der Brief

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Ein Jahr war vergangen und Harry hatte sich gut mit seiner Blindheit abgefunden. Was den 10 jährigen Jungen am meisten freute, waren die verstärkten Sinnen und die neuen Kräfte, die er nach und nach bekam. Zuerst kam ein besserer Geruchssinn, dann wurde sein Gehör besser und er lernte, sein Inneres Auge zu öffnen. Zudem hatte er nach 5 Monaten gelernt, die Gedanken anderer Leute zu lesen. Das kam überraschend, als er hörte, was er zum Geburtstag bekommen würde. Er hielt es vor seiner Tante geheim und tat auf überrascht, musste es ihr dann aber doch beichten, als ihn das Gewissen plagte. Sie hatten Dudley vor 2 Monaten besucht, doch verbessert hatte dieser sich nicht. Er war auf Harry zugestürmt und hatte ihn zu Boden geschlagen. Dudley beschuldigte ihn, dass er nun im Internat leben musste. Es hatte zwei starke Erzieher gebraucht, um den Fettklops von Harry herunter zu bekommen.

Dudley hatte ihn so doll auf die Nase geschlagen, dass sie letzten Endes gebrochen war. Harry hatte nicht geweint. Er kannte Schmerzen schon, also war es nichts neues mehr. Petunia hatte ihn nur in die Arme genommen und ihm ein Taschentuch unter die blutende Nase gehalten. Brachte nicht viel, da dieser nach kurzer Zeit schon voll geblutet war. Also waren sie wieder im Krankenhaus. Außerdem war Petunia mit Harry umgezogen, gleich nachdem er die Maßnahme beendet hatte. Es war eine friedlichere und auch freundliche Gegend, mit vielen Kinder, die Harry nicht kannte. Keiner kannte die Lügen, die über den Jungen erzählt wurden und so fand er auch viele Freunde. Natürlich hatte sie ihren Neffen auch auf eine neue Schule geschickt, wo er mit seiner Blindheit recht gut angenommen wurde. Es gab zwar hier und da ein paar Arschlöcher, aber mit denen wurde der 10 jährige schon fertig.

Es gab mal einen Fall in der Schule, wo ein paar Jungs ihm die Augenbinde, welche er noch immer trug, von den Augen gerissen hatte. Danach standen sie so steif wie ein Brett und gehorchten Harry aufs Wort. Er hatte sich mit seiner neuen Kraft einen Spaß erlaubt und die beiden Jungen dazu gebracht, sich gegeneinander zu verprügeln. Jedoch ging dies auch gewaltig schief, da die beiden sich gegenseitig einige Knochen brachen. Sie hörten erst auf, als Harry die Augenbinde wieder aufgesetzt hatte. Danach war das Geschrei groß. Die beiden schrien vor Schmerz und dies hörte man über den ganzen Schulhof. Keiner konnte Harry wirklich nachweisen, dass er es war und seine Freunde hielten inne. Was auch immer Harry getan hatte, die beiden hatten es gewissermaßen verdient. Die beiden Jungs konnten sich auch nicht mehr wirklich erinnern, wie das passieren konnte oder an das, was sie gemacht hatten. Ein kleiner Pluspunkt für seine Fähigkeit.

Harry horchte auf. Der Briefschlitz.
,,Ich gehe die Post holen", meinte er und benutzte sein inneres Auge, um seine Umgebung wahrzunehmen. Petunia war am Mittagessen machen. Er konnte zwei Briefe sehen, aber nicht erkennen, was darauf stand. Schulterzucken nahm er sie und ging wieder ins Wohnzimmer.
,,Zwei Briefe", meinte er.
,,Leg sie erstmal auf den Tisch. Ich gucke sie mir gleich an." Der Junge nickte, legte die Briefe auf den Tisch und ging dann zu ihr in die Küche.
,,Soll ich den Tisch decken?", fragte er.
,,Sei aber vorsichtig."
,,Bin ich." Er tastete sich die Schränke entlang, bis er das Wort Geschirr las. Sie hatten für ihn extra Tapes mit Blindenschrift gekauft.
,,Tiefe Teller?", fragte er.
,,Ja, es gibt Spagetti Bolognese."
,,Man riecht es", lächelte er und nahm sich zwei tiefe Teller. Nachdem er dies zum Tisch brachte, holte er sich das Besteck.

Petunia stellte gerade das fertige Essen auf den Tisch und packte die Briefe auf die Fensterbank, als es klingelte.
,,Ich mache auf." Er ging zur Tür und hatte schon von weitem ein Gefühl, als wüsste er, wer dahinter war. Er öffnete die Tür und durch sein inneres Auge erkannte er Hermine.
,,Hallo Mine", begrüßte er sie.
,,Hallo Harry. Störe ich gerade?", fragte sie und der Junge hörte ihre Aufregung.
,,Wir wollten gerade essen. Komm doch rein." Mit einem aufgelegten Lächeln, folgte sie Harry ins Wohnzimmer.
,,Ich glaube, wir brauchen noch einen Teller", meinte er und Hermine lächelte verlegen.
,,Tut mir leid, ich wusste nicht, dass ihr gerade essen wolltet."
,,Schon gut, das macht doch nichts. Außerdem ist genug da." Damit holte Petunia noch Teller und Besteck für den Neuzugang.

Während des ganzen Essens, kribbelte es Hermine in den Fingern. Oh man, sie konnte es nicht glauben, was man ihr erzählt hatte. Das war so aufregend. Petunia wusch gerade die Teller ab, als Harry sie wegen ihrer Aufregung fragte.
,,Also, warum bist du so aufgeregt?", fragte er.
,,Deswegen." Sie legte einen Brief auf den Tisch.
,,Du weißt, dass ich es nicht lesen kann. Trotz meines inneren Auges."
,,Oh ja, tut mir leid. Das ist ein Brief aus Hogwarts. Ich bin scheinbar eine Hexe. Ist das nicht unglaublich? Heute kam eine ältere Dame und hat meinen Eltern alles darüber erzählt. Ich wollte es eigentlich allen sagen, aber sie meinte, dass Muggel davon nichts wissen durften. Ich habe gefragt, ob ich es dir erzählen darf, da du ja schon oft außergewöhnliche Sachen angestellt hast. Ich brauchte nur deinen Namen sagen und sie wusste scheinbar direkt, wer du warst. Dann hatte sie es mir erlaubt, also bin ich jetzt hier. Hast du auch deinen Brief bekommen?" Aus der Küche hörte man ein Kichern.
,,Hermine, beruhig dich, du redest dich komplett in Rage", meinte Harry und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie kicherte verlegen.
,,Tut mir leid. Du weißt ja, wie ich bin. Aber es ist unglaublich, dass wir beide scheinbar nach Hogwarts gehen und zaubern lernen."
,,Hermine, ich weiß nicht mal, ob ich einen Brief bekommen habe."

,,Du hast einen Brief bekommen, Harry. Er ist in Blindenschrift", meinte Petunia, die die beiden Briefe von der Fensterbank nahm. Sie reichte ihn an Harry weiter und den anderen Brief las sie sich durch.

,,Sehr geehrte Petunia Evans,

Mein Name ist Minerva McGonagall und ich bin die stellvertretende Schuldirektorin von Hogwarts. Ich habe schon ihre Schwester unterrichtet und freue mich, auch ihren Neffen unterrichten zu dürfen. Jedoch sollte ich zu meinem eigentlichen Anliegen kommen. Ich schätze mal, dass Lily ihnen schon etwas über Dumbledore berichtet hatte. Jedenfalls wissen sie ja dann, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Ich komme immer regelmäßig vorbei, versteckt versteht sich, und überprüfe die Lage. Noch denkt der Alte, dass sie den jungen Potter mies behandeln. So konnte ich ihn dazu bringen, sie vielleicht als Professorin für Muggelkunde einzustellen. Sie sind zwar keine Hexe, aber es wäre besser, wenn man von einem Muggel lernt. Falls sie Hilfe oder so brauchen, dann sagen sie Bescheid und ich helfe ihnen im Unterricht mit den Zauber Sachen. Außerdem wären sie dann auch nicht alleine zuhause und hätten ihren Neffen immer um sich herum. Ich weiß ja, wie gern sie den Jungen haben.
Tut mir leid, das hörte sich gerade komisch an, aber was ich damit sagen möchte ist, dass sie somit auch die Chance hätten, nach Hogwarts zu gehen. Sie haben zwar mit 11 keinen Brief bekommen, da sie keine Kräfte haben, aber jetzt hätten sie dadurch die Chance zu unterrichten.

Falls Sie sich entschieden haben, teilen Sie es mir nächste Woche mit. Ich werde sie abholen, um mit den Kindern die benötigten Schulsachen des kommenden Jahres zu besorgen.

Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall."

Ungläubig starrte die Frau auf das Pergament. Sie… Sie sollte unterrichten? Gut, sie hatte studiert, aber gleich als Professorin an einer Zauberer Schule? Konnte sie das überhaupt? Harry, welche die Bedenklichkeit seiner Tante spürte, sah auf. Er war schon fertig mit Lesen und wartete nur auf Petunia.
,,Was ist los?", fragte er.
,,Wie? Was?"
,,Du bist so in Gedanken. Was steht in deinem Brief?", fragte er.
,,Nun, ich glaube es wäre einfacher für mich, wenn ich weiß, was in deinem Brief steht. Bist du angenommen worden?" Der Junge nickte.
,,Ja, bin ich." Seine Tante lächelte.
,,Dann sollte ich dieses Angebot vielleicht annehmen", meinte sie.
,,Was steht denn da?" Die Frau begann, den beiden vorzulesen.

,,Das ist doch fantastisch. Du wolltest doch auch mal nach Hogwarts und jetzt kannst du dort arbeiten. Außerdem wärst du hier dann nicht alleine", gab Harry seine Gedanken laut und mit einem Lächeln kund.
,,Ich finde es auch eine gute Idee", meinte Hermine. Die Frau lächelte. Diese beiden Kinder waren wirklich die Höhe.
,,Ich werde darüber nachdenken, ok. Sie wird uns nächste Woche abholen." Die beiden Kinder nickten. Den Rest des Mittags gingen die Kinder mit Petunia nach draußen. Einerseits um noch einkaufen zu gehen und andererseits um die Luft zu genießen. Dadurch, dass Harry nicht alleine draußen war, hielt er sich an Hermine fest und ließ sich führen. Ja, Petunia hatte jetzt einiges zum Nachdenken. Auch konnte sie sich nicht vorstellen, dass Dumbledore dies einfach so annehmen würde. Sie vermutete, dass sie ihren Neffen, zumindest in der Schule, schlecht behandeln sollte.

Blindes Leben (Pausiert)Where stories live. Discover now