15: Erste Zweifel

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"Lass uns doch einfach die Tür aufbrechen!" Ich starrte ihn entgeistert an "Was? Bist du bescheuert?" Ich hatte Phil auf dem ganzen Weg nach Hause nicht abschütteln können (was mir jedoch auch nicht sonderlich leid tat) und nun standen wir vor unserer Haustür und überlegten wie wir ins Haus hereinkommen konnten. Bea, Billy und Jake waren anscheinend nicht zu Hause und niemand schien es für nötig gehalten zu haben, mir einen Schlüssel unter die Fußmatte zu legen.
"Warum denn nicht? So eine Tür lässt sich doch reparieren..."
"Bleib mit den Händen von der Tür oder du kannst ausprobieren ob sich ein Gesicht auch so gut reparieren lässt" 
Plötzlich war er still... naja zumindest für die nächten drei Sekunden.
"wo ist eigentlich Jake? Sollte nicht zumindest er Zuhause sein"
Ich zuckte mit den Schultern "Keine Ahnung. Und ehrlich gesagt, interessiert es mich auch gar nicht" "Hat er dir heute morgen nicht gesagt, wo er hingeht?"
"Wieso sollte er? Ich hab ihm auch nicht gesagt, wo ich hingegangen bin" "Und wo bist du hingegangen?"
"Nirgendwo hin Ich bin nur so was spazieren gegangen...."
Er zog die Augenbrauen hoch.
"Aha"
"Eigentlich ist das Wetter so oder so zu schön um den ganzen Tag im Haus zu sitzen", versuchte ich vom Thema ab zu lenken.
“Lass uns lieber überlegen, was wir stattdessen machen können“
"Auf dem Kopf stehen, lachen und mit den Füßen Fliegen fangen?"
Er grinste und ich boxte ihm freundschaftlich in die Seite.
"sehr witzig, Superman"
Er grinste, das Lachen gefror ihm jedoch im Gesicht, als er mein Handgelenk sah.
"was... ist das etwa ein Tattoo? " Entsetzt starrte ich meinen Unterarm an. Ein verschnörkeltes Symbol breitete sich, nur schwach sichbar darauf aus. Mist! Hatte dieses verrückte Bastelscherenritual von Elizabeth etwa doch funktioniert? Unauffällig hielt ich mir meine Hand hinter den Rücken.
"Nein, kein Tattoo...nur... eben kein Tattoo"
Er legte den Kopf schief.
“was ist es denn sonst?"
"Notizen. Für einen Vokabeltest?" "Weißt du eigentlich, dass du eine richtig schlechte Lügnerin bist?"
Ich seufzte. Konnte er sich nicht einfach um seine eigenen Angelegenheiten kümmern?
"Wenn du es genau wissen willst", Meine Stimme klang patziger als beabsichtigt.
"Ja, das ist ein Tatoo. Ein Schattentattoo um genau zu sein. Hast du ein Problem damit?"
Seine Miene verdüsterte sich.
"Wer hat dir das gemacht?"
"Ich selbst. Wer sonst?“
"Mit dem Buch dafür benutzt? Das Jake dir gegeben hat?"
"Äh... ja. Genau. Mit dem Buch..."
Er grinste.
"In die Falle getappt!"
"Was?"
Falle?
"In dem Buch steht nichts davon, wie man ein Schatten wird. Oder wie man das Tattoo bekommt"
Na super. Da war ich wohl in meine eigene Notlügengrube gefallen.
"Hab ich Buch gesagt? Ich meinte natürlich äh..."
"Das war doch nur ein Witz. Klar kann man das alles in dem Buch nachlesen. Was du aber offenbar nicht getan hast"
Jetzt blieb mir wohl nichts als die Wahrheit. Ich war wirklich keine gute Lügnerin.
"Okay, der Wasserschatten hat es mir gemacht. Bist du jetzt zufrieden?"
Phils graue Augen weiteten sich erschrocken.
"Der Wasserschatten? Es gibt einen Wasserschatten? Wer ist es? Kenn ich ihn? Wo..."
Ich hatte die Wahl: Elizabeth, die ich eigentlich nicht leiden konnte,  in die Pfanne hauen oder Phil ärgern. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit.
"Nö"
"was soll das heißen ?"
"Ich werde dir nicht sagen, wer es ist"
Phil hatte mich selber schon oft genug auf die Palme gebracht. Er konnte ruhig einmal sehen, wie das war. Wind kam auf.
"Du wirst es mir sagen"
Phils Stimme blieb ganz ruhig, er schwebte jedoch einige Zentimeter über dem Boden.
"Dieser Typ ist das Gegenstück zu meiner Schwester. Ich muss wissen wer er ist"
Plötzlich hatte ich ein beklemmendes Gefühl im Bauch. Es war keine richtige Angst, eher so etwas wie Respekt. Mir war bis dahin nicht bewusst gewesen, wie viel Macht dieser sarkastisch, immer grinsende Junge, der zufällig das Element Luft beherrschte besaß. Und mir war auch nicht bewusst gewesen, wie viel ihm seine Schwester bedeutete
"Reg dich nicht auf, ich sag es dir doch"
Der Wind legte sich und Phil landete. "Gut"
"Aber erzähl das bitte nicht Jake! Ich glaub, er steht auf sie"
"Es ist also eine sie?"
"Elizabeth... Irgendwas. Ihren Nachnamen hab ich jetzt gerade nicht im Kopf"
"Groß, schlank, dunkle Haare, blaue Augen?"
"Ja genau, kennst du sie?" "Flüchtig" Er strich sich durch Haar. Seine Füße standen wieder fest auf dem Boden, als hätten sie nie etwas Anderes getan.
"sie ist in meiner Klasse und hat auf der letzten Klassenfahrt so ein Liebesorakel aufgemacht. Es war total bescheuert, sie hält sich wohl für eine Art Medium"
Das wusste ich nir all zu gut...
"und was hat es dir gesagt?"
Es dauerte eine Weile eh er antwortete. Dann aber grinste er. "Nichts. Ich bin natürlich nie hingegangen, dass war mir irgendwie selbst mir zu bescheuert"
Ich hatte das Gefühl, dass es nicht ganz die Wahrheit sagte. Aber eigentlich ging es mich ja auch gar nichts an...

Jake ließ sich den ganzen Tag über nicht blicken, was mich aber eigentlich auch nicht wirklich störte. Phil zeigte mir einige ziemlich verrückte Dinge mit einem Kaugummi und brachte mich am laufenden Band zum Lachen. Eines musste ich zugeben: Mit diesem Typen konnte man wirklich eine ganze Menge Spaß haben. Als ich an diesem Abend in meinem Bett lag, konnte ich lange nicht schlafen. Immer wieder wälzte ich mich von einer Seite auf die Andere und ließ die Ereignisse des Tagen, besonders die mit Elizabeth noch einmal Revue passieren. Nachdenklich betrachtete ich das Tattoo auf meinem Unterarm. Im fahlem Dämmerlicht wirkte es grau und noch blasser als bei Tag, trotzdem hob es sich deutlich von meiner noch blasseren Haut ab. Dem von Nady glich es in keinster Weise. Aber ich konnte doch nichts Anderes sein, als der Feuerschatten. Oder?

Kurz, ich weiß, aber ich hatte nicht wirklich viel zeit und wollte unbedingt noch mal was updaten :)

Im Kreis der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Where stories live. Discover now