Übers Meer

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„Was hattet ihr denn vor, so weit draußen am Meer?", fragte Kanfe Dalage, als alle drei nichts sagten.
"Wir wollen nach Brasilien", meinte Ferus knapp und biss die Zähne zusammen.
"So weit? Ihr müsst ja etwas sehr wichtiges dort zu tun haben", meinte der Wasserdrache überrascht, man konnte aber auch Neugierde aus seinem Tonfall hören.
"Ja, haben wir", erwiderte Ferus und machte keine Anstalten weiter zu reden.

"Naja, ich könnte euch ja rüber bringen", meinte der Wasserdrache nachdenklich.
"Wirklich? Das wäre furchtbar toll", meinte Elionor strahlend, da sie die Vermutung hatte, dass Lima die weite Strecke nicht schafften würde.
Kanfes Augen wurden noch größer und man sah ihm seine Freude an.

"Oh, wie wunderbar! Gesellschaft!", meinte er strahlend. „Ihr müsst wissen, dass ich nie Gesellschaft habe. Ich bin immer alleine und hab keinen zum Reden. Naja, vor langer, langer Zeit hatte ich jemanden zum Reden. Meine Mutter und meine neun Geschwister."
Der Wasserdrache redete und redete und redete. Währenddessen glitt sein schlangenförmiger Körper mit einem enormen Tempo durch das Wasser. Elionor hörte höflicherweise dem endlosen Redeschwall zu und Ferus und Lima flüsterten, sodass Elionor nichts verstand. Kanfe Dalage war bei der Lebensgeschichte ihrer Cousine zweiten Grades und deren Tod angelangt.
"Und als die Unglückliche dann sah, was Bologie Daiel getan hatte, weinte sie drei Tage lang. Ich habe sie selbst besucht um sie zu beruhigen, doch es war sinnlos. Keiner konnte ihr helfen, noch nicht einmal ihr Therapeut."
Elionor war verwundert, dass Wasserdrachen Therapeuten hatten, allerdings fragte sie nicht nach.

Sie begann in ihrem Rucksack zu kramen und schließlich zog sie die Hinweise für die Verstecke der Drachensteine heraus. Sie blätterte herum bis sie einen fand den sie noch nicht hatten. Einer war, wie sie vermuteten, in Brasilien. Von dem letzten hatten sie noch keine Ahnung. Es war der, den sie als erstes probiert und aufgegeben hatten und auch jetzt machten die Worte in Elionors Kopf keinen Sinn.
Das lange, konzentrierte Nachdenken, das Schaukeln des Meeres und vielleicht auch das dauernde Gequassel Kanfe Dalages führten dazu, dass Elionor fürchterliche Kopfschmerzen bekam.

"Es tut mir sehr leid, aber ich habe schreckliche Kopfschmerzen und werde mich etwas schlafen legen", entschuldigte sie sich dann bei dem Wasserdrachen.
Dieser nickte und meinte etwas besorgt: „Glaubst du, dass es wieder geht. Sicher, dass du den Weg schaffst..."
"Ja, alles ok. Ich schaff das", unterbrach Elionor ihn und ging schnell.

"Genug von der Plappertante?", fragte Ferus verschmitzt lächelnd.
Elionor verdrehte nur die Augen und setzt sich neben ihn und Lima.
"Was ist los?", fragte Ferus, als er bemerkte, dass es ihr nicht gut ging.
"Ich hab Kopfschmerzen. Nichts Schlimmes", tat sie ab.
"Komm leg dich hin", meinte Lima besorgt und musterte sie.
Elionor ging ihrem Rat nur zu gern nach und wenige Minuten später schlief sie schon tief und fest.

Ferus starrte noch einige Zeit auf den Horizont hinter dem die Sonne als glühroter Ball unterging. Lima hatte sich kurz nach Elionor hingelegt, doch Ferus war kein bisschen müde. Deshalb stand er auf und ging ein Stück über den langen Rücken des Wasserdrachens.
"Na, noch wach Menschlein", fragte plötzlich eine Stimme.

Ferus sah zu dem großen Kopf auf, doch diese blickte, anders als erwartet, nach vorne.
Da der Drache so sein Nicken nicht sah, fügte er noch ein ‚ja' hinzu.
"Schön, das Meer, nicht?", meinte Kanfe Dalage und klang dabei sehr verträumt.
"Ja. Es ist das erste Mal, dass ich das Meer sehe", gab der Junge zu.
"Echt?", der Wasserdrache drehte seinen Kopf und zwei überrascht wirkende, gelbe Augen sahen Ferus an. „Und gefällt es dir?"
"Sehr. Es ist so... unbeschreiblich."
Sein Gegenüber nickte verstehend und meinte versonnen in die Ferne blickend: „So geht es mir jeden Tag und deshalb kann ich mir kein Leben ohne den endlosen Weiten des Meeres vorstellen."

Eine Zeit lang schwiegen beide, bis der Drache Ferus freundlich ins ‚Bett' schickte.
Elionor und Lima lagen friedlich schlafend zwischen einigen Zacken, die sich über den Rücken zogen.
Elionor sah so friedlich aus, all die Anspannung war von ihrem Gesicht gefallen und auf eine bestimmte Weise ähnelte sie einem Kleinkind.
Ferus schüttelte seinen Kopf um diese Art von Gedanken los zu werden und legte sich ebenfalls zwischen die gelben Zacken und starrte einige Zeit auf den blauen, ledrigen Körper bis er schließlich einschlief.

Dieses Kapitel widme ich Flammenglanz. Ich schreibe das leider nur so drunter, da ich noch immer nicht weiß, wie man das ‚richtig' macht. Wenn es jemand von euch weiß, würde ich mich freuen, wenn ihr es mir in die Kommentare schreibt.
Ansonsten Danke, dass ihr meine Geschichte lest und eventuell dafür votet oder sie auch kommentiert. Ich glaube nicht, dass ich vor Weihnachten nochmal zum Updaten komme und deshalb wünsche ich euch ein wunderschönes Weihnachten und falls ich in diesem Jahr auch nicht mehr zum Schreiben komme: ein ganz tolles Jahr 2016!

DrachenkindWhere stories live. Discover now