Elias - ungefragt

413 67 27
                                    

Seine vor Wut sprühenden Augen erdolchten mich förmlich. „Alex.", entkam es mir mehr gepresst, von seinem plötzlichen Auftauchen komplett überrumpelt. Da hatte ich mich den ganzen Abend so gut abgelenkt und nun alles für die Katz.
„Na, amüsierst du dich gut?" Seine Stimme wirkte dabei zwar ruhig, dennoch blitze der Zorn immer noch in seinen Augen.
„Ganz nett hier.", erwiderte ich irritiert, ohne recht zu wissen, was hier gerade geschah.
„Ahja ... Und wie läuft dein Date?", wollte er wissen und kam dabei immer näher an mich heran. Einem inneren Impuls folgend wich ich zurück, solange bis ich an die kalte Wand hinter mir stieß. „Woher ..." Zu mehr kam ich nicht, da schossen seine Hände vor und er stützte sich auf Höhe meines Kopfs ab. Jetzt konnte ich wirklich nicht mehr aus. Gebannt von seinen Augen die mich wutentbrannt fixierten und seinem Körper, der mich fast berührte, ließen meine Gefühle Achterbahn fahren. Mein Mund wurde trocken und mein Herzschlag setzte aus. „Ich dachte, ihr seid nur Freunde?" Unterbrach er mich scharf. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Blick verfinsterte sich zusehends mehr. Wut stieg in mir auf. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Stolperte seit zwei Tagen immer wieder in mein Leben und stellte damit alles auf den Kopf. Und jetzt besaß er auch noch die Frechheit, mich an die Wand zu nagelte und anzuschnauzen? Ich war ja ein durchaus friedliebender Mensch, aber irgendwann war Schluss mit lustig. Und dieser Mistkerl reizte mich gerade bis aufs Blut. „Bist du sauer, dass ich dich Abblitzen hab lassen, oder etwa doch eifersüchtig auf Tom?", zischte ich ihm in meiner Wut entgegen. Nahm beide Hände und drückte mit den Handflächen gegen seine Brust, um wenigstens etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Doch er stand da, wie ein Fels in der Brandung und bewegte sich keinen verdammten Millimeter. Nur seine Augen verdunkelten sich.

Durch meine Wut hindurch wurde ich erst jetzt der Wärme und des Pochens seines Herzens bewusst. Meine Fingerspitzen kribbelten und die Wärme kroch langsam in mich hinein. Verrückterweise fühlte es sich gut an.
„Ich und eifersüchtig? Das ich nicht lache!", knurrte er. Kam mir immer näher, fast berührten sich unsere Nasenspitzen, dabei starrte er mir unentwegt wutentbrannt in die Augen. Minuten? Stunden? Keine Ahnung. Die Zeit schien still zu stehen. Brodelnd vor Wut versuchte jeder den Anderen nieder zu starren. Da packte er mich plötzlich im Nacken und schon spürte ich hart seine Lippen auf den meinen. Mein rasender Pulsschlag setzte aus. Bevor ich auch nur reagieren konnte, übernahm mein Körper die Führung und ich küsste Alex genauso hart zurück. Krallte mich in sein Hemd, um Halt zu finden. Seine Lippen so heiß und hart, so hungrig. Mir wurde schwindelig. Ich wünschte, es würde nie wieder aufhören ...

Aber so schnell die Lippen kamen, waren sie auch wieder verschwunden. Alex stieß sich von der Wand ab und war im nächsten Augenblick verschwunden. Das Zuschlagen der Tür katapultierte mich mit einem Schlag in die Realität zurück. „Fuck ...", entkam es mir gepresst. Hatten wir uns tatsächlich grade angegiftet und dann geküsst? Jetzt, wo Alex nicht mehr hier war, erschien mir das Ganze wie ein absurder Streich meiner Phantasie.
Mein Herz begann wieder zu rasen, mein Körper zitterte und meine Gefühle fuhren Achterbahn, verdammt gute Indizien, die mich vom Gegenteil überzeugten. Die Tür wurde nochmals aufgerissen und ich erstarrte, aber es taumelte nur ein knutschendes Pärchen herein. Kein Alex. Was machte ich mir vor, er würde auch nicht wieder kommen, da war ich mir ziemlich sicher. So drückte ich mich von der Wand ab und schlich um das Pärchen herum nach draußen.

