Jetzt kommen sie endlich in mein Blickfeld und ich erkenne den Mann sofort. Er hatte mich damals mit Mum aus dem Haus eskortiert nachdem mein Vater so ausgerastet ist. Was ist hier los? Sie hält ihm die Tür auf und er lächelt auf sie herab.

"Ich hoffe doch sehr, dass wir uns Wiedersehen Kailani."
"Oh das hoffe ich auch."
"Meine Nummer hast du?"
"Ja die habe ich mir notiert."

Er beugt sich runter und ich halte die Luft an, doch sie küssen sich nicht sondern umarmen sich nur.

"Auf Wiedersehen und eine gute Nacht."
"Gute Nacht."

Sie schließt die Tür und lehnt sich mit der Stirn dagegen. Quälende Sekunden bleibt sie da stehen wo ich hoffe, dass mein Atem mich nicht verrät. Doch sie dreht sich nur um und geht wieder nach oben. Kurz danach geht das Licht aus und es ist alles dunkel.

Ich atme zitternd aus und schleiche in mein Zimmer. Dort ziehe ich mich um, schließe mein Handy an und krieche ins Bett.

Leise summend stehe ich am Herd und mache mir Pfannkuchen als ich hinter mir ein räuspern höre.

"Oh Ottie. Ich dachte du bist noch bei deiner Freundin."
"Ja ihre Mum hat mich nach Hause gefahren."
"Wo ist deine Tasche?"
"Die ist schon im Zimmer."
"Hast du Hunger? Ich habe noch Teig übrig."
"Ok."

Ich sehe wie Ottie ins Wohnzimmer schlürft und frage mich, wieso sie mich anlügt. Sie weiß doch, dass wir Kameras in den Fluren haben. Und außerdem habe ich gestern Abend, als ich Sebastian verabschiedet habe, die Kette vor die Tür gemacht.

Doch ich sage erstmal nichts und beobachte sie.

Mit vollem Mund sieht sie mich an. "Hmpf?"
"Wieso lügst du mich an Ottie?"

Sie schluckt langsam und sieht mich nur mit ihren großen, blauen Augen an, welche mich manchmal so sehr an Scott erinnern.

"Was?"
"Du warst gestern Abend schon Zuhause. Wieso sagst du mir das nicht?"
"Woher weißt du es?"
"Die Kette ist noch vor der Tür. Und die Kameras haben heute Nacht Bewegung gemeldet."

Sie seufzt und kaut auf ihrer Unterlippe rum. "Meine Freundin Layla hat Besuch von Tom bekommen und-"
"Ihr trefft euch mit Jungs?"
"Nein Mum es ist ihr Freund."
"Und dann lässt sie dich einfach alleine in der Nacht nach Hause laufen? Weißt du was alles hätte passieren können?"
"Ich bin ja nicht alleine gelaufen." sagt sie kleinlaut und ich stelle meinen Teller auf den kleinen Holztisch vor uns.
"Wer war denn dabei?"
"Ein Junge. Sein Name ist Dylan."
"Du läufst mitten in der Nacht mit einem Jungen rum? Bist du denn völlig irre? Ich bin Zuhause und denke du bist sicher bei deiner Freundin und du irrst draußen mit einem Fremden rum!"
"Er ist nicht fremd! Wir gehen in dieselbe Klasse!"
"Er ist fremd für mich."

Sie wirft ihren Teller auf den Tisch und springt auf. "Mit dir kann man nicht reden!"
"Tut mir leid, dass ich will, dass meine Tochter mich nicht anlügt!"
"Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt, weil ich genau wusste, dass du ausflippst! Du hast so Angst das ich erwachsen werde und Erfahrungen sammle!"
"Darum geht es nicht Ottie! Du bist 15 und-"
"Ich bin alt genug um meine eigenen Entscheidungen zu treffen!"
"Oh nein das bist du nicht."
"Ach darum geht es! Du hast Angst, dass ich dieselben Fehler mache wie du! Das ich schwanger werde und mich in den falschen verliebe und-"
"Darum geht es nicht Ottie!" schreie ich etwas zu laut und sie starrt mich an.
"Nein du hast Angst, dass ich genauso ende wie du. Das ich dieselben Fehler mache und mir ein Kind das Leben ruiniert. So wie ich deins ruiniert habe."

Sie weint und stürmt in ihr Zimmer bevor ihre Tür laut zuknallt.

Frustriert reibe ich mein Gesicht. Wie konnte sie das Gespräch jetzt so komplett umdrehen?

Ich gehe erstmal ins Wohnzimmer um mich zu beruhigen, als ich höre wie ihre Zimmertür wieder aufgeht.

"Ottie bleib hier!"
"Willst du mich jetzt einsperren?!" schreit sie und macht die Kette von der Tür.
"Nein, aber wir besprechen das jetzt erst."
"Ich treffe mich mit Giselle. Keine Angst sie kann mich nicht schwängern."

Sie knallt die Tür hinter sich zu und ich starre die Tür fassungslos an.

"Lass sie sich austoben." sagt Kate und steht im Türrahmen.
"Nein das ist nicht ok." sage ich, auf ihrem Bett sitzend.
"Ottie war schon immer etwas wild. Hat halt manche Charakterzüge von ihrem Vater. Doch sie ist auch ein schlaues, herzensgutes Mädchen. Und das weißt du. Doch egal was du jetzt tust, durchwühle nicht ihr Zimmer. Das kann komplett nach hinten losgehen."

Ich seufze und wühle dann in meiner Tasche, um mein klingelndes Handy zu finden.

"Hallo?"
"Hey Kailani, hier ist Sebastian."
"Oh hey." sage ich und muss grinsen.
"Hi." antwortet er und ich muss lachen.
"Hi."
"Ich glaube ich habe mein Handy gestern bei dir vergessen."
"Oh das liegt bestimmt noch in meinem Schlafzimmer."

Jetzt sehe ich richtig wie Kate ihre Ohren spitzt und ich verkneife mir mein Lachen.

"Kann ich das nachher abholen?"
"Ich bin gerade noch unterwegs, aber ich müsste so gegen 4pm wieder Zuhause sein."
"Ok ich bin dann so gegen halb 5pm da?"
"Ja das passt super."
"Irgendein Essen, welches du nicht magst?"
"Uh- Sushi und alles was roh ist, aber sonst eigentlich nicht."
"Ich bringe dann essen mit."
"Ok super. Freue mich."
"Ich mich auch."

Er legt auf und Kate sieht mich an.

"Du hast jemanden abgeschleppt?"
"Ja eventuell nicht so wie du denkst. Also ich habe nicht mit ihm geschlafen. Wir haben bei mir nur etwas weitergetrunken und geredet. Danach ist er nach Hause gefahren."
"Wieso hast du nicht mit ihm geschlafen?"
"Keine Ahnung. Es hat sich einfach nicht richtig angefühlt."
"Und wie fühlt es sich jetzt an?"
"Das weiß ich noch nicht. Das muss ich herausfinden. Ich muss jetzt gehen, meine Wohnung aufräumen. Wir sehen uns Kate."
"Wehe du rufst mich nicht an. Ich rufe gleich Ottie an, dass sie zu mir kommen kann, wenn sie erstmal eine Nacht Abstand möchte."

Unschlüssig sehe ich Kate an, doch es war nicht das erste Mal, dass Ottie bei ihr schlief. Oft war sie nach Streitereien zu Kate gegangen. Sie und Emily waren wie Tanten für Ottie.

"Ok. Na gut. Danke. Rufst du mich dann an?"
"Klar. Ich mache mir einen schönen Abend mit ihr."
"Danke Kate." Ich umarme sie fest und sie erwidert die Umarmung.
"Jetzt ab nach Hause und viel Spaß mit deinem Date."

Am Abend streiche ich über mein Kleid und sehe mich im Spiegel an. Ist das zu eng? Oder zu weit ausgeschnitten? Ich möchte auch nicht den Eindruck machen als würde ich mich nur für ihn schick machen. Doch Scott hat es immer gehasst, wenn ich Jogginghosen oder Leggings getragen habe. „Nur Fette tragen sowas" hat er dann immer gesagt.

Und ein Kleid könnte zu aufreizend sein. „Nur Schlampen haben so tiefe Ausschnitte". Verzweifelt versuche ich die Stimme aus meinem Kopf zu kriegen, doch egal was ich anziehe, immer höre ich ihn. Im Endeffekt ziehe ich mir eine Jeans an und einen schwarzen Pullover.

Keine fünf Minuten später blinkt mein Handy auf und zeigt mir an, dass Kate mir geschrieben hat, dass sie und Ottie ins Kino gehen. Im selben Moment kommt eine Nachricht, dass im Treppenhaus Bewegung gesichtet wurde. Wie immer bleibt mein Herz stehen, aber dann sehe ich Sebastian und seufze erleichtert. Ich antworte Kate und laufe dann so schnell ich kann die Treppe runter.

As it was (Sebastian Stan FF)Where stories live. Discover now