Alex - stand by me

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Immer noch wütend saß ich auf meinem Stuhl, wie auf einem Präsentierteller, oben auf der Bühne. Hätte mich sonst ja eigentlich wenig gestört, aber diese ganze Veranstaltung ging mir so was von auf den Sack und das gewiss nicht, weil ich ein schlechter Verlierer war. Ich hatte einfach keinen Bock drauf, mich hier von Monika vor allen vorführen zu lassen. Das mit Tante Ursula war eine Sache, aber das Monika immer einen Grund brauchte mir ans Bein zu pissen, regte mich langsam gewaltig auf. Meine Liebe zu Mike hin oder her, aber er hatte sich da wirklich eine Furie in Haus geholt.
Immer wieder ertönte ein Name und einer meiner Mitstreiter wurde kurz vorgestellt, damit die Herrschaften auch wussten, auf was sie da steigerten. Neben mir saß Luigi und strahlte professionell in die Menge. Ich hoffte, dass auch auf meinem Gesicht dieses unbeschwerte Lächeln saß und von meiner miesen Laune nichts verriet. Wenigstens war auch Luigi nicht freiwillig hier, sondern unter Zwang. Er hatte zwar nicht wie ich eine blöde Wette verloren, sondern sich nur breitschlagen lassen, aber wie sagte man so schön ‚geteiltes Leid, ist halbes Leid'.
Immer noch in Gedanken versunken, ließ ich den Blick schweifen. Nicht grade ziellos, eher auf der Suche nach jemand ganz bestimmten. Da entdeckte ich ihn auch schon. Er stand weiter hinten, an einer Säule gelehnt. Hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte gradewegs zu mir hoch. Etwas durch die Intensität dieses Blickes verunsichert, konnte ich nur zurück starren. Unruhig wechselte ich meine Haltung und schlug die Beine übereinander, Elias machte mich gerade etwas nervös, sein Blick hing ausdruckslos an meinem Gesicht, nicht einmal ein Lächeln von mir änderte etwas daran. Irgendwas stimmte da nicht, sonst spiegelte sein Gesicht sämtliche Gefühlsregung so explizite wieder, dass es selbst ein Blinder mit Krückstock erkennen konnte.
„Darf ich ihnen, meine verehrten Gäste, Luigi de Col vorstellen?" Bei Luigis Namen fuhr ich zusammen und konnte mich endlich von Elias lösen. „Dieser junge Mann, ist gerade mal 27 Jahre Alt und verdient sein Geld als Steuerprüfer.", versuchte Monika Luigi, den Anwesenden schmackhaft zu machen. „Fangen wir bei einem Startgebot von 100 € an. Hör ich 150 €." Eine Dame hob die Hand, wurde aber augenblicklich von einer Älteren überboten und bot gleich noch mal, so ging das Schauspiel, bis der Betrag bei 2.450 € angelangt war. „Fünf tausend", erklang auf einmal eine dunkle Stimme und Sandro, der ebenfalls wie Elias ganz hinten stand, erhob seine Hand. Ein Raunen ging durch die Mengen, aber keiner traute sich, mehr mitzubieten. Verständlich wenn ein vermeintlicher Mafiaboss das Wort erhob, wurde es nun mal still. Der Kerl hatte aber auch eine kalte Aura um sich wabern. Was war nur aus dem kleinen, schwachen Jungen von damals geworden?
„Fünf tausend zum Ersten, zum Zweiten ... Versteigert an Don Rossini", verkündete Monika strahlend.
„Was hast du ihm dafür versprochen?", raute ich Luigi leise zu. Und warum war mir das nicht eingefallen? Elias hätte auf mich bieten können. Geld spielte keine Rolle und für ein Date mit ihm hätte ich selbst bezahlt. Lu schien von der Situation aber genauso überrascht zu sein. „Ehh ... nichts ..."
„Tja, da muss wohl jemand bald seinen Arsch hinhalten!" Konnte ich mir nicht verkneifen und mein Freund neben mir erbleichte rund ums Näschen. „Fick dich, Alex!", bekam ich noch zu gezischt, da stellte Monika bereits mich und meine überaus tolle Person vor. Die Mädels rissen sich um ein Date mit mir und da mein Tantchen nicht mit bot, schöpfte ich, wage Hoffnung. ‚Vielleicht hatte ich ja Glück', dachte ich noch. Aber nein ... das wäre auch zu viel des Guten gewesen.
„Zehn tausend", ertönte auch schon die liebliche, Zigarren und Whiskey verfärbte Stimme meiner Lieblingstante. Ja, auch hier wurde nicht mitgeboten. Ob es am Betrag oder an ihrer Erscheinung lag, konnte jeder für sich entscheiden. „... versteigert an die Gräfin von Lichtenfels", säuselte Monika. Mein Todesurteil wurde gesprochen und ich fühlte mich wie ein Lamm auf der Schlachtbank. Jetzt brauchte ich ganz dringend Aufheiterung und sah mich abermals nach Elias um. Dieser stand immer noch, wie in Eis gegossen, an seiner Säule gelehnte und schien mich intensiv zu beobachten. Auch dieses Mal versuchte ich es mit einem Lächeln, was endlich erwidert wurde. Sofort entspannte ich mich. Elias mochte solche Veranstaltungen nicht, ganz bestimmt lag seine scheinbar schlechte Laune einfach daran und ganz sicher nicht mehr an meinem barschen Ton von vorhin, obwohl das schlechte Gewissen schon noch an mir nagte. Ja, seit wann ich in Besitz eines solchen war, war auch mir ein Rätsel.

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Where stories live. Discover now