Das Drachenland

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Es wurde spät bis sie an einem großen Baum mit zwei kleinen Häusern in der Krone ankamen. Dieses Land war riesig. Es erstreckte sich rund um den Berg, der anscheinend der Eingang zu diesem Land oder dieser Welt war. An dem Abend war Elionor zu müde um Fragen zu stellen. Der Drache, auf dem sie hergeflogen war, brachte sie zu dem Haus hinauf. Elionor öffnete die breite und sehr niedrige Tür mit der Aufschrift ‚Lima', wie der Drache anscheinend hieß, und gemeinsam betraten sie das Baumhaus. Es war nicht besonders groß und niedriger als normale Häuser, doch ein Drache passte gut hinein. Innen war es komplett leer, nur in einer Ecke lag ein Haufen Decken.

Lima zeigte Elionor eine Stelle, wo sie schlafen konnte und zog ihr mit den Zähnen eine Decke näher. Sofort schlief das Mädchen ein.

Als das Mädchen am nächsten Tag wieder aufwachte, war Lima schon längst wach. Gemeinsam setzten sie sich auf einen dicken Ast und betrachteten die Landschaft.

"Es ist wunderschön hier. Wo sind wir eigentlich?", brach Elionor das Schweigen.
„Das ist das Land der Drachen. Nur Drachen können durch den magischen Eingang. Du weißt schon den Felsen", erklärte Lima während sie weiterhin die Gegend begutachtete.
„Aber wie bin ich dann hier her gekommen?", fragte Elionor verwirrt.

"Durch deine Adern fließt Drachenblut. Also bist du ein Drache in Menschengestalt", verkündete der weibliche Drache, klang irgendwie froh und sah Elionor auch endlich an.
"Aber wieso habt ihr mich hergeholt? Wieso konnte ich nicht bei meiner Familie bleiben?", Elionor war verzweifelt, sie wollte zurück. Ihre Eltern machten sich bestimmt schon Sorgen und das war das Letzte, das sie wollte.
„Es wäre zu gefährlich für dich dort zu bleiben. Es ist nicht die richtige Umgebung für dich. Bedenke du bist ein Drache und kein Mensch. Drachen brauchen die Freiheit, die Natur, das hast du in der Stadt nicht. Du brauchst uns und wir brauchen dich."
„Aber ich weiß noch nicht mal ob meine Familie überlebt hat. Ich weiß nicht ob Sina überlebt hat. Ich bin verschwunden ohne ihnen etwas zu sagen", Elionor brach ungewollt in Tränen aus.
Lima stupste sie mit ihrer Schnauze an, dann sagte sie: „Da kann ich dir helfen. Sie werden nicht gestorben sein. Wir wollten keinen umbringen, die Menschen haben uns attackiert. Wir haben und nur verteidigt, auch wenn manche nicht besonders nett waren. Du musst wissen wir Drachen haben unseren Stolz und den sollte man lieber nicht beleidigen. Du auch. Du bist ein Drache also hast du auch Drachen Eigenschaften. Wenn du mir nicht glaubst nimm das. Klapp es auf und denk an sie, dann siehst du, dass was sie gerade machen." Lima verschwand kurz im Haus, dann kam sie mit einem Amulett im Maul zurück und reichte es ihr.

Elionor tat wie ihr geheißen und dann sah sie ihre Familie. Alle waren am Leben, auch wenn sie besorgt wirkten. Sie saßen am Tisch und ihr Vater hatte ihre Mutter in den Arm genommen.

"Komm, ich muss dir unbedingt noch jemanden vorstellen", unterbrach Lima ihre Gedanke und das Bild ihrer Familie verschwand.
„Häng dir das Amulett um den Hals und steig auf", befahl sie dem Mädchen.
Elionor schloss die Kette um ihren Hals und kletterte auf den Rücken des Drachens, auch wenn sie lieber ihre Familie weiter beobachtet hätte.

Erleichtert spürte sie wie der Wind ihr durch das Haar fuhr, als sie über die Landschaft flogen, und sie atmete tief die Luft ein. Als sie ein leichtes Jucken spürte, öffnete sie die Augen. Gerade passierten sie das magische Tor zurück zur normalen Welt.
Seltsam. Als ich herkam war das nicht so. Vielleicht war ich auch bloß zu müde.

Viel zu schnell verging der Flug für Elionor. Doch jetzt interessierte sich vor allem was Lima hier wollte.
"FERUS!", schrie die Drachendame und dann meinte sie an Elionor gewandt „Wir kommen oft hier her. Vor allem zum Jagen, da es in unserer Welt keine Tiere gibt. Menschen kommen hier nicht her, deshalb halten wir uns oft draußen auf."
Elionor nickte nur und kurz darauf wackelten einige Äste. Ein Junge ungefähr in ihrem Alter rannte zwischen den Bäumen durch und direkt auf den Drachen zu.
Nachdem sie sich begrüßt hatten drehte sich der Junge zu ihr und fragte: „Wer ist das denn?"

Nicht besonders freundlich ausgedrückt, dachte Elionor und musterte den Jungen kritisch.

"Das ist Elionor, Drachenkind", antwortete Lima lächelnd als sie den Gesichtsausdruck des Jungen sah. „Warum ist sie hier? Ich habe doch gesagt ihr sollt mich schicken. Jetzt wissen die Menschen wieder, dass es euch gibt. Wahrscheinlich kommen sie jetzt", meinte der Fremde aufgeregt.
„Das ist Ferus", sagte Lima lächelnd und ignorierte den Jungen, der lautstark protestierte.
"Die Menschen sind zu mehr fähig als ihr denkt. Ich habe unter ihnen gelebt, ich kenne sie", redete Ferus weiter.

"Worum geht's?", fragte Elionor. Sie fühlte sich irgendwie unnötig und wollte gehen.
"Halt du dich da raus. Das geht dich nichts an", sagte der Junge nur, ohne ihr wirklich Beachtung zu schenken.
„War schön dich kennen zu lernen", sagte Elionor ironisch und wandte sich zum Gehen.
Wirklich, den Schwachkopf brauch ich mir nicht anzuhören.

Sie spürte etwas Warmes an ihrer Schulter. „Bleib da, Elionor", sagte die sanfte Stimme Limas und ihr warmer Atem strich wieder ihre Schulter.
"Er meint es nicht so. Er ist bloß sauer, weil er denkt wir haben uns selbst in Gefahr gebracht. Er fühlt sich als unser Beschützer."
Elionor drehte sich widerwillig um.
„Lima, hörst du mir zu", meinte der Junge und sah die Angesprochene vorwurfsvoll an.
"Ferus, wir mussten sie holen. Egal ob wir uns jetzt in Gefahr gebracht haben. Früher oder Später hätten die Menschen sowieso von uns erfahren. Außerdem können wir uns gut verteidigen", Lima klang leicht genervt.

Lima konnte Ferus überreden Elionor die Gegend zu zeigen, womit Elionor eigentlich nicht so einverstanden war.
Dieser arrogante Besserwisser kann mir gestohlen bleiben, dachte sie nur, doch folgte ihm brav.
"Ich werde dir wohl jeden Tag Unterricht geben müssen. Ich habe lange gebraucht um richtig auf einen Drachen fliegen zu können.", meinte er in dem Moment.
Wozu brauche ich seinen Unterricht. Ich finde das schon selber raus.

"Ich brauch keinen Unterricht. Ich bin auch hierher ohne Unterricht gekommen. Ich kann auf einem Drachen fliegen", gab Elionor genervt von sich.
"Man merkt, dass du wirklich das Drachenkind bist. Du bist genauso stur, wie Drachen es sind. Vertraue mir, du wirst meine Hilfe brauchen, es ist nicht so leicht. Außerdem werde ich dir auch kämpfen beibringen müssen", erwiderte der Junge lachend.

Elionor schnaubte verächtlich auf doch Ferus überhöhte sie einfach. Und redete weiter. Elionor hörte nur halb hin, in Wirklichkeit war sie mit den Gedanken ganz wo anders.

"Elionor. Hallo. Du sollst zuhören. Typisch Drache, wenn ihnen etwas nicht passt hörten sie nicht zu", wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

Widerwillig folgte sie Ferus und versprach zuzuhören.

Am Abend ging Elionor zurück in das Drachenland. Dort erwartete sie auch schon Lima.

Auf die Frage, wie Ferus war schnaubte sie nur verächtlich.

"Er ist eigen aber daran gewöhnt man sich. Als kleines Kind fanden wir ihn im Wald. Er ist ein normaler Mensch, weshalb er nicht hierher kann. Er ist ein toller Kämpfer", erzählte ihr Lima.

Weshalb sollte mich das interessieren, dachte Elionor nur.

„Möchtest du auch draußen schlafen? Wir Drachen bevorzugen das, weil wir uns freier fühlen." Mit den Worten riss Lima sie aus ihren Gedanken. Elionor nickte, da sie neugierig war und es gerne einmal ausprobieren würde.

Lima hatte wirklich Recht. Wenn man unter den Sternen lag, fühlte man sich wirklich freier. Sie lagen unter dem Baum in dessen Krone das Baumhaus thronte, in dem das Mädchen letzte Nacht geschlafen hatte. Elionor hörte nur das Wasser rauschen und ihren Atem. In dieser Nacht brauchte das Drachenkind länger als sonst in den Schlaf zu finden. Die Sorge um ihre Familie quälten sie ständig. Schließlich schlief sie doch ein.

Hallo ihr Lieben. Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch. Tut mir Leid, dass es diesmal länger gedauert hat aber ich habe zurzeit viel zu tun. Außerdem schreibe ich auch noch an einer anderen Geschichte, bei der ich bald das erste Kapitel veröffentlichen werde. Würde mich sehr freuen, wenn ihr bei der auch vorbei schaut.
Besonderen Dank an sophiecarina fürs voten und ihr Kommentar.

DrachenkindWhere stories live. Discover now