Morgendliche Planungen

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Am nächsten Morgen wurde Alea bereits sehr früh von einem schreienden Sammy geweckt. Er war in die Mädchenkajüte gestürmt und hatte sowohl Alea als auch Tess die Decken fortgerissen.

„Aufstehen, ihr Schlafmützen! Heute werden wir Superstars! Das darf man nicht verschlafen!", schrie er ekstatisch und seine Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung.

„Hau ab", brummte Tess und drehte sich in Richtung Wand.

Aber Sammy ging nicht. Stattdessen warf er sich neben Tess und schlang seine Arme um sie. Die Priatenrockprinzessin versuchte, ihn aus ihrer Koje zu treten, aber Sammy war unerbittlich.

„Das machen wir jetzt so lange, bis du aufstehst!"

Tess stöhnte resigniert und brockelte auf französisch vor sich hin, gab aber nach und stand auf. Alea war bereits wach. Wie hätte sie auch nach dieser Weckaktion wieder einschlafen können? Gähnend kraxelte sie aus ihrer Koje und schlurfte zum Bad, um sich fertig zu machen. Erst als sie einen Blick aus dem Bullauge ihrer Kajüte warf, wurde ihr klar, dass es draußen noch dunkel war. Sofort eilte sie zu ihrem Rucksaack und zog ihr Handy mit dem Skorpionfisch daran hervor, um auf die Uhr zu schauen. Halb fünf.

„Was zum Teufel...", brummte Tess, die hinter ihr stand und ihr über die Schulter gespäht haben musste.

„Dieser Knallkopf weckt uns um diese Uhrzeit?!"

Alea seufzte und steckte das Handy zurück in die Tasche. Verschlafen öffnete sie ihren Schrank und zog einfach die nächstbesten Kleidungsstücke daraus hervor. Umziehen konnte sie sich später auch noch. Tess war inzwischen aus der Kajüte geeilt, mit der Ankündigung, Sammy nun endgültig eins überzubraten und Alea folgte ihr. Auf dem Flur begegnete sie Lennox, der nicht weniger müde aussah als sie selbst. „Morgen", gähnte er als er sie bemerkte und küsste sie auf die Schläfen. „Hat Sammy euch auch aus dem Bett geworfen?"

Alea nickte und gähnte ebenfalls. „Er hat befürchtet, dass wir unseren Auftritt sonst verschlafen. Weil er ja schon in knapp vierzehn Stunden ist."

Lennox lachte leise in sich hinein.

„Ja, da muss man sehr aufpassen. Nicht, dass unser Publikum warten muss."

„Ganz genau, Sir Scorpio!", dröhnte Sammy plötzlich und steckte den Kopf aus der Küchentür.

Hinter ihm stand Tess, mit einem Küchentuch in der Hand, das sie drohend wie ein Lasso kreisen ließ. Sammys Blick fiel auf Alea, und er zog die Stirn kraus.

„Ich sag' zwar immer Viva la Gammel-look, aber das, was du da anhast ist ja wirklich die unterste aller untersten Schubladen", kritisierte er Aleas Outfit.

Alea sah an sich hinab. Sie trug eine weiße Hose, die eigentlich Teil eines Schlafanzugs war, und einen lila Pullover. Entschuldigend zuckte sie die Achseln.

„Halb fünf ist selbst für eine Fashionista wie mich zu früh. Ich kann noch gar nicht richtig denken."

Tadelnd schüttelte Sammy den Kopf. „Eigentlich wollte ich euch noch früher wecken! Was hättest du dann angezogen? Ein Nachthemd mit Schal? Oder einfach einen Schlafanzug mit Mütze? Einen Einteiler mit Kapuze?"

Da musste Lennox lachen.

„Also ich finde, Alea sieht klasse aus", verteidigte er sie und legte einen Arm um ihre Hüfte.

Sammy beäugte auch ihn mit einem kritischen Blick. Doch dann nickte er zufrieden.

„Du siehst schon aus wie ein Rockstar", kommentierte er Lennox' Auftritt und verschwand wieder in der Küche. Kopfschüttelnd sah Lennox ihm nach und nahm Alea an die Hand.

„Gehen wir Frühstücken", murmelte er mehr zu sich selbst, während er sie hinter schon sich her zog. In der Küche hüpfte Sammy bereits hibbelig auf und ab, als Lennox und Alea eintraten. Tess werkelte am Herd und bereitete das Frühstück vor, aber Ben saß zusammengesunken an seinem Platz, den Kopf auf den Tisch gelegt und es schien, als wäre er bereits wieder eingeschlafen. Ohne ein Wort zu verlieren, setzten Lennox und Alea sich ebenfalls, und Lennox zog sein Handy hervor.

„Cassaras hat geschrieben", unterbrach er die geschäftige Stille.

Gespannt rückte Alea näher. „Und?"

Lennox hob kurz die Hand und signalisierte ihr, zu warten, während er mehrmals auf seinem Handy herumtippte. Dann lächelte er.

„Es scheint alles in Ordnung zu sein. Thea ist frei."

Während Alea innerlich aufjubelte, lachte Lennox kurz auf.

„Zumindest interpretiere ich das mal aus dem gereckten Daumen nach oben, den er mir geschickt hat."

Grinsend zeigte er Alea seinen Bildschrim. Tatsächlich war der gesamte Chat leer, bis auf eine einzige Nachricht, die aus einem gereckten Daumen bestand, wie Lennox eben gesagt hatte.

„Er verliert echt nicht viele Worte, unser Nixenprinz", stellte Sammy fest, der extra seinen Hüpftanz unterbrochen hatte. Erleichtert lehnte Alea sich zurück. Egal, wo Cassaras Thea auch hinbrachte – wichtig war, dass es ihr gut ging.

Da betrat Siska die Küche. Das Darkonermädchen hatte auf einem der Schlafsofas übernachtet, denn pro Kajüte gab es nur zwei Kojen. Zu Aleas Verwunderung wirkte Siska im Gegensatz zu den übrigen Crumitgliedern, mit Ausnahme von Sammy, alles andere als müde. Im Gegenteil – sie strahlte förmlich vor Tatendrang.

„Ich habe die gesamte Nacht lang an dem Sicherheitsplan für euren Auftritt gearbeitet", begann sie nun ohne Umschweife.

„Er ist zwar nicht perfekt, aber wenn etwas schiefgehen sollte, gibt es ja noch Plan B."

Lennox hob die Augenbrauen. „Plan B?"

„Ihr haut ab", erläuterte Siska, aber Sammy schüttelte den Kopf.

„Das wird wohl kaum nötig sein, bei einer Security wie dir." Er verzog das Gesicht.

„Außerdem glaube ich nicht, dass Orion herausfindet, dass wir bei einem Umweltkonzert auftreten. Ihn interessiert sowas ja gar nicht. Wieso sollte es auch? Er beteiligt sich ja daran, die Meere zu zerstören!"

Alea schluckte. Sammys Worte klangen hart, aber sie waren wahr. Gleichzeitig war sie aber auch froh. Orion konnte gar nichts über ihren Auftritt herausfinden, da er sich ja nicht für die Umwelt interessierte. Warum sollte er also dort aufkreuzen? Oder den Internet-livestream schauen?

Doch Siska schien nach wie vor skeptisch.

„Wir können nichts ausschließen. Alle Eventualitäten müssen sicher sein. Wir dürfen nicht riskieren, dass Orion uns erwischt, bevor wir es tun."

Entschlossen schlug sie sich mit der Faust auf die Handfläche. Bestimmt dachte sie wieder an ihren Vater Zeirus, der seit elf Jahren Orions Sklave war und den sie unbedingt von seinem Leid befreien wollte, ebenso wie die übrigen Darkoner.

„Mit zwei Superkriegern im Team können wir das armselige Würstchen bestimmt plattmachen", erwiderte Sammy und nickte hefitg, als wolle er sich selbst beipflichten. „Vielleicht bekommen wir ja noch einen Nixenprinzen als Bonus...", überlegte er dann laut weiter und es war ihm anzusehen, dass ihm der Gedanke gefiel. Freudig rieb er sich die Hände.

„Und wenn wir den Nixenprinzen bekommen, ist Thea sogar als Zusatz-Extra dabei! Ui, Schneewittchen, ich kann es kaum erwarten, deine Schwester mal in 3D zu sehen!", rief er und Alea lachte.

"Du hast sie doch generell noch nie gesehen!", widersprach sie grinsend und malte sich in Gedanken bereits die Reaktion von Sammy aus, wenn er Theas pinke Haare sah. Der Bandenjüngste grinste jedoch frech zurück.

„In meinem Kopf schon! Da hab' ich sie mir vorgestellt wie dich, lange dunkle Haare, klargrüne Augen und ein mordsmäßig cooles Outfit!"

„Da bin ich ja mal gespannt auf deine Reaktion, wenn du sie wirklich siehst", murmelte Lennox und grinste in sich hinein. Alea lächelte. Sie war im Gegenzug gespannt auf Theas Reaktion, wenn sie zum ersten Mal auf die Alpha Cru traf. Und das würde sie schon sehr bald. In wenigen Tagen. Ganz sicher

Alea Aquarius: Der Gesang der Wale (Fanfiction)Where stories live. Discover now