„Wo warst du denn so lange?", begrüßte mich Tom auf dem halben Weg zur Bar. „Hab mir schon Sorgen gemacht, dass dich hier einer mitgenommen hat."
„War viel los.", log ich einsilbig und ging mit ihm zurück zur Bar. Tom versuchte zwar, immer wieder ein Gespräch anzufangen, merkte aber schnell, dass ich mit meinen Gedanken weit weg war.
Stattdessen suchte ich weiter den Raum nach Alex ab. Aber er war nicht mehr zu finden. Frust und Wut machten sich in mir breit. Was sollte der Mist eben? Er schrie mich an, er küsste mich, er verschwand! Irgendwas in meiner Brust gab mir einen Stich. Das war doch einfach nur bescheuert ...
Nach einer gefühlten Ewigkeit gähnte Tom und schlug vor, dass wir uns langsam auf den Heimweg machen sollten. War es doch bereits nach zwei Uhr morgens. Froh endlich von hier wegzukönnen, Alex und den Kuss hinter mir zu lassen, willigte ich erleichtert ein und wir gingen hinaus in die kalte Nacht.
Auf dem Rückweg redete Tom weiterhin auf mich ein, während ich vor mich hin auf die Straße starrte. Bei dem Versuch alle Erinnerungen an diesen Abend aus meinem, sich immer wieder im Kreis ratternden Hirn zu verbannen, achtete ich nicht wirklich auf seine Worte. „Und dann kam der Osterhase und prügelte auf den Weihnachtsmann ein! Was für eine Schlacht sag ich dir!"
Langsam drangen die Worte Osterhase, Weihnachtsmann, sowie prügeln in mein Bewusstsein. „Was?", frage ich total verwirrt nach.
„Wo bist du nur mit deinen Gedanken? Ist irgendwas?", antwortete er mit einer Gegenfrage.
Sofort sah ich wieder braune Augen, die mich wutentbrannt nieder starrten. „Alles okay, bin nur müde.", log ich einfachhalber noch einmal. Es ging ihn schließlich auch nichts an. Kritisch musterte mich Tom von der Seite. Er glaubte mir nicht. War mir jetzt aber auch wirklich so was von egal, ich wollte nur noch nach Hause und mich tief unter meiner Bettdecke verkriechen und nie wieder raus kommen. Er ahnte scheinbar, dass er nicht mehr Informationen von mir bekommen würde und schwieg ebenfalls. Keine zehn Minuten drauf hielt ich vor Toms Wohnung. Dieser öffnete die Tür, schien es sich dann doch noch mal anders zu überlegen und lehnte sich zu mir rüber. „Elias?", flüsterte er mit leiser Stimme und suchte Blickkontakt. Ich drehte meinen Oberkörper zu ihm, um ihn nun ebenfalls anzusehen.
„Hmm... ?", seufzte ich niedergeschlagen. Mir immer wieder ins Gedächtnis rufend, dass Tom toll war und mit meiner Scheißlaune nichts am Hut hatte. Die verdankte ich allen diesem Großkotz. Mist!
„War schön mit dir!", hauchte er mir fast schon schüchtern zu. „Fand ich auch!", bestätigte ich seine Aussage und schenkte ihm ein schwaches, aber echtes Lächeln. War ja durchaus nicht mal gelogen, bis auf ein paar kleine und mittelgroße Katastrophen war es wirklich schön gewesen. Er erwiderte mein Lächeln, welches seine Augen nicht erreichte. Fast traurig wirkte sein Blick.
„Was ...", doch er ließ mich nicht ausreden, griff nach meinem Hemd und zog mich zu sich. Kurz drauf landeten seine Lippen auf meinen. Ein erneuter Schock. Diesmal ganz anders. Kein Herzklopfen, keine Sehnsucht, keine Achterbahn der Gefühle. Ich ging nicht auf seinen Kuss ein, sondern sah ihn stattdessen mit vor Überraschung geweiteten Augen an.

Was war heute nur los mit den Kerlen in meinem Leben? Wieso küssten die mich alle aus heiterem Himmel. Tom zog sich zurück. Murmelte ein „Danke" und war schon aus der Tür raus. Auf mein: „Tom, warte doch!", bekam ich nur das Klicken der Tür, welches ins Schloss fiel, zu hören.
„Verdammte Scheiße!", zischte ich verärgert und schlug mit der Hand gegen das Lenkrad, bevor ich wütend losfuhr. Was bildeten sich die beiden eigentlich ein? Küssten mich ungefragt in völlig absurden Situationen! Okay, bei Tom hätte ich vielleicht noch draufkommen können, wenn ich nicht immer noch total mit Alex überfordert gewesen wäre, und ließen mich dann einfach so sitzen.

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang