Nexons Sicht (2/2)

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„Und was tun wir jetzt?", erkundigte sich Siska, sobald Evelin und Nexon sie erreicht hatten.

„Wir treten die Tür ein und stürmen das Büro?", schlug Evelin mit ironischem Unterton vor. Siska warf ihm einen entnervten Blick zu. „Wir sind nicht in einem Superheldenfilm. Das hier ist ernst."

Evelin zuckte grinsend mit den Schultern. „Hast du einen besseren Vorschlag?"

Siska öffnete den Mund um zu antworten, aber Nexon hatte genug. „Leute! Wir verschwenden gerade wertvolle Zeit! Wir gehen rein, nehmen ihn gefangen und gehen raus! Sollte er überhaupt dort drin sein, was ich nicht klar abschätzen kann", grätschte er ein.

„Und wir? Was ist mit uns?", meldete sich ein piepsiges Stimmchen. Nexon blickte zwischen seine Beine und sah in die erwartungsvoll aufschauenden Augen der kleinen Magischen. Die Kobolde hatte er zuweilen beinahe vergessen, wohl deshalb, weil sie einfach ungewöhnlich lange ungewöhnlich still gewesen waren.

„Wir wollen dem Gretzerkönig in die Nase beißen und die Harre ausreißen! Das hat Sweeney versprochen!", bekräftigte ein anderer.

„Jaja, das werdet ihr", versprach Nexon voreilig und raufte sich die Haare.

„Wir drei gehen rein, und wenn wir wieder kommen, dürft ihr nacheinander mit ihm tun was ihr wollt. Deal?"

Die Kobolde zogen einen Schmollmund. Das verstanden sie offensichtlich nicht unter einem würdigen Kampf gegen den gefährlichsten Verbrecher der Meeresgeschichte.

Aber Nexon war sich sicher, dass der Doktor auf Magischenangriffe vorbereitet war und wollte die Gesundheit der kleinen Wesen lieber nicht allzu sehr aufs Spiel setzen, zumal es die Aufgabe seines Stammes war, sie zu beschützen. Das schien die Kobolde jedoch gar nicht zu interessieren, denn sie blickten beleidigt zwischen den drei Meerkindern hin und her.

„Versteckt euch doch so lange einfach hier im Flur, mit euren Täuschungen erkennt euch auch bestimmt