40: Wahres Gesicht...

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"Die ganze Vielfalt, der ganze Reiz, die ganze Schönheit besteht aus Schatten und Licht"
Ich wusste nicht was schlimmer war, dass ich dieses Zitat erkannte, oder das in Alec Augen irritierend echter Wahnsinn stand.
"Du..." Ich wagte es kaum etwas zu sagen. Der Rauch vernebelt meine Sinne und ich fröstelte. Das blaue Feuer war von einer unnatürlichen Kälte, ich würde hier eher erfrieren als verbrennen. Alecs Blick war jedoch noch kälter, die Flammen und der Rauch schienen ihm nichts aus zu machen, das Feuer schien ihm aus zu weichen, schien ihm perfekt zu gehorchen, wie ein jahrelang dressierter Hund.
"Ich habe lange auf diesen Moment gewachtet..." In seiner Stimme war diese Art von selbstgefälliger Arroganz, die mich an einige Berichte über Diktatoren erinnerte. Vollkommen krank. Wie dumm ich doch gewesen war, ihm zu vertrauen. Dumm und naiv, ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Schon bei meinem ersten Kontakt mit dem blauem Feuer hatte Alec neben mir gestanden. Und später, auf Alices Party war er... einfach weg gewese. Kurz vor der Verwüstung der Besenkammer... Die ganze Zeit, war das alles ein abgekartetes Spiel gewesen. Und ich hatte perfekt mitgespielt.

Ich wollte wegrenne, jede Faser meines Körpers schrie danach zu rennen und nie wieder um zu drehen, doch es ging nicht. Die blauen Flammen versperrten jeden Fluchtweg und Alec kam noch ein bisschen näher. Von dem ruhigen, etwas missmutigem Bücherfan war nichts mehr zu sehen. "Es war gar nicht mal so einfach dich nach hier zu locken..." Bei jedem Film und bei jedem Buch, was ich bissher gesehen oder gelesen hatte, hatte ich mich immer darüber aufgeregt, dass der Bösewicht seinen Plan erklärte. Wie blöd musste man schließlich dafür sein? Aber erst als ich den Feuerschatten sah, wie er mit langsamen siegessicheren Schritten auf mich zukam, wurde mir bewusst, warum das so war: Er war stolz darauf. Stolz und absolut überzeugt, dass nichts mehr schiefgehen konnte. Er wollte Anerkennung dafür, was er geleistet hatte.
"...schon bei unsere ersten Begegnung habe ich gespürt, dass du anders bist. Du warst mein perfektes Alibi, die komische Neue, es war so leicht, euch davon zu überzeugen, dass du das blaue Feuer beherrscht" Es war so kalt. Die Flammen knisterten, doch mein Atem bildete Wolken in der Luft. "...und das alles Jake anzuhängen war fast schon lächerlich einfach. Niemand, niemand hätte mich neben dem mysteriösen und geheimnisvolle Jake verdächtig..."
"Bis auf ihn selbst" Ich musste husten. Der kalte Rauch reitzte meine Atemwege, ich hatte wirklich Angst zu ersticken. Alec lachte.
"Richtig, er ist mir auf die schlichte gekommen. Jedoch hat er eine wichtige Sache vergessen: Mich kann man nicht verraten"
"So ein Schwachsinn!"
"Meinst du? Na gut, du wirst sofort gehen dürfen, ich werde das kalte Feuer zurückrufen, wenn du es schaffst auch nur einmal: Alec Fight ist der Feuerschatten zu sagen"
"A...E...F..." Frustriert stampfte ich mit dem Fuß auf den Waldboden. Das war unmöglich.
"Nicht nur Elemente, haben ihre Zusatzgaben, Sternchen"
"Nenn mich nicht so" Verzweiflung und Wut trieben mir Tränen in die Augen. Ich blinzelte sie weg, auf keinen Fall wollte ich ihm die Befriedigung geben mich weinen zu sehen.
"Was willst du denn dagegen tun? Vielleicht bist du der Stern, aber du hast keinerlei Kontrolle über die Elemente. Absolut keine" So sehr es mir missfiel, ich musste ihm Recht geben. Phil hätte wegfliegen können, ich konnte gar nichts. Nicht einmal laufen funktionierte, meine Beine wollte mir einfach nicht gehorchen. Alec kam noch einen Schritt näher und ich spuckte ihm ins Gesicht.

"Du bist ein Psychopath!"
"Und du kannst Psychopath nicht einmal definieren! Ich kann es...Genauso wie ich dir millionen von anderen Fachwörtern erklären kann. Genauso wie mein IQ weit über dem meiner Schwester liegt. Genauso wie ich aus jedem Werk von Shakespeare zitieren kann. Und hat das je jemanden interessiert? Nein! Es ging immer nur um Nady. Nady hier, Nady da, Nady das Feuer ist super, Nady kann alles. Ich konnte immer sehen wo ich blieb. Dabei bin ich ihr Zwillingsbruder!" Seine Stimme wurde immer lauter und zorniger und mit seiner Wut stiegen auch die Flammen, ich konnte die Kronen der Bäume schon nicht mehr sehen.
"Ich bin nur ein paar Minuten jünger. Ein paar Minuten trennen mich davon, dass Feuer zu sein. Niemand kann es mir übel nehmen, dass ich mir das zurückhole, was mir schon von Geburt an hätte zustehen sollen"
"Dir steht überhaupt nichts zu!"
Er zog seinen Ärmel zurück und entblößte das schwarze Schattentattoo.

"Da liegst du falsch, Sternchen"
"Du sollst mich nicht so nennen!" Immer noch mit diesem Psychogrinsen auf den Lippen kam er noch näher, bis er keine Armlänge mehr von mir entfernt stand. Ich wich zurück, bewusst, dass ich von dem blauen Feuer umgeben war, stolperte über eine Wurzel und schürpfte mir beide Handflächen auf.
"Ich habe das ganze verdammte Buch durchgearbeitet. Manchmal sogar vor deinen Augen" Auf mich herunter zu schauen schien ihm noch besser zu gefallen. Für einige Sekunden spielte ich ernsthaft mit den Gedanken ihn einfach mit Kiefernadeln zu bewerfen.
"Welches Buch...?"
Und im nächsten Moment wusste ich, was er meinte: Das Buch der Elemente. Das, was auf der Kommode verbrannt war. Naja, verbrannt war es anscheinend doch nicht. Alec hatte es gestohlen.

"Jedenfalls bin ich mir dank den Buch ziemlich sicher, dass ich dich los werden muss. Nimm es bitte nicht persönlich..."
"Bestimmt nicht", knurrte ich und bewarf ihn wirklich mit Kiefernadeln, jedoch erzielte ich nicht den allerkleinsten Erfolg damit. Verdammt! Ich musste mir etwas einfallen lassen und zwar bevor Alec mit rösten (oder eben tiefkühlen) würde. Dumm nur, dass die Angst meinen Verstand vernebelte.
"Du kannst mich doch nicht..."
"Ach Mia, ich fürchte du unterschätzt mich immer noch. Das wird bald vorbei sein, niemand wird mich mehr unterschätzen, wenn ich den Schatten erst zu mehr Macht, als den Elementen verholfen habe. Und dazu stehst du mir eben im Weg, was objektiv betrachtet schade ist. Wir sind uns gar nicht so unähnlich und du bist wirklich hübsch. Hat dir schon einmal jemand gesagt das du hübsch bist?" Das von dem Feuerschatten, er mir an den Kragen wollte zu hören, kam mir nicht wie ein Kompliment vor.

"Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich!", schrie ich und hoffte, dass man mir nicht anhörte wie ich mich fühlte. Er lachte wieder und ich versuchte zumindest eine kleine warme Flamme herbei zu rufen, während mein Herz so fest gegen meinen Brustkorb hämmerte, dass es schmerzte. Doch mir fehlte schlicht und einfach die Konzentration dazu.
"Selbst wenn du mir etwas antust, wird Jake es erfahren. Und dann kannst du dich auf etwas gefasst machen!" Das ich mir dabei selbst nicht so sicher war, musste Alec ja nicht erfahren...
"Du vertraust Jake doch nicht, dafür habe ich schon gesorgt. Und außerdem habe ich dafür gesorgt, das er nichts mehr tun kann"
"Was hast du gemacht?"
"Ich würde es dir ja erklären, doch wir haben schon genug Zeit verschwendet..."
"Mieser Verräter"
"Ein Verräter ist immer noch besser als jemand, der nur zuschaut. Ich habe mich selber dazu entschieden, was ich will. Jetzt schlaf gut, Sternchen" Und die blauen Flammen umhüllte mich.

Noch nicht ganz das Ende des ersten Bandes...

Im Kreis der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} حيث تعيش القصص. اكتشف الآن