Das Ende ist der Anfang

5.2K 341 19
                                    

Ferus stand in der Höhle und wartete auf die Drachen und das Mädchen.

Er wartete schon seit einer Stunde und sie waren noch immer nicht da.

Deshalb machte er sich große Sorgen um sie, da er wusste, dass sie wieder auf einer ihrer Flüge waren. In der Ferne sah er einen kleinen Punkt immer größer werden und seine Hoffnungen stiegen. Doch als er merkte, dass es nur einer war machte er sich noch größere Sorgen. Was war passiert?

¯¯*¯¯

Elionor starrte durch die Gitterstäbe zu den anderen Drachen. Manche schliefen und die Restlichen ließen die Köpfe hängen und wirkten erschöpft und schwach. Elionor wusste wie es ihnen ging, denn ihr ging es genauso. Die engen Räume und der wenigen Platz raubte den Drachen die Kraft. Drachen brauchten Freiheit und viel Platz. Schon seit sie hier waren grübelte Elionor über einen Fluchtweg, doch bis jetzt waren die Ideen ausgeblieben.

„Na, Kleine. Noch immer so stur?", fragte eine tiefe, belustigte Stimme.

Elionor schaute auf, es war der hochgewachsene Mann von vorher.

"Nenn mich nicht Kleine! Ich bin nicht klein!", schrie sie ihm ins Gesicht.

„Na, na, na, nicht so frech. Weißt du mit wem du sprichst? Ich bin Konrad Williston", verkündete der Mann voller Stoltz und versuchte sich noch größer zu machen.

Da fiel es Elionor wieder ein. Das war der schräge Mann vom Militär. Er war der, der sie an dem einen Morgen geweckt hatte, der, der etwas gegen Drachen hatte und am verbittertsten gekämpft hat.
"Haben wir unsere Meinung geändert?", fragte Konrad spöttisch und zog die Augenbrauen hoch.
Das Mädchen schüttelte nur den Kopf, denn nach ihrer Meinung hatte der Kerl nicht mehr verdienen.

„Warum sagst du ihm nicht alles was du über Drachen weißt? Wir kommen sowieso nicht hier raus. Aber so kommst wenigstens du hier raus", fragte Lima, als Williston gegangen war.
Elionor hob ersetzt den Kopf und starrte Lima an.
Wie kann sie so etwas nur denken, geschweige denn aussprechen?
"Ich werde euch nie verraten. Denn ihr seid Drachen. Wenn ich euch verrate, würde ich mich selbst verraten" sagte sie und ein wenig stolz keimte in ihr auf. Sie gehörte zu ihnen, sie war ein Drache.
Lima lächelte sie an und war insgeheim über diese Antwort froh.

Dumpfe Schritte hallten durch den Gang und kurz darauf stand Elionors Vater vor ihr. Er kniete sich hin und schaute sie lange nur an.

"Sag es ihm doch", sagte er schließlich.
Traurig sah sie ihn aus ihren grünen Augen an.
"Das kann ich nicht", erwiderte sie matt.
"Aber dann kannst du wieder nach Hause und ich auch."
"Ich hab dich lieb und nichts würde ich lieber tun als nach Hause kommen. Doch würde ich sie verraten, würde ich mich selbst verraten"
Ihr Vater sah sie verwundert und verwirrt an, doch er wusste, dass er seine Tochter nicht mehr überreden konnte.

"Das wäre das Ende von allem", sagte er dann und klang etwas kraftlos, fast verzweifelt.
Elionor sah ihn kopfschüttelnd an. „Nein, das wäre erst der Anfang."

Traurig wandte sie sich ab, da sie nicht wollte, dass ihr Vater sah, dass sie weinte. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte es nicht.
Auch ihr Vater wandte sich ab und ging, er wusste, dass seine Tochter zu stur war, um jetzt aufzugeben.

Elionor ließ den Tränen freien Lauf und schluchzte, doch auch das half ihr nichts und so wischte sie sich das Gesicht trocken.
Mitfühlend sah Lima sie an, doch sagte nichts, was Elionor freute.

Elionor war hin und her gerissen.
Vater kann nach Hause, wenn ich Williston die Drachen Geheimnisse erzählte. Dann wären wir wieder eine Familie. Doch das heißt ich musste die Drachen verraten. Das heißt ich müsste mich selbst verraten. Irgendwie muss ich einen Weg finden bei den ich beides habe. Mein Vater soll nach Hause können und ich soll die Drachen hier nicht verraten müssen. Aber einen Weg ohne Nachteile, nur mit Vorteilen, gibt es sehr selten. Eigentlich gar nicht.

Über dem ganzen Nachdenken schlief Elionor ein. Sie träumte davon, dass sie Konrad alles über Drachen erzählt und er alle töten würde. Am Ende fand er raus, dass sie auch ein Drache war und wollte sie auch umbringen. Gerade als er sein Schwert hob, schreckte sie hoch, da Lima geschrien hatte. Verwirrt sah sie Lima an.

"Alles ok? Du hast schlecht geschlafen und immer wieder Sachen geschrien wir ‚Nein' oder ‚Du darfst sie nicht töten' „, erklärte sie und klang besorgt, dementsprechend sah sie auch aus.
Elionor nickte verständnisvoll und versuchte zu lächeln, um zu beweisen, dass es ihr gut ging.
„Mir ist so schwindelig", murmelte sie, während sie versuchte gerade zu sitzen und ich auf den Boden zu fallen,
"Das kommt davon, dass wir eingesperrt sind. Wir Drachen brauchen Freiheit und die Gefängnisse sind zu klein", sagte Lima. Ihr war genauso schwindelig wie allen anderen.

Langsam verließen sogar Elionor der Mut und die Zuversicht. Das optimistische Mädchen von vorher war verschwunden.

Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen.

DrachenkindWhere stories live. Discover now