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I will always remember
the day you kissed my lips

"Mama!" ruft Ottie erfreut und springt mir in die Arme.
"Du hast mir so gefehlt." sage ich und halte sie fest.
"Alles Gute nachträglich. Komm ich nehme dir die Koffer ab. Wie war es?"

Die ganze Fahrt nach Hause spricht sie von Paris und ich freue mich wirklich für sie. Sie strahlt richtig.

"Doch erzähle du auch mal. Wie war es? Was hast du so getrieben?"
"Es war komisch ohne dich. So ruhig und leer."
"Wo ist Charlie?"
"Bei Sebastian."
"Du siehst übrigens echt hübsch aus Mama. Den Rock muss ich mir mal ausleihen. Hast du die letzten 2 Wochen bei Sebastian verbracht?"
"Ja."
"Also ist es was ernstes?"
"Ja. Irgendwie schon."

Ottie sieht aus dem Fenster und kaut auf ihrer Unterlippe rum.

"Ottie was ist los?"
"Wirst du ihn auch heiraten?"
"Das weiß ich noch nicht Ottie. So lange geht das mit uns noch nicht."
"Ich weiß, dass mein Vater dich schlecht behandelt hat, aber ich konnte mir dich nie mit einem anderen Mann vorstellen. Es ist einfach komisch."

Wir schweigen beide. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

"Kannst du mich bei Layla absetzen? Ich habe sie seit 2 Wochen nicht gesehen."
"Ist Layla nicht in deiner Klasse?"
"Nein. Giselle ist in meiner Klasse."
"Oh ok. Klar kann ich machen."
"Danke."

Sie nimmt ihr Handy aus der Tasche. Komischerweise stört mich ihr Stimmungsumschwung. Denn ich konnte ihn mir nicht erklären.

"Ich habe gleich eine Therapiesitzung. Soll ich dich danach abholen?"
"Nein ist schon gut. Layla fährt mich bestimmt nachher nach Hause."
"Ok."

Sie steigt aus und schließt die Autotür ohne tschüss zu sagen.

"Was für Trigger Punkte haben Sie?"
"Ich mag es nicht, wenn man Türen knallt. Ich habe Angst, wenn man mir gegenüber die Stimme erhebt. Es muss nicht einmal schreien sein, einfach dieses laute Reden. Beim Sex möchte ich nicht unten liegen. Vor allem nicht auf meinem Bauch."
"Hat ihr Exmann Sie vergewaltigt Mrs Thompson?"
"Er war mein Mann."
"Wenn Sie zu einem Zeitpunkt nein gesagt haben oder es nicht wollten und er es einfach getan hat, nur weil Sie seine Frau waren, ist das eine Vergewaltigung. Es kommt nicht auf den Beziehungsstatus an. Nein heißt nein. Wieso triggert es sie so, unten zu liegen?"
"Er hat mich immer fixiert."
"Damit sie nicht wegkommen."
"Er nannte es, Fesselspiele und hat mir gesagt, dass es jeder tut." Mir steigen Tränen hoch und ich schluchze. "Er hat meine Arme am Bettpfosten fest gemacht und meinen Nacken fest gehalten, während er-"

Ich kann nicht weiterreden. Die Therapeutin reicht mir wortlos ein Taschentuch und schreibt es sich auf.

"Wie ist der Sex mit ihrem jetzigen Partner?"
"Er nimmt Rücksicht und ist vorsichtiger. Wir haben ein Wort, welches ich sage, wenn er aufhören soll."
"Tut er es dann?"
"Ja sofort."

Sie schreibt es sich auf und nickt dann.

"Erzählen Sie mir von ihrem Partner. Wie ist er? Wie fühlen Sie sich mit ihm?"
"Sicher. Geborgen. Ich hatte nie diese Schmetterlinge im Bauch, sondern eher eine Wärme. Als wäre ich Zuhause angekommen. Als ob ich das alles durchstehen musste um ihn zu treffen."
"Haben Sie Angst vor ihm?"
"Nein."
"Haben Sie Angst, dass Sie es kaputt machen?"
"Ja. Ich habe das Gefühl ihn nicht zu verdienen. Als ob ich das alles nicht verdiene."
"In welchen Punkten hat ihr Exmann sie kontrolliert?"
"In einfach allem. Was ich anziehe, was ich esse, wie viel ich esse, er hat mich einmal in der Woche gewogen. Wie viel Zeit ich mit meinen Freunden verbringe, wann und wo. Dann hat er ständig auf meiner Arbeit angerufen, ob ich auch da bin. Wann ich Feierabend mache, wann ich ankomme. Er hat einen Chip in meinen Wagen gearbeitet, damit er sieht wo ich lang fahre."
"Was ist passiert, wenn Sie sich nicht an seine Regeln gehalten haben?"
"Am Anfang hatte ich noch den Mut etwas zu sagen. Doch nachdem er mir das Jochbein gebrochen hatte, hielt ich mich an seine Regeln."
"Hörten da die Misshandlungen auf?"
"Nein. Er fand immer etwas wo ich Schuld war. Das Essen war zu heiß oder die Wäsche war nicht rechtzeitig fertig oder auf der Arbeit hat ihn jemand schief angeguckt."
"Wie hatte er sich nachdem er Sie geschlagen hat verhalten?"
"Manchmal ging er in sein Büro, dann kam er raus, wir hatten Sex und er schlief ein. Wir taten so als wäre nichts gewesen. Doch wenn er merkt, dass er mich wirklich ernsthaft verletzt hatte, weinte er und entschuldigte sich. Wenn er richtig Mist gebaut hatte, hat er mir Blumen geschenkt."
"Was war der häufigste Satz?"
"Wieso zwingst du mich zu so etwas? Ich möchte das gar nicht tun, doch du lässt mir keine andere Wahl. Du weißt doch wie ich bin. Manchmal habe ich mich nicht im Griff."

Sie nickt und schreibt sich wieder etwas auf.

"Wie haben Sie sich gefühlt?"
"Taub. Als wäre das alles nur ein schlechter Traum."
"Hat er Sie ins Krankenhaus gebracht, wenn Sie ernsthaft verletzt waren?"
"Nein. Denn es war ja meine eigene Schuld, also sollte ich auch mit den Konsequenzen leben."
"Was war die schlimmste Verletzung für Sie?"
"Wir hatten uns einmal gestritten, weil ihm mein Kleid zu kurz war. Er beleidigte mich als Schlampe und ich würde Fremdgehen. Dann packte er meine Haare und schleuderte mich durch die Küche. Wir hatten eine Landhausküche. Sie hatte spitze Griffe. Dort bin ich gegen geknallt und habe mir den Kopf aufgeschlagen. Das Blut lief mir den Rücken runter und er sagte nur, dass ich selbst Schuld bin und immer das kriege was ich verdiene. Ich musste das Blut danach noch selbst aufwischen."
"Wie haben Sie sich da gefühlt?"
"Hilflos."
"Wie geht es ihrer Tochter?"
"Sie verwirrt mich sehr momentan. Sie ist heute aus Paris wiedergekommen, sie war mit ihrer Klasse da und möchte da später auch leben und studieren. Auf jeden Fall kam sie heute wieder und hatte auch gute Laune und sich extrem gefreut mich zu sehen. Dann kamen wir auf meine momentane Beziehung zu sprechen und sie wurde plötzlich ganz komisch und wollte zu ihrer Freundin. Sie hatte mich gefragt ob ich ihn heiraten werde."
"Und was haben Sie geantwortet?"
"Das ich es noch nicht weiß. Das es noch zu früh für sowas ist. Dann hat sie noch gesagt, dass ihr bewusst ist, dass Scott mich schlecht behandelt hat, doch sie kann sich mich nicht mit einem anderen Mann vorstellen."
"Darf ich meine persönliche Meinung dazu sagen?"
"Ja bitte."
"Ich glaube ihre Tochter hat Angst, sie jetzt zu verlieren. Ich meine wir hatten bisher 3 Sitzungen und wenn ich Sie jetzt mit unserer ersten Sitzung vergleiche, muss ich einfach sagen, dass Sie unglaublich aufgeblüht sind. Und ihre Tochter wird das auch gemerkt haben. Es bedeutet nicht gleich, dass sie es schlecht findet, doch es ist ungewohnt für sie. Sonst war die Tochter immer die Stütze, doch jetzt macht der Mann sie glücklich. Das ist ungewohnt und komisch. Auch Ihre Tochter hat Traumata die sie aufarbeiten muss. Sie hat wahrscheinlich Angst, dass dasselbe passiert wie mit ihrem Vater damals. Oder das Sie sie jetzt durch ihren neuen Partner ersetzen, wenn sie sieht, wie glücklich er Sie macht."
"Wie kann ich ihr zeigen, dass ich sie niemals ersetzen kann?"
"Seien Sie für sie da. Zeigen Sie ihr, dass sie immer noch die wichtigere Person ist."
"Sie ist so abweisend. Ich komme kaum noch an sie ran."
"Sie sind ihre Mutter. Sie wissen am besten was gut für ihre Tochter ist. Und nächste Woche, reden wir dann darüber wie es gelaufen ist."

Ein Kapitel ohne Sebastian ist ein leeres Kapitel. Doch ich wollte gerne noch ein paar mehr Hintergründe über die Ehe von Scott und Kailani einbringen.

As it was (Sebastian Stan FF)Where stories live. Discover now