Es ist nicht deine Schuld

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Harry hielt die Hand seiner Tante.
,,Das Vampirgift breitet sich schnell aus. Ich habe ihr auch etwas von meinem Blut gegeben, welches dazu noch helfen wird." Harry nickte nur und hielt weiter ihre Hand. Er fühlte sich schuldig.
*Es tut mir leid Tante, ich hätte dich begleiten sollen. Es ist alles meine Schuld. Auch wenn ich als Baby nicht zu euch gebracht worden wäre, dann wäre es niemals so weit gekommen. Du würdest jetzt mit Vernon und Dudley immer noch in Surrey leben. Bestimmt hättest du Helga irgendwann getroffen, schließlich seid ihr Gefährten, aber du wärst bestimmt niemals gestorben. Es ist alles meine Schuld. Bitte verzeihen mir*, dachte Harry und unterdrückte seine erneuten Tränen. Er wusste nicht, was er nun tun sollte. Er war am überlegen, sich von ihr zu distanzieren. Er wollte ihr nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten.
*Vernon war ja nur so wütend, weil du dich wegen mir von ihm getrennt hast*, fügte er in seinen Gedanken hinzu. Er stand auf.
,,Ich möchte allein sein", sprach er und ging wieder in sein Zimmer. Salazar wollte hinterher, doch Helga hielt ihn auf.
,,Lass ihn erstmal. Er muss sich vielleicht noch vom Schock erholen."
,,Er gibt sich selbst die Schuld dafür", gab der Mann zurück.
,,Wenn Petunia wieder wach ist, wird es vielleicht auch Harry wieder besser gehen."
,,Ich hoffe es."

Nach gut einer Stunde öffnete sie dann auch ihre Augen und, wie Helga schon vermutete, waren sie rot. Die Frau fing an zu röcheln. Ihr Hals brannte. Sie hatte so unglaublichen Durst. Helga half ihr, sich aufzusetzen und hielt ihr einen Kelch vor den Mund. Ein betörender Geruch stieg in ihre Nase und sie griff gierig nach dem Kelch, um ihn in einem Zug zu leeren. Doch sie verlangte mehr. So füllte sich der Kelch immer und immer wieder, bis die Frau satt war. Erst dann setzte sich ihr Verstand wieder ein. Langsam ließ sie den Kelch sinken, während etwas Blut an ihrem Mund und ihrem Kinn klebte.
,,Was… ist passiert?", fragte sie. Sie sah zu der Frau neben sich, welche anfing, das Blut wegzuwischen.
,,Du wurdest von einem Auto angefahren, als du mit den Einkäufen auf dem Weg nach Hause warst. Du hast sehr stark geblutet und hast es nicht überlebt. Ich musste dich verwandeln, damit du weiterleben kannst", erklärte Helga vorsichtig.
,,Helga?"
,,Ich kann verstehen, dass du gerade sehr durcheinander bist. Aber ich werde dir alles erklären. Mein richtiger Name ist Helga Hufflepuff und ich bin ein Vampir. Du bist meine Gefährtin, deswegen konnte ich dich nicht sterben lassen. Du bist jetzt wie ich, aber das ist nicht schlimm. Wir sind nicht so, wie die Muggel es annehmen. Wir verbrennen nicht in der Sonne und Knoblauch macht uns auch nichts aus. Das einzige was stimmt ist, dass wir durch einen Holzpflock ins Herz sterben, aber wer tut das nicht. Ich konnte dich erstens nicht sterben lassen, weil du meine Gefährtin bist und zweitens, weil du die einzige bist, die Harry noch hat. Ich habe dir lange nichts davon erzählt, weil ich nicht wusste, wie du darauf reagierst. Harry meinte, ich solle mich dir langsam nähern. Schließlich kennst du das alles kaum. Es tut mir leid." Bei der Erzählung kamen die Erinnerungen wieder. Sie hatte Harrys Ruf gehört, doch es war zu spät. Nur leise hatte sie wahrgenommen, wie Harry meinte, dass er Vernon umbringen würde. Dass er sterben sollte.
,,Wo ist Harry." Sie sah sich um.
,,In seinem Zimmer. Er steht sehr unter Schock."
,,Ich muss zu ihm." Gerade als sie zu Harry laufen wollte, prallte sie auf einmal gegen die Eingangstür.
,,Aufpassen. Wir müssen noch üben, mit deinen neuen Kräften umzugehen." Hufflepuff half ihr auf und ging mit ihr vorsichtig die Treppe hoch. Als Petunia klopfte, hatte sie ein Loch hinein geschlagen.
,,Mist", fluchte sie.
,,Harry, wir kommen rein", sprach Helga und musste sich das Lachen verkneifen. Der Junge antwortete jedoch nicht. Er lag im Bett zusammengekauert und weinte stumme Tränen. Die beiden Frauen betraten das Zimmer. Helga musste die Tür öffnen, da Petunia sie wohl nur aus den Angeln gerissen hätte. Sie gingen zu den Jungen rüber.
,,Harry?" Doch der Junge rührte sich nicht.
,,Es ist alles gut. Mir fehlt nichts. Mir geht es wieder gut."
,,Es ist meine Schuld", hauchte Harry leise.
,,Was? Was ist deine Schuld?"
,,Alles. Wäre ich nie zu euch gekommen, so wärst du nicht gestorben. Du hättest noch immer mit Vernon und Dudley friedlich gelebt. Erst als ich gekommen bin, ging alles schief. Es tut mir leid."
,,Das stimmt nicht Harry. Ich habe schon vor deiner Ankunft mit Vernon gestritten. Ich habe mich nicht mehr zu ihm hingezogen gefühlt. Und Dudleys Verhalten habe ich auch nicht immer gut geheißen. Ich habe Vernon im Einkaufsladen getroffen und habe ihm erzählt, dass ich Dudley in ein Internat geschickt habe. Dann hat er mich angegriffen, doch ein netter Mann hat mir geholfen. Du bist nicht schuld, sondern Vernon. Außerdem wäre ich mit Schuld, denn ich habe die Magie anfangs gehasst und dadurch tat er es auch. Also bin ich schuld, was dir widerfahren ist und jetzt auch mir. Bitte gib dir nicht die Schuld. Du bist ein braver Junge und ich bin stolz auf dich. Du bist klug und immer höflich. Das hast du von deiner Mutter. Sie ist auch sehr stolz auf dich und liebt dich. Als ich kurz tot war, konnte ich mit ihr reden. Ich habe mich bei ihr entschuldigt und wir haben uns vertragen."
,,Ich bin kein guter Junge. Ich habe Vernon manipuliert und ihm befohlen, sich zu töten. Ich habe einen Menschen getötet."
,,Nein, hast du nicht. Man hat dir die Augenbinde wieder rauf gemacht, bevor der Mann stirbt."
,,Aber… wer hat sie mir wieder rauf gemacht?" Ein Hund kam ins Zimmer gelaufen.
》Ich war das. Erinnerst du dich nicht? Harry, ich bin ein Animagus. Ich bin dein Patenonkel und konnte nicht zulassen, dass du einen Mord begehst. Ich wusste, dass du das nicht verkraften würdest.《 Der Hund verwandelte sich.
,,Tatze. Wie…?"
,,Mein richtiger Name ist Sirius. Dein Vater gab meinen Hunde ich den Namen "Tatze". Jeder von uns hatte in seiner Animagus Gestalt einen anderen Namen." Harry setzte sich auf.
,,Ich habe Vernon also nicht getötet?"
,,Nein. Noch ist er am Leben."
,,Was soll das heißen?"
,,Ich halte ihn gefangen. Er soll seine Strafe bekommen. Die Entscheidung gebührt dir und deiner Tante."
,,Mein Blindenhund ist also die ganze Zeit ein Animagus gewesen?"
,,Bist du jetzt sauer deswegen?"
,,Wer wusste davon?"
,,Ich, Salazar und eigentlich all unsere Freunde", meinte Helga.
,,Dann nein, dann bin ich nicht sauer. Ich bin mir sicher, dass, wenn du gefährlich wärst, man dich nicht hätte an mich rangelassen. Vor allem nicht Salazar." Sirius lachte.
,,Sicher nicht." Dann kam Petunia wieder zu Wort.
,,Harry. Du kannst mir glauben. Du bist nicht schuld, hast du gehört?" Die nahm seine Hand, ohne ihn zu verletzen. Auch er legte seine Arme um sie.
,,Ich werde dich nie wieder alleine irgendwo hingehen lassen", schwor er sich. Sie lachte nur.
,,Ich habe dich lieb, Harry."
,,Ich dich auch, Tante."

Am Ende saßen sie wieder im Wohnzimmer. Hermine hatte währenddessen immer wieder Krummbein gestreichelt und hatte Salazar über jedes Detail ausgequetscht, warum die Zauberer heute dachten, dass er Muggelgeborene hassen würde.
,,Miss Granger, nehmen sie es mir nicht übel, aber ich bin ein sehr direkter Teufel."
,,Das finde ich gut."
,,Dann sind sie mir bestimmt nicht Böse, wenn ich sage, dass sie mal ihren Mund halten sollten. Sie gehen mir mit den Fragen sehr auf die Nerven." Hermine wurde rot vor Pein.
,,Tut mir leid."
,,Hermine war schon immer sehr wissbegierig. Nimm es ihr nicht übel, Salazar."
,,Da ist sie wie Rowena." Harry kicherte.
,,Ist wirklich alles wieder gut, Harry?", fragte seine Freundin.
,,Ich weiß nicht. Ich bin mir sicher, dass ich jedenfalls davon Albträume bekommen werde." Dann drehte er seinen Kopf zu seiner Tante.
,,Und Tantchen muss üben, mit ihren neuen Fähigkeiten klarzukommen. Jetzt habe ich ein Loch in meiner Zimmertür." Die Frau wurde rot.
,,Ich werde dir alles beibringen", sprach Helga sanft und lächelte sie an.
,,Ich habe zwar schon vorher so ein warmes Gefühl bei dir gehabt, aber jetzt ist es noch stärker", sprach Petunia zu ihr.
,,Das ist normal. Wir sind Gefährten und Gefährten lieben sich. Deswegen konnte ich dich nicht sterben lassen."
,,Danke. Außerdem ist es auch gut, so können mich die Kinder zumindest nicht mehr als Muggel bezeichnen."
,,Stimmt, aber sie hätten auch vorher durch den neuen Unterricht sehr viel Respekt gehabt. Sie haben gelernt, sich nicht mit dir anzulegen", lachte Harry.
,,Tja, selber schuld. Ich lasse mir nicht auf der Nase herumtanzen."
,,Wirst du es so beibehalten?", fragte er.
,,Ja. Es macht Spaß."
,,Mir auch", sprach Hermine und Harry stimmte zu.
,,Es wird ja immer gesagt, die Muggel wären unfähig zu leben. Jetzt sehen die Zauberer mal, was wir machen müssen."

Blindes Leben (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt