Lüge oder Wahrheit

12.2K 517 85
                                    

Am nächsten Tag nach der Schule, als Elionor und Sina miteinander nach Hause gingen, redeten sie über den gestrigen Nachmittag. Elionor hatte den ganzen Tag versucht mit ihr zu reden, aber sie wollte nicht, dass noch jemand anderes es hörte. Jetzt, da keiner zu sehen war, hielt sie das für die richtige Gelegenheit.

"Das gibt's doch nicht"schrie ihre beste Freundin, als sie fertig war.
"Doch, das alles ist gestern passiert. Das habe ich mir nicht eingebildet. Ich weiß es mag verrückt klingen aber es war wirklich so.", versuchte Elionor sie zu überzeugen. Sie wusste wie verrückt das klang, am Anfang hatte sie es nicht mal selbst geglaubt. Doch mittlerweile konnte sie nicht anders als sich selbst zu vertrauen.

" Du spinnst. Das KANN nicht war sein. Das ist physikalisch nicht möglich. Du hast dir den Kopf gestoßen oder so. Aber es gibt keine Leute aus Licht. Komm in die Realität zurück.", Sina war genervt und verzweifelt zugleich. Schon eine viertel Stunde diskutierte sie mit Elly darüber. Doch diese war zu stur um einzusehen, dass sie sich das eingebildet hat.
"Sina, bitte, verstehe mich..." ihre Freundin schnitt ihr das Wort ab.
"Ich lass solch Späße nicht mit mir machen. Such dir eine andere Freundin mit der du so etwas machen kannst. Ich gehe", meinte diese wütend.

"Aber Sina..."es brachte nichts. Beide waren gleich stur und Sina dachte nicht daran nochmal mit sich reden zu lassen.
Niedergeschlagen blieb Elionor zurück.

Eine Frau aus Licht. Pah, dass ich nicht lache. So was kann sie nicht mit mir machen. Soll sie sich jemanden anderes suchen mit dem sie das machen kann. Was ist wenn sie doch recht hat?
Nein das geht nicht, das ist unmöglich. NEIN. NEIN. NEIN. Was soll ich jetzt tun? Sie ruft mich. Bloß nicht umdrehen! Sie soll sehr das ich ihre Lüge durch schaut habe und wütend bin.
Dachte Sina während sie weiter ging, immer weiter ohne sich um zu drehen. Sie war wirklich wütend. Wie konnte Elly bloß, sie kannten sich schon so lange und jetzt erzählt sie ihr so einen Humbuck. Tränen stiegen Sina in die Augen. Elienor war ihre beste Freundin, schon seit dem Kindergarten.

Elionor versuchte nicht in Tränen aus zu brechen. Es klang zwar verrückt aber, dass Sina so ausrasten würde hätte sie nie gedacht. Lange hatte sie gestern noch überlegt, ob und wie sie Sina davon erzählen sollte. Schließlich hat sie sich dafür entschieden, da Sina und sie sich alles erzählten. Elionor wusste nicht mehr was sie denken soll. War es doch nur Einbildung? Habe ich mir vielleicht doch den Kopf gestoßen? Langsam begann sie an sich zu zweifeln. Aber irgendwoher wusste sie das die Lichtfrau real war.

Nicht das es reicht, dass ihr immer öfter schwindelig wurde und seltsame Erscheinungen sah, nein sie musste sich auch noch mit Sina streiten! Elionor hasste sich selbst dafür, dass sie es ihr unbedingt erzählen wollte. Schnell ging sie nach Hause. Sie wollte so rasch wie möglich wieder in den Wald.

Als sie dort war atmete sie tief die frische Waldluft ein. Es ging diesmal kein Wind, trotzdem stieg das Gefühl von Erleichterung, Schwerelosigkeit und Freiheit in ihr auf. Sie rannte so schnell es ging los und spürte die Luft die an ihr vorbei strömte. Als sie nicht mehr konnte schmiss sie sich ins Gras und schloss die Augen. In dem Moment vergaß sie alles andere; ihre Sorgen und sogar den Streit mit Sina.

Plötzlich spürte sie wider dieses Kribbeln, dass sie beim letztem Besuch im Wald vor der Begegnung mit der seltsamen Frau auch gespürt hatte. Langsam öffnete sie ihre Augen. Vor ihr stand wieder die Frau, die aus Licht zu bestehen schien.

"Ich bin Mariposa. Wieso zweifelt du an mir? Du glaubst ich bin nicht echt? Tief in dir weißt du es doch. Tief in dir bist du nicht du. Finde deine Bestimmung und folge ihr. Zweifel nicht." erklang ihre zuckersüße Stimme. Wieder flog sie als leuchtender Punkt in den Himmel.
Erneut blieb Elionor verwirrend zurück. Das wusste sie, aber was sie nicht wusste war, dass die Worte der Frau in ihre Unterbewusstsein ihren Zweifel verscheucht hatten.

Elionor grübelte nicht lange über die Worte der Lichtfrau nach. Sie wusste das sie keinen Sinn dahinter finden würde. Stattdessen genoss sie noch den Rest der Zeit bis zum Sonnenuntergang im Wald. Sie hatte sich schon immer dort wohlgefühlt und war hierher gekommen, wenn sie Sorgen oder Kummer hatte. Und jetzt kam immer diese Frau. Immer sprach sie in Rätseln und Elionor konnte keine Lösung auf sie finden.
Aus irgendeinem Grund rannte kein Tier vor ihr weg. Sie konnte seelenruhig ein Reh streicheln und Vögel landeten auf ihren Schultern und sangen ihr vor. Sie wusste nicht warum aber sie genoss es in ihrer Gesellschaft zu sein. Es war ihr kleines Geheimnis, denn noch niemanden hatte sie davon erzählt. Das Mädchen kletterte auf eine Eiche und sah auf die Stadt herab, bis die Sonne den Himmel verfärbte. Dann lief sie nach Hause.
Ihre Mutter war schon seit Tagen besorgt, weil sie so oft in den Wald rannte und immer verwirrt nach Hause kam. Doch heute stand sie sogar vor der Tür und wartete auf sie.

"Elionor, da bist du ja. Was ist den in letzter Zeit los mit dir?", fragte sie und schloss ihre Tochter in die Arme.
"Nichts.Was soll sein? ", antwortete diese und befreite sich aus der Umarmung.

Ihre Mama sah sie durchdringen an. Nachdem ihre Tochter ihr zum zehnten mal versichert hatte, dass es ihr gut geht, war sie endlich zufrieden und nach den Essen konnte sie in ihrem Zimmer verschwinden.
Doch als ihr Bruder an ihrer Tür klopfte um sie zum Gesellschaftsspiele spielen holen wollte, riss Elionor sich zusammen und kam mit ihm mit. Sie wollte ja nicht der ganzen Familie die gute Laune verderben.

Bevor sie in den Wald gerannt war, hatte sie Sina eine Nachricht geschickt. Als Elionor um zehn Uhr wieder in ihr Zimmer ging hatte ihr Sina noch immer nicht geantwortet. Sie musste wohl sehr sauer sein. Traurig ging das Mädchen schlafen und hoffte, dass sie sich morgen wieder mit Sina vertrug.

DrachenkindWhere stories live. Discover now