8. Elias - mein Date, meine Regeln

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Stunden später stand ich frisch geduscht vor meinem Kleiderschrank und begutachtete, was er zu bieten hatte. Kurzerhand griff ich zu einem schwarzen, kurzärmligen Hemd, das etwas tailliert war, und einer eng sitzenden Jeans. Bei den Haaren entschied ich mich für offen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass man sich durch aus so auf der Straße blicken lassen konnte. Schnappte Handy, Geldbeutel und Schlüssel und machte mich auf den Weg. Zehn Minuten zu spät steuerte ich den Platz vor dem Kino an und erblickte kurz drauf Tom, der auf mich wartete. Er stand mit dem Rücken zu mir, so dass ich ihn beim Näherkommen mustern konnte. Tom hatte sich bei seinem Erscheinungsbild eindeutig mehr Mühe gegeben. Das anliegende, blaue Shirt betonte seinen Oberkörper und die Jeans saß so tief auf den Hüften, dass sie der Phantasie kaum Spielraum für mehr gab. Für einen Augenblick überfiel mich das ungute Gefühl, dass mein Kumpel dieses ganze Date vielleicht doch ernst meinen könnte, verdrängte diesen Gedanken aber wieder. Hey, es handelte sich hierbei schließlich um Tom. Wir kannten uns schon seit einem Jahr und hatten in dieser Zeit nicht einmal im Ernst miteinander geflirtet. An diesem Hirngespinst war allein Alex schuld, der hatte mir mit seiner dummen Aussage am Morgen, diese bescheuerten Flausen in den Kopf gesetzt. Alex ... ja was er wohl gerade trieb?

„Sorry, ging wirklich nicht schneller!", begrüßte ich ihn und schob den Gedanken an meinen unerreichbaren Prinzen zur Seite. Tom fuhr erschrocken herum und blinzelte gegen die tief stehende Sonne, um mich überhaupt ansehen zu können. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er mich erkannte. „Dachte schon, du versetzt mich!"
„Ich? Dich?", fragte ich empört. „Bei unserem ersten Date? Niemals!"
„Na dann ist ja gut! Lass uns reingehen, sonst verpassen wir den Anfang." Schon packte er mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her zum Eingang. Im Gebäude wollte ich bei den Plakaten innehalten und diese in Augenschein nehmen. Der letzte Kinobesuch war schon Ewigkeiten her, geschweige denn, dass ich wusste, was aktuell lief, aber er zog mich einfach weiter zur Kasse. Auf meine Meinung kam es wohl nicht an. Tom wusste scheinbar, genau was er wollte.

An der Kasse stand ein junger Kassierer, der aussah, als wäre er noch grün hinter den Ohren. Meine Begleitung schenkte ihm sein strahlendste Lächeln und bestellte zwei Karte für ‚Lonely Ranger', einen Eimer Popcorn und zwei große Cola. Auch hier wurde ich nicht gefragt. Aber okay, es war ja sein Gewinn und gegen Johnny Depp hatte ich nun wirklich nichts einzuwenden. Der Kassierer tippte alles ein, reichte Tom die Karten und nannte den zu zahlenden Betrag. „Mein Schatz zahlt!", erwiderte Tom prompt, der mir dabei einen Arm um die Hüfte legt und dem jungen Burschen keck zuzwinkerte. Zuerst sah der Junge uns nur perplex an, dann weiteten sich seine Augen, als er wirklich begriff, was Tom damit zum Ausdruck bringen wollte, und lief rot an. Stotternd wandte er sich an mich und nannte erneut den Betrag. Wortlos bezahlte ich den Jungen, der sich nun sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte, und zog diesmal Tom mit, nach dem er unser Popcorn und die Getränke vom Tresen genommen hatte.

„Das war fies, du hast den Jungen total aus dem Konzept gebracht!", raunte ich ihm ins Ohr, damit der Kartenabreißer nichts von unserem Gespräch mitbekam. „Ach komm schon, der war doch bestimmt grade mal sweet sixteen und wir waren bestimmt, das erste schwule Pärchen, dass er in seinem Leben gesehen hatte und dafür war die Reaktion unbezahlbar!", kam es von meinem Date in normaler Lautstärke, was die anderen Leute sich dabei dachten, schien ihn nicht zu interessieren.
„Spinner! Außerdem bin ich keineswegs der Schatz von irgendjemanden! Dass das mal klar ist!", stellte ich sicherheitshalber klar.
„Mein Date, meine Regeln!", wurde mein Einwand abgeschmettert. „Also Schatzilein, auf geht's in die erste Runde unseres Dates."
„Wieso tu ich mir das heute noch mal an?", fragte ich seufzend und rollte mit den Augen.
„Weil du ohne mich nicht Leben kannst! Also komm jetzt!", verkündete er in einem Ton, der keine Widerworte duldete, und schob mich mit seinem Ellbogen in den Kinosaal. Kaum das wir saßen, begann auch schon der Film.
„Jetzt hab ich auch Lust auf Nüsse!", beugte sich Tom zu mir rüber und flüsterte mir anzüglich ins Ohr. „Boah, Tom!", raunte ich zurück und boxte ihm dabei in den Oberarm, worauf ich nur ein Lachen erntete. Zumindest hatte es soweit was gebracht, dass mir im restlichen Film keine Schweinereien mehr ins Ohr gehaucht wurden. Als dann der Abspann kam, erhoben wir uns, verließen das Kino und schlenderten zurück zu meinem Auto.

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt