Freiheit und Gefangenschaft

6.5K 387 22
                                    

Um ungefähr neun Uhr stand Elionor in einer Höhle in der Menschenwelt. Neben ihr Ferus, Lima und noch ein Drache, den Elionor nicht kannte.

„Was machen wir hier?", fragte Lima, anscheinend schien sie auch nichts von dem Unterricht zu wissen.
"Ich will schauen ob Elionor auf einen Drachen fliegen kann. Wenn die Menschen angreifen wird sie das brauchen", erwiderte Ferus.
Lima seufzte, als sie merkte, dass Ferus noch immer an einen Angriff der Menschen dachte.
Dann stiegen sie auf in die Luft. Elionor auf Lima und Ferus auf dem anderen Drachen, der Marus hieß.

In der Luft durchströmte Elionor wieder das Gefühl der Freiheit. Diesmal so stark, dass sie dachte sie würde gleich alleine fliegen. Ohne es zu merken stand sie auf. Ferus, der neben ihr sich fest an Marus klammerte, um nicht runter zu fallen, schrie sie solle sich wieder setzen doch sie hörte nicht auf ihn.
Mit einem Sprung landete sie hinter ihm auf dem Rücken des anderen Drachen.

"Elionor, geh zurück auf Lima und setz dich wieder hin. Du fliegst runter!", schrie Ferus und klammerte sich noch fester an den Drachen.
"Ganz ruhig, Ferus. Sie schafft das. Bedenke sie ist auch ein Drache" sagte Lima leicht lächeln.

Elionor sprang zurück auf Limas Rücken und setzte sich wieder.
So ein Spielverderber, dachte sie bei sich.

Die nächsten Tage verbrachte Elionor viel damit zu fliegen. Oft flogen Drachen in Gruppen und so konnte sie von Rücken zu Rücken springen, was ihr unheimlich Spaß und sie glücklich machte.
Eines Tages kam Elionor gerade von so einem Ausflug zurück in die Höhle, in der sie von Ferus kämpfen unterrichtet bekam. Doch sie war zu spät, eine Tatsachte die Ferus unglaublich aufregte.

"Du bist schon wieder zu spät. Wo warst du? Nein, warte. Sag nichts. Du warst wieder Mal fliegen. Ihr sollt das nicht machen. Das ist gefährlich. Wenn die Menschen euch erwischen, können Sie euch ganz leicht fangen. Verspricht mir in Zukunft solch Ausflüge zu unterlassen."

Hallo. Geht's noch ganz. Das ist mein Leben. Dieser Typ taucht hier auf und glaubt er wäre der Chef. Ich mach was ich will. Das Fliegen ist das schönste an dem Ort. Damit werde ich nicht aufhören.

„Ja, ok", sagte sie obwohl sie das dringende Bedürfnis verspürte ihn anzuschreien. Doch sie meinte es nicht so. Allerdings wusste sie, dass er nicht aufhören würde zu reden, bis sie nachgab oder so tat als würde sie.

Nachdem Ferus auch den Drachen seine Predigt vorgehalten hatte begann er mit dem Unterricht.

Nachher wartete Lima auf sie und flog mit ihr nach Hause.

"Ferus will immer anschaffen. Man darf nichts ohne seiner Erlaubnis mache", beschwerte sich Elionor.

"Gib ihm eine Chance. Er hat Angst, dass die Menschen angreifen. Sie haben im als kleines Kind ausgesetzt, weil sie dachten er sei gefährlich, da er einen Brand überlebt hatte. Sie dachten er sei mit dem Teufel im Bund. Er ist der Meinung, dass die Menschen unberechenbar und böse sind", erklärte Lima und ihre Stimme klang traurig.

Elionor nickte nur. Sie verstand jetzt warum Ferus so große Angst vor einem Angriff der Menschen hatte. Er war ein Mensch und dachte so, während sie wie ein Drache dachte.

Am nächsten Tag versuchten sich alle Drachen an Ferus Befehl zu halten. Doch keiner wollte und konnte auf das Fliegen verzichten. Alle brauchten diese Freiheit. So flogen sie wieder los.

Als sie schon ein ganzes Stück geflogen waren, hörte Elionor ein Zischen und ein Brummen.

Mit einem Mal schlang sich ein Netz um die Drachen und sie stürzten ab. Ein Helikopter nahm das Netz und flog mit ihnen weg.

Verzweifelt versuchten die Drachen sich zu befreien, doch es half nichts. Unsanft stießen sie Männer in kleine Zellen.

"Lassen Sie mich los", forderte Elionor von einem der Angestellten.

Doch dieser lachte nur und verfestigt den Griff um ihr Handgelenk.

Als sie in einer kleinen Zelle saß stellte sich ein hochgewachsener Mann mit Bart, der ihr bekannt vorkam, vor die Gittertür.

"Also, das ist das kleine Mädchen Elionor. Warum bist du mit den Drachen mitgegangen?", fragte er sie ohne Umschweifen.

Elionor hielt es für besser den Menschen nicht ihr Geheimnis anzuvertrauen und so schwieg sie.

"Aha, die Kleine schweigt. Hast du Angst? Nein, die brauchst du nicht zu haben. Verrate uns nur alles über deine Freunde, dann kommst du frei", sprach der große Mann und seine Stimme klang weich und freundlich. Doch Elionor wusste, dass er nur so tat, niemand der freundlich war, sperrte Leute oder Drachen ein.

"Nie werde ich Ihnen nur eine Kleinigkeit über Drachen erzählen. Sie werden nie etwas über sie erfahren", schrie Elionor den Mann an.

In seinem Stolz getroffen verließ der Mann den Keller, in dem sie sich befanden. Währenddessen murmelte er immer wieder: „Sie wird noch reden. Sie wird mir noch etwas erzählen."

Dann war es ganz still. Alle waren traurig und hoffnungslos. Doch das war keine Dracheneigenschaft.

"Wir dürfen nicht aufgeben. Wir müssen Hoffnung bewahren", muntere Elionor die anderen Drachen auf und wiederholte es immer wieder, wie ein Mantra. Sie wiederholte es so oft, dass die zwei Sätze für sie ihre Bedeutung verloren und nur mehr wie aneinandergereihte Buchstaben klangen.

Plötzlich hörte man laute Schritte am Ende des Ganges. Ein Mann blieb vor Elionors Zelle stehen. Es war ihr Vater.

"Sag ihnen doch was du weißt. Dann kannst du zurück nach Hause und es gäbe keinen Krieg", forderte ihr Vater und sah sie fast flehend an. In dem Moment fühlte sich Elionor nicht wie die Tochter des Mannes, ihre Unterhaltung war anders als jede zuvor. Und dennoch tat es weh ihn so verzweifelt zu sehen.

„Nein, wenn ich das tu stirbt mein zu Hause und es der Krieg wird noch wilder", meinte Elionor.

"Elionor, wenn du ihm das erzählst was du weißt, lässt er dich nach Hause", versuchte es ihr Vater erneut.

"Wenn ich das tue, tötet er alle Drachen und dann habe ich kein zu Hause mehr."

"Was redest du da für einen Schwachsinn Elly? Dein zu Hause ist bei uns", beharrte ihr Vater und sah sie traurig an.

„Das verstehst du nicht. Ich kann nicht in das zu Hause, das du meinst. Ich habe euch sehr lieb, aber ich muss das jetzt durchstehen. Gemeinsam mit den Drachen und ich werde sie nicht verraten." Mit den Worten beendete sie das Gespräch.

Verwirrt verließ ihr Vater den Keller. Seine Tochter hatte sich verändert, sie war erwachsener geworden und er war in einer gewissen Weise unheimlich stolz auf sie.

„Wir kommen hier raus", schrie Elionor überzeugt, als alle Schritte verklungen waren. Alle Drachen hoben ihre Köpfe und sahen sie überrascht an, doch dieser kleine Satz schenkte allen Mut und Hoffnung, auch wenn es ihnen nicht direkt bewusst war.

Hallo meine Lieben,
Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch und ich würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen.
Außerdem würde ich mich sehr freuen, wenn ihr bei meiner zweiten Geschichte, das Mädchen zwischen Gut und Böse - die große Suche, vorbei schauen würdet.

DrachenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt