Winkelgasse

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Eine Woche später, genau an Harrys Geburtstag, klingelte es an der Tür.
,,Bleib sitzen, ich mache schon auf", meinte Petunia und Harry nickte. Seine Tante hatte ihm Sandwiches gemacht und diese fand er unglaublich lecker. Die Frau ging zur Tür und öffnete sie.
,,Oh Hermine, Seamus und… Sie sind?", fragte sie.
,,Minerva McGonagall. Ich habe Ihnen geschrieben."
,,Ah ja, stimmt. Kommen Sie doch rein. Harry frühstückt noch." Sie ließ die drei Gäste hinein und ging mit ihnen ins Wohnzimmer. Der Junge sah die neuen Gäste nur durch sein inneres Auge. Kurz stutzte er.
,,Seamus?", fragte er. War dieser etwa auch?
,,Hallo Harry. Alles Gute zum Geburtstag." Die beiden Kinder umarmten ihren Freund und setzten sich neben ihn.
,,Seamus, bist du auch… also…?"
,,Ein Zauberer? Ja. Meine Mutter ist eine Hexe und mein Vater ein Muggel. Sie hat es ihm erst nach der Hochzeit erzählt. Anfangs hatte es ihn erschrocken, doch er kommt damit klar", erklärte dieser.
,,Verstehe. Also bist du ein Halbblut." Der irische Junge nickte.

Petunia bot der älteren Dame einen Platz an, während sie noch ein paar Sandwiches machte.
,,Habt ihr auch Hunger?", fragte sie und die Kinder bejahten. Sie sah auf die Professorin.
,,Sie auch?", fragte sie.
,,Wenn es keine Umstände macht."
,,Natürlich nicht", meinte sie und bereitete alles für das kleine Frühstück vor.
,,Irgendwelche Wünsche, was ihr auf euren Sandwich haben wollt?’’, fragte sie. Jeder verneinte. Sie wollten der Frau keine Umstände bereiten.

Nachdem sie mit dem Frühstück fertig waren, richtete Minerva sich an die Hausherrin.
,,Haben Sie über mein Angebot nachgedacht?’’, fragte sie. Petunia nahm einen Schluck ihres Kaffees und richtete dann ihre volle Aufmerksamkeit auf die Professorin.
,,Ja, das habe ich tatsächlich. Auch durch die Überredungskünste meines Neffen habe ich mich dazu entschieden, dass ich diesen Job annehmen werde. Jedoch habe ich noch eine kleine Frage. Es gibt doch bestimmt einen Haken bei der ganzen Sache, oder? Bei dem, was Lily mir erklärt hatte, ist Dumbledore nicht wirklich der freundlichste.’’ Nun schluckte die Professorin.
,,Da haben sie tatsächlich recht. Wie ich schon erwähnt habe, denkt Dumbledore, dass sie ihren Neffen nicht kindgerecht behandeln. Ich habe ihm aus einer Lüge heraus erzählt, dass er von euch geschlagen wird und weiteres. Ich weiß, dass dies anfangs auch so war, als sie noch mit Ihrem Ex-Mann zusammen waren. Da Dumbledore selber nicht nach dem Rechten sieht, weiß er auch nicht, dass es hier eigentlich ganz anders zugeht.’’
,,Soll im Klartext heißen, ich müsste meinen Neffen in der Öffentlichkeit mies behandeln?’’, fragte sie und wusste schon die Antwort.
,,Zu meinem Leidtragen leider ja. Jedoch bin ich mir Sicher, dass Ihr Neffe dies nicht so ernst nehmen würde.’’ Die Professorin sah den Jungen an, welcher mit seinen Freunden alles mitbekam.
,,Natürlich würde ich es meiner Tante nicht übel nehmen. Wenn dies zur Sicherheit sein muss, werde ich dieses Spiel spielen. Ich kenne zwar diesen Dumbledore nicht, aber wenn meine Tante schon so skeptisch gegenüber ihm ist, bin ich es auch. Ich vertraue ihr’’, meinte Harry und seine Tante war wirklich gerührt. Sie war stolz auf Ihren Neffen und Ihre Schwester auch sehr dankbar.
,,Wenn man es so sehen kann, könnte ich Dumbledore danken, dass er mir Harry vor die Tür gelegt hat. Ich bin wirklich froh, dass ich ihn habe.’’ Harry stand auf und ging zu Petunia hin.
,,Ich habe dich auch lieb, Tante.’’ Er umarmte sie und Petunia tat dasselbe.

Nachdem alles geklärt war, fuhren sie nach London, bis zum Eingang des Tropfenden Kessels. Petunia konnte sich noch ganz gut daran erinnern, als sie das erste Mal mit ihrer Schwester hier war. Anfangs konnte sie nur eine verlassene alte Tür sehen, aber als sie mit ihren Eltern immer näher kam, zeigte sich das wahre Aussehen des Ladens. Leicht musste sie anfangen zu lachen bei dem Gedanken, wie ihre Schwester fast von einem Besen erschlagen wurde. Da gingen sie nichts ahnend in den Laden und wurden fast erschlagen. Die Frau fing an zu kichern.
,,Was ist los, Tante?", fragte Harry.
,,Nichts, ich dachte nur an früher."
,,Was war denn früher?", fragte er noch mal nach.
,,Als wir da rein gegangen sind, ist Lily vor 20 Jahren fast von einem Besen erschlagen worden", kicherte sie. Harry lächelte. Es freute ihn, dass seine Tante scheinbar so viel Spaß hatte. Sie betraten den Laden und dieses Mal kam nichts geflogen.

,,Guten Morgen Professor McGonagall, darf es etwas bestimmtes sein?", fragte Tom, der Barkeeper.
,,Nein danke, ich muss mit den Kindern die Schulsachen besorgen", gab sie freundlich zurück und ging mit den Kindern schnell weiter. Einige Zauberer in diesem Pub, behagten ihr gar nicht.
,,Harry, was ist los?", fragte Hermine. Sie spürte, wie der Junge sich verkrampfte.
,,Einer hatte daran gedacht, mich zu adoptieren, um an mein Erben heranzukommen. Danach wollte er mich verkaufen, um mehr Geld zu scheffeln", gab er zu. Petunia ging zu ihm hin und nahm ihn in den Arm.
,,Ich werde auf dich aufpassen, Harry. Ich lasse nicht zu, dass dich jemand einfach so adoptiert. Weißt du Harry, für mich bist du schon wie ein zweiter Sohn." Der Junge legte seine Arme um sie und kuschelte sich an sie.
,,Danke Tante. Ich will nicht von dir weg."
,,Wirst du auch nicht." Nachdem sich der angespannte Junge wieder beruhigt hatte, gingen sie weiter in Richtung Gringotts. Harry hatte sich jedoch dafür an seine Tante geklammert.

Sie kamen bei Gringotts an und gingen hinein. Harry spürte Blicke auf sich, welche jedoch nicht feindlich gesinnt waren.
,,Sie schauen dich alle an Harry", flüsterte Hermine ihm ins Ohr.
,,Ich weiß, ich spüre es. Jedoch scheinen sie nichts Böses zu wollen."
,,Die Kobolde sind auch nicht wirklich feindlich jemanden gegenüber. Sie sehen zwar grimmig aus, sind es aber nicht", erklärte Minerva.
,,Warum schauen sie mich an?", fragte er.
,,Hauptsächlich aus Mitleid. Einerseits wegen den ganzen Lügen, die sie hier in der Welt berühmt machten und wegen deinem Blinden Zustand." Harry nickte verstehend. Wollte er wissen, was dies für Lügen wären? Er glaubte nicht. Sie kamen vorne an und Minerva bat freundlich um das einsehen von Harrys Schul Verließ. Der Kobold blickte auf den Jungen herab.
,,Es tut mir leid für sie, Mr. Potter", sprach der Kobold, doch Harry lächelte ihn nur sachte an.
,,Schon gut. Ich habe mich daran gewöhnt und es hat mir einige neue Fähigkeiten eingebracht."

Auch der Kobold gab ein sachtes Lächeln von sich, welches man nicht wirklich erkannte.
,,Griphook wartet dann schon auf sie und wird sie zu ihren Verliesen führen." Die Gäste nickten und wurden von Minerva angeführt.
,,Guten Morgen, Sir. Griphook", begrüßte die Frau den kleinen Kobold.
,,Guten Morgen Minerva. Wohin soll's gehen?", fragte Griphook freundlich.
,,Verließ 703. Mr. Potter benötigt etwas Gold."
,,Dann mal alle einsteigen." Griphook mochte es mit der Frau zu reden, besonders da er auch wusste, wer sie wirklich war.

Die ganze Fahrt über hatten Seamus und Hermine ein sehr erfreutes Lächeln im Gesicht. Sie liebten Achterbahn fahren.
,,Verlies 703. Bitte aussteigen", bat der Kleinere und stieg schon mal vor den anderen aus.
,,Das hat Spaß gemacht", schwärmten Hermine und Seamus. Harry stieg mit seiner Tante aus und klammerte sich noch immer an sie. Diese hatte sich an ihren Neffen und Minerva gekrallt. Sie hatte einfach Angst, dass sie aus dem Wagen fallen würde.
,,Alles gut bei Ihnen?’’, fragte Minerva freundlich und doch etwas fürsorglich. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit immer auf die Frau gerichtet gehabt.
,,Ja, alles gut.’’ Die Professorin kicherte.
,,Die Wagons sind mit einem Zauber belegt. Man kann dort nicht herausfallen. Was glauben sie, wie viele Tote es geben würde?’’ Auch Harry kicherte.

Nachdem Petunia sich wieder gefangen hatte, gingen sie zu Griphook rüber. Dieser drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete die Luke des Verlieses. Die andern staunten nicht schlecht. Da lag unglaublich viel Gold, Silber und Bronze.
,,Was ist los?’’, fragte Harry. Er benutzte gerade nicht sein Inneres Auge und konnte so auch nicht sehen, wie viel Gold und so weiter in seinem Verlies lag.
,,Wie viel Gold ist das?’’, wandte Petunia sich an den kleinen Kobold.
,,1 Galleone sind 22£. 1 Sikel sind 15£ und 1 Knut sind 5£. Insgesamt sind 100000 Galleonen, 20000 Sikel und 15000 Knuts im Verlies Zusammengerechnet sind es 2.575,000£."

Plump

Plump

Sowohl Harry als auch Petunia saßen nun auf dem Boden.
,,So viel?", fragte der Junge.
,,Was soll ich damit machen?"
,,Deine Schulsachen kaufen natürlich", sprang Minerva ein und schmunzelte.
,,Und… und Hermine? Ich glaube weniger, dass sie ein Verlies hat."
,,Ihre Sachen werden von der Schule bezahlt", beantwortete die Frau.
,,Dann bezahle ich für sie. Ich habe doch genug. Oder kosten die Schulsachen so viel?"
,,Nein, tun sie nicht. Im ersten Jahr kommst du ungefähr mit 100£ aus."
,,Harry, das musst du nicht. Es ist dein Gold", sprach das Mädchen schnell. Meinte ihr Freund dies etwa ernst? Dieser sollte nicht so viel für sie ausgeben.
,,Ich möchte es aber. Ich meine, in der Schule gibt es doch bestimmt noch viel mehr Muggelgeborene und somit könnte ich der Schule wenigstens eine Last abnehmen. Außerdem, wie ich schon sagte, habe ich genug Gold. Es sind immerhin 2,5 Millionen gut, zwar nur in Muggel währung, aber egal. Hier sind es zwar nur 135 tausend, aber es müsste für zwei reichen." Das Mädchen strahlte und umarmte ihren Freund.
,,Danke Harry, das ist lieb von dir."

Blindes Leben (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt