Elias - die Nervensägen-Tom-Allergie

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Es war Samstag morgen und langsam wurde ich nervös. Eigentlich war ich ein Langschläfer. Zumindest am Wochenende gönnte ich mir das. Aber von Ruhe, Entspannung und Ausschlafen fehlte heute jede Spur. Von den zwei Herrschaften hatte sich nämlich keiner gemeldet. Zuerst baggerten sie mich an, dann küssen sie mich und anschließend eine ganze Woche Totenstille. Ja, das machte gehörigen Eindruck. Mittlerweile war ich richtig stinksauer. Tagsüber kam ich aus dem Grübeln nicht mehr heraus und nachts verfolgten mich braune Augen in wirren Träumen, und raubten mir das letzte bisschen Schlaf.

Draußen schlug der Kirchturm neun, Tom müsste bereits da sein und das Café herrichten. Ach was soll's, Zeit schinden würde jetzt auch nicht mehr viel bringen, außerdem wollte ich diese Sache endlich aus der Welt haben, wenigstens mit Tom. Schwungvoll stellte ich die Kaffeetasse ab und marschierte entschlossen nach unten.

„Morgen Chef, Kaffee?", begrüßte mich mein Kellner mit der üblichen guten Laune.

Mit verschränkten Armen lehnte ich gegen den Türrahmen. Tom werkelte weiter lustig vor sich hin, als wäre nichts gewesen. Schien mich dabei vollkommen auszublenden. „Nein, Danke.", konterte ich bestimmt.
„Was?" Überrascht fuhr er nun doch herum, aber es war wahrscheinlich wirklich noch nie vorgekommen, dass ich in der Früh einen Kaffee ausgeschlagen hatte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er fragte mich auch noch spitzbübisch, ob ich wohl nicht zufällig krank sei.
„Nein, alles bestens und bei dir?", entkam es mir trocken und mein Wut-Barometer stieg. Da stand der Junge vor mir und tat, als wäre nie was gewesen, versprühte sein jugendliches Gemüt, und mein Hirn lief eine Woche lang Amok um nach Lösungsvorschlägen zu suchen.
„Ab in mein Büro.", fuhr ich ihn gereizt an und deutete dabei auf die Tür mir gegen über. Toms Augen weiten sich überrascht und er biss sich auf die Lippe.
„Krieg ich jetzt etwa ärger?", klang er immer noch belustigt. Trotzdem folgte er meinem Befehl und machte sich kurzerhand auf den Weg zur Tür, vor der er stehen blieb.
„Jep ...", kommentierte ich knapp. Ich hatte ihn bereits erreicht, griff an ihm vorbei zum Türknauf und schob ihn eher unsanft durch die Tür ins Büro.
„Setzt dich ...", befahl ich. Brav nahm er auf dem Sessel platz, während ich mich auf der Tischkante vor ihm niederließ.
„Ich bekenne mich in allen Punkten schuldig!", dabei zuckten seine Mundwinkel frech. „Und die währen, mein Hübscher!", konnte ich mir nicht verkneifen. Was der konnte, konnte ich schon lange!
„Ich trinke Kaffee und bezahle nicht! Es tut mir so schrecklich leid, bitte, bitte verpfeif mich jetzt nicht bei meiner Mama!", dabei fiel er theatralisch vor mir auf die Knie und hob seine gefalteten Hände in die Höhe. Ich versuchte, aus Leibeskräften ernst zu schauen, leider keine Chance, da begannen meine Mundwinkel auch schon zu zucken und das Lachen entkam mir. „Spinner", brachte ich grade noch so hervor.
„Für dich doch immer!", grinste er nun von unten zu mir herauf und zwinkerte mir zu. Erhob sich schwerfällig und ließ sich wieder in den Sessel fallen.

„Ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich dich geküsst habe! Falls du das jetzt erwartest." Dabei sah er mich eindringlich an und verschränkte seinerseits die Hände vor der Brust. „Ich mein es war ein Date, da war das doch der perfekte Abschluss ..." Immer noch ließ er mich nicht aus den Augen und beobachtete scheinbar interessiert jede meiner Regungen. „Es war also nur ein Spaß?", entkam es mir hoffnungsvoll. Immerhin könnte ich mich ja auch getäuscht haben und ihm lag vielleicht wirklich nichts an mir. Verzweifelte Erleichterung beschlich mich. „Na ja ... so ... würde ich das jetzt auch nicht sagen ..." Wieder kaute er auf seiner Lippe und runzelte die Stirn. Mist mit dem Erleichtert sein war ich eindeutig zu früh. „Wie dann?", wollte ich es dann doch genauer wissen. Schließlich war der Plan, das hier und jetzt zu klären. Egal wie unangenehm das Ganze war.

„Also ... hmm ... uff ... du stellst vielleicht Fragen ... ich mag dich halt!", unruhig rutschte er auf seiner Sitzfläche rum und suchte anscheinend verzweifelt nach den richtigen Worten. „Ja und da dachte ich, ich wage mein Glück ..." Scheinbar, endlich die richtigen Worte gefunden zu haben, lehnte er sich zurück, legte den Arm über die Lehne und sah mich auffordernd an. „Okay ..." Scheiße auch, da hatte ich mir eine Woche lang irgendwelche Reden zurechtgelegt und jetzt war alles weg. „Emm ... ja ..." Verdammt auch, jetzt stell dich doch nicht so an Elias, rügte ich mich selbst. „Also ich mag dich auch Tom, wirklich ... nur ... hmm ... scheinbar nicht so, wie du mich ..." Gott ich hasste so was wirklich. Es war schon drei Jahre her, dass ich das letzte Mal mit jemanden Schluss gemacht hatte, und das war mir bedeutend leichter gefallen als diese Situation. „Jahh ... ist mir auch schon aufgefallen!", stellte Tom zu meiner Überraschung fest. „Sorry.", stammelte ich entschuldigend, was sollte ich denn schon groß darauf sagen? Bekloppte Schuldgefühle ... dass man die nicht einfach so abstellen konnte. „Muss es nicht, bin ja schon ein großer Junge!", aufrichtig lächelnd sah er mich an. Verdammt er war doch wirklich ein Zuckerstück! Wieso konnte ich mich nicht einmal in einen netten Kerl verknallen? Tom wäre doch perfekt!

Schmeiß die Cupcakes an die Wand (Capcakes 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt