7. Elias - Auslöse

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Schwer atmend lehnte ich mich gegen die Tür. Das kalte Holz beruhigte mich ein wenig. Ich hatte es geschafft. Ich hatte mich tatsächlich an den Plan gehalten und nun stand ich hier. Eigentlich sollte es mir besser gehen, tat es aber nicht. Ich wollte es mir partout nicht eingestehen, aber ich wollte dieses verflixte Date mit ihm. Scheiße, Scheiße, Scheiße ... hatte ich mich etwa tatsächlich verknallt? Ich stöhnte und ließ meinen Kopf an Tür hinter mir sinken. Hallo ... ging es noch? Ich war doch keine sechzehn mehr, um mich so leichtsinnig in einen Kerl zu vergucken, nur weil dieser sexy aussah. Sehr, sehr sexy und dazu dieses Lächeln ... Ein neuer Plan musste her, und dieser sollte dieses Mal auch etwas länger durchhalten, als bis zur nächsten Tür!

Eigentlich war es ja ganz leicht, in der Theorie zumindest. Ich musste Alexander Römer lediglich aus dem Weg gehen und hoffen, dass ihm eine zweimalige Abfuhr die Lust am Jagen verdorben hatte, er aufgab und mich in Ruhe ließ. Und ganz nebenbei schlug ich ihn mir kurzerhand selbst aus dem Kopf! Ich musste da einfach nur praktisch rangehen, dann konnte das doch gar nicht so schwer sein.

Noch ganz in Gedanken versunken, hörte ich hinter mir Schritte. Doch für jegliche Reaktionen war es bereits zu spät, da wurde die Tür aufgerissen und ich fiel. Noch bevor mein Herz in die Kniekehlen sacken konnte, wurde ich von starken, warmen Armen aufgefangen. „Hoppla", ertönte es über mir. Ich sah hoch und in das ebenfalls überraschte Gesicht von Tom.

„Ist dir was passiert?", wollte er besorgt wissen und musterte mich eingehend. Langsam kehrten die Lebensgeister in meine Glieder. Etwas ungeschickt richtete ich mich mit seiner Hilfe auf und zupfte mein verrutschtes T-Shirt zurecht. „Alles in Ordnung?", frage er erneut nach, da ich ihm die Antwort immer noch schuldig blieb. Irgendwie flashte mich der heutige Tag total und es war erst Mittag.

„Alles gut, so weit. Dank deiner super Reaktion! Du hast nicht zufälligerweise Peter Parkers Gene in deinem Stammbaum?", wollte ich wissen und fuhr mir durchs zerzauste Haar.
„Nein, nicht, dass ich wüsste!", erwiderte er lachend. „Aber ich bin trotzdem gerne bereit, dir immer wieder das Leben zu retten! Hat aber alles seinen Preis!", setzte er grinsend einen drauf.
„Oh Gott ...", stöhnte ich entsetzt. „Die Rechnung platzt doch eh schon aus allen Nähten!"
„Dann muss ich wohl meine Bezahlung einfordern!", konterte er, dabei wurde sein Grinsen immer breiter. „Weil, jetzt lass heut mal was sein und ich kann dich nicht retten, weil du so in den Missen bist!"
Jetzt musste auch ich lauthals lachen. „Na, das wollen wir doch nicht! Also was forderst du?", wollte ich wissen und wurde wieder ernst. Wer hatte denn auch schon gerne Schulden?
„Hmm ...", kam es von diesem gedehnt. Er schien krampfhaft zu überlegen und dabei spiegelten sich die unterschiedlichen Emotionen auf seinem Gesicht. Man konnte nahezu sehen, wie er einen Gedanken ergriff und wieder verwarf. Nur zu gerne würde ich jetzt in seinen Kopf sehen können. Dann, ganz plötzlich, hellte sich sein Gesicht auf, scheinbar konnte er sich doch zu einem Entschluss durchringen. „Ein Date!", pfefferte er mir, wie aus der Pistole geschossen, entgegen. „Ein Date?", fragte ich verdattert nach. „Jep, mit allem Drum und Dran!" Selbstbewusst zeigte er mir weiterhin seine strahlend weißen Zähne. „Emm ... echt ein Date? Ist das nicht langweilig?", vergewisserte ich mich immer noch etwas irritiert über diese Form der Bezahlung. Weiß auch nicht, was ich da erwartet hatte, das mit Sicherheit nicht. „Und wie sieht dieses Drum und Dran aus?" Immerhin gut möglich, dass seine Vorstellung von einem Date nicht gerade mit meiner konform lief. „Also ... Zuerst gehen wir zusammen ins Kino, dann führst du mich schick zum Essen aus und anschließend gehen wir in einen Club zum Tanzen! Das volle Programm eben!", schilderte er mir total begeistert seine Pläne, mit einem noch breiteren Grinsen im Gesicht. Irgendwie musste ich sehr stark an Cheshire Cat, die Katze aus Alice im Wunderland, denken.

Na ja, war ja an und für sich nichts Schlimmes dabei, einen netten Abend mit ihm zu verbringen! Schließlich war ich schon öfters mit Tom unterwegs gewesen. Ich hätte das ganze vielleicht jetzt nicht Date genannt, aber wenn es ihn glücklich machte. So what? „Soll ich dir auch noch Blumen mitbringen?", ging ich auf seinen Vorschlag ein. Nun lachte er wirklich herzhaft. „Nee, lass mal gut sein! Auf das Grünzeug bin ich allergisch." Lachend schüttelte ich den Kopf.

„Wann soll ich denn meine Schulden begleichen?" Kurz schien Tom gedanklich seinen Terminkalender durchzugehen. „Wie wäre es gleich heute? Du hast morgen geschlossen, und meine erste Vorlesung fängt erst gegen Mittag an", schlug er vor. Und da über meinem imaginären Terminkalender fett das Wort 'Ablenkung' prangerte und ich heute wirklich nicht mehr viel vorhatte, willigte ich ein. „Wann soll ich dich denn abholen?" Thomas hatte nämlich kein Auto, sondern kam mit dem Rad und der Bahn aus. Als ich ihn mal darauf ansprach, meinte er, sich von dem, was ich ihm bezahlen würde, nun wirklich kein Auto leisten zu können. Damit war das Thema vom Tisch. „Machen wir halb fünf beim Kino? Dann schaffen wir die siebzehn Uhr Vorstellung. Und ich hätte heute wirklich Lust auf Nudeln!"

Ich schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Du hast immer Lust auf Nudeln!" Was wirklich stimmte. Wir waren schon des Öfteren noch kurz was Essen, bevor wir durch die Bars und Discos zogen, und, immer hatte er mich zu Nico, seinem Lieblingsitaliener, geschleppt. Deswegen fragte ich auch ohne Umschweif. „Nico?" „Nico!", kam es übers ganze Gesicht strahlend zurück. Er war wirklich sehr schnell glücklich zu machen.

„Kann ich um drei los? Würde gerne noch unter die Dusche springen." „Klar! Ich mal hier fertig." Dann verließ er mich auch schon, die Kunden bedienten sich schließlich nicht von selbst.

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Where stories live. Discover now