Brasilien

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„Jetzt wach doch endlich auf! Wir sind da!"
Elionor stand vor Ferus, der noch immer schlief und versuchte ihn zu wecken. Doch ihre Versuche bleiben erfolglos und Ferus drehte sich nur um.

Sie waren schon einige Tage unterwegs, doch Ferus konnte nie gut schlafen, da er etwas Seekrank geworden ist. So schlief er spät ein und wachte dadurch immer erst um die Mittagszeit auf.
Nun war es allerdings Frühmorgens, die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch sie waren an der Küste Brasiliens angekommen.

"Steh doch endlich auf! Wir sind da!", rief Elionor.
Ferus drehte sich zu ihr und blinzelte verschlafen. "Wo sind wir?", fragte er und rieb sich die Augen.
"Wo wohl, du Idiot. In Brasilien!", antwortete Elionor und blickte über ihre Schulter.
"Jetzt hoch. Sonst sieht jemand noch Kanfe Dalage."

Elionor drehte sich um und ging einige Schritte nach vorne. Sie blickte in zwei große, gelbe Augen, wie schon mal.
"Danke. Wir werden dir nie vergessen, wie du uns geholfen hast. Du hast allen Drachen geholfen. Danke", bedankte sie sich.
Ein raues Lachen erfüllte in den nächsten Sekunden die Luft.
"Ich muss euch danken. Ihr ward eine tolle Gesellschaft. Ich hatte so lange niemanden mehr zum Reden, da tat es richtig gut euch zu haben. Ich habe euch und den Drachen gerne geholfen. Ihr werdet mir fehlen", erwiderte der Wasserdrache.

Sanft stupste er Elionor mit seiner Nase an worauf sie etwas stolperte und lachte.
"Du wirst mir auch fehlen", meinte das Mädchen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ferus was mittlerweile halbwegs wach und rappelte sich auf und ging auf Lima zu, die schon bereit zum Abflug wartete. Elionor ging zu ihnen und setzte sich hinter Ferus auf ihren Rücken.

Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich der Drache mit seinen zwei Reitern, die winkten und riefen, die Luft. In Windeseile hatten sie die wenigen Meter zu der Küste überbrückt. Kanfe Dalage konnte nicht so nah an die Küste, weshalb sie mit geringem Abstand zu dieser gehalten hatte und ihre Besucher abgesetzt hatte.
Im Schutz der Dunkelheit landeten sie an irgendeinem See, der von einer Straße umgeben war. Doch sie fanden eine Ecke in der sie niemand entdecken würde, so hofften sie. In der Nähe waren einige niedrige Berge und in der anderen Richtung Häuser mit noch dunklen Fenstern.

"So und wohin jetzt?", fragte Ferus und sah die anderen prüfend an.
"Was weiß ich? Du wolltest unbedingt hier her", meinte Elionor etwas zu vorlaut.
Dass fand auch Ferus, denn er starrte sie wütend an. "Der Hinweis erzählt von einem Urwald in Brasilien. So, jetzt sind wir hier und sollten uns entscheiden wohin wir fliegen. Und da wir eigentlich ein Team sind, sollten wir dieses Entscheidung zusammen treffen. Aber da du ja so schlau bist, weißt du sicher wo wir sind und wohin wir müssen!", schrie Ferus und wurde immer lauter.
"Jetzt beruhigt euch. Wir sind ein Team und deshalb sollten wir uns nicht anschreien", ging Lima zwischen die Beiden.

"Also", fuhr Lima fort, als Elionor und Ferus schwiegen. „wir sind ein Team und haben ein gemeinsames Ziel, oder?"
Nach einem zustimmenden Nicken der beiden redete die Drachendame weiter: "Deshalb sollten wir doch gemeinsam entscheiden und uns nicht gegenseitig anbrüllen oder uns die Schuld zuschieben."
Lima redete freundlich und sanft, dennoch hatte ihre Stimme einen gewissen Nachdruck und Ernst.

Wieder nickten die Beiden und Elionor, die großes Interesse an ihren Schuhen aufwies, murmelte etwas Unverständliches in ihren Jackenkragen.
Da sie sich mittlerweile in der südlichen Hemisphäre befanden, war es nicht all zu kalt, während in Elionors Heimat bestimmt schon Winter war. Ihre Gedanken glitten zu ihrer Familie und wie es ihr wohl gehen würde. Sie hatte lang nicht mehr an sie gedacht und ein schlechtes Gewissen beschlich sie. Was taten sie wohl? Vielleicht hatte es schon geschneit und sie gingen gerade rodeln. Vielleicht stand im Garten schon ein Schneemann und der kleine Teich im Wald war schon zugefrorenen, sodass man eislaufen konnte.

"Erde an Elionor", schlagartig wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und nahm eine Hand, die vor ihren Augen herum fuchtelte, wahr.
"Was? Wie?", verwirrt sah sie um sich.
"Wir haben grad gesagt, dass du vielleicht auf der Karte nachschauen solltest wo wir sind", meinte Ferus langsam, als würde sie schwerhörig sein.
"Wozu?", fragte Elionor, die noch immer nicht ganz da war.
"Dann wüssten wir wenigstens in welcher Richtung ein Urwald ist", erklärte Lima sanft.

Das Mädchen bestätigte die Aussage mit einem kurzen Nicken und faltete die Karte aus. Die nächsten Minuten war Elionor damit beschäftigt die Karte zu mustern und die Umgebung zu begutachten. Als sie sich umdrehte legte sie ohne weiteres den Plan weg und sah die anderen an.
"Weißt du wo wir sind?", erkundigte sich Ferus mit skeptischen Blick.
"Ja, wir sind in Rio de Janeiro", räumte sie ein.
"Und wo müssen wir jetzt hin?", fragte Ferus weiter.
"Ich weiß wohin", meinte Elionor mit einem weiteren Blick hinter sich.

Über Kommentare und Votes würde ich mich sehr freuen.
Das Kapitel widme ich bluemchen108. Danke für deine lieben Kommentare. (Ich hab es geschafft dir das Kapitel zu widmen ;D )

DrachenkindWhere stories live. Discover now