Hoffnung stirbt zuletzt

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Elionor wusste nicht wie lange sie schon in dieser Zelle war. Sie hatte keinerlei Zeitgefühl mehr, oder noch nie gehabt, doch jetzt war es, bis auf ein paar Fackeln, immer dunkel.
Sie sehnt sich nach Wind, Regen und Sonnenlicht. Nach dem Zwitschern der Vögel und dem Rauschen von Wasser. Nach etwas Natur und Freiheit. Doch hier gab es bloß kalten, harten Fels.
Erneut fiel das Mädchen kraftlos auf den Boden, was in den letzten Stunden immer häufiger passierte. Sie hatte einfach keine Kraft mehr sich aufrecht zu halten.
Ihr Kopf brummte und alles drehte sich im Kreis. Unter großer Mühe richtete sie sich wieder auf und lehnte sich gegen die Wand der Zelle. Lima schaute sie besorgt an.

"Alles ok bei dir?"
"Jaja, nur ein bisschen schwindlig", erwiderte Elionor unter großer Mühe. Im nächsten Moment wurde alles schwarz.

Als sie wieder die Augen aufschlug lag sie in einem Bett in einem komplett weißen Raum. Ein Mann in weißem Kittel kam herein und als er sah, dass sie wach war ging er sofort zu ihr.
"Na, schon aufgewacht, Madam. Wie geht es Ihnen? „, fragte er und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Elionor war verwirrt.
Wer ist dieser Mann? Wo bin ich?
„Schwindel, Kopfweh, Schmerzen?", fragte der Mann weiter, als sie nichts sagte.
Elionor schüttelte leicht den Kopf.
"Wer sind Sie?", erkundigte sie sich nach einiger Zeit.
„Ich bin Doktor Pröck. Sie sind ohnmächtig geworden und so sind Sie zu mir gebracht worden. Sie sind aber nicht die einzige die ohnmächtig geworden ist. Viele von den Drachen sind auch ohnmächtig, doch Herrn Williston ist das egal. Ich aber bin der Meinung, dass es sehr interessante Tiere sind", redete er munter weiter.

„Oje, dass muss passieren, wenn ein Drache zu lange eingesperrt ist", murmelte Elionor nachdenklich ohne zu realisieren, dass sie es laut gesagt hatte.
"Was sagten sie?", fragte der Arzt neugierig nach.
"Nichts, nichts" erwiderte das Mädchen.
Obwohl er sagte er finde Drachen interessant, muss es nicht so sein.

Konrad Williston betrat mit großen Schritten den Raum.
"Na, Kleine, rückst du jetzt mit der Sprache raus", redete er drauf los ohne irgendein Wort des Grußes.
„Lass doch mal das arme Kind in Ruhe", nahm Dr. Pröck Elionor in Schutz.
"Halt du dich da raus! Das ist meine Sache. Also, Kleine, erzähle. Ich bin ganz Ohr, rede ruhig", sagte Konrad.
„NENN MICH NICHT KLEINE. ICH BIN NICHT KLEIN!" schrie Elionor und sprang auf. Augenblicklich wurde ihr schwindlig und in ihrem Kopf begann es zu hämmern.

Auch der Arzt hielt sie zurück und sagte: „Dein Kreislauf ist noch nicht ganz erholt. Bleib lieber liegen bis er sich erholt hat und wieder fit ist."
"Nichts da! Die kommt wieder in ihre Zelle bis sie endlich mit der Sprache raus rückt", meinte Williston streng und trat einen Schritt auf die Tür zu.
„Aber du kannst das Kind nicht schon wieder einsperren. Siehst du nicht, dass es ihm nicht gut geht. Es ist noch so jung und du sperrt es schon ein", sagte der Arzt streng.
"Sie könnte mir ja einfach die Drachen Geheimnisse erzählen, aber nein", erwiderte Konrad und verschränkte die Arme vor er Brust. In dem Moment kam er Elionor vor, wie ein kleines Kind, das sich weigerte ins Bett zu gehen.

Pröck zog Williston ins Nebenzimmer und schloss die Tür. Laut diskutierten sie hinter der Tür, doch Elionor bemühte sich nicht irgendwas zu verstehen. Sie hatte die unbeachtete Tür nach draußen bemerkt. Leise schlich sie sich durch den Ausgang. Als sie draußen war, rannte sie los. Durch viele verschiedene Gänge, aber immer mit dem Ziel vor Augen. Da sie ein Drache war, konnte sie besser riechen als für einen Menschen gewöhnlich war. In diesem Fall roch sie die frische Luft.

Schließlich kam sie an eine nur angelehnte Tür. Durch den Spalt drang der Geruch von Frischluft. Hastig öffnete sie die Tür und ging nach draußen. Dort atmete sie tief die gute Luft ein. Plötzlich sah sie etwas am Himmel. Sie schirmte mit der Hand die Augen ab um besser sehen zu können.
Elionor hatte sich nicht getäuscht. Dort am Himmel waren eindeutig die Umrisse von etwas oder eher jemanden.
Bloß was ist das?
Sie ging langsam ein, zwei Schritte darauf zu. Es bewegt sich. Es kommt auf mich zu. Das kann nur...

Sie begann mit den Armen zu fuchteln, um auf sich aufmerksam zu machen.

Auf einmal wurde sie von etwas an ihrem Arm gefasst. Abrupt drehte sie sich um und sah in das Gesicht von Konrad. Er zog sie zurück ins Haus und in den Keller.

"So, das passt dir wohl. Rennst du mir davon. Das passiert mir nicht noch mal. Glaub mir" schimpfte er und spuckte vor Wut beim Reden.

Er schubste sie zurück in ihre Zelle und sperrte ab. Mit großen Schritten verließ er den Keller.

Elionor sah die entmutigen Drachen ohne Kraft.

"Keine Angst. Wir kommen hier raus. Ich hab sie gesehen", rief sie allen zu, stand auf und hielt sich an den Gitterstäben fest. Sie lehnte den Kopf an einen der Stäbe und spürte das kalte Metall.

Alle Drachen hoben den Kopf und sahen sie an. Auf ein paar Gesichtern tauchte sogar ein Lächeln auf.

Genauso wie sie allen Drachen Mut gemacht hat hatte sie auch sich selbst Mut gemacht. Sie wusste, dass sie hier raus kommen würden.

Wen glaubt ihr hat Elionor gesehen?
Über euer Feedback würde ich mich wahnsinnig freuen.

DrachenkindHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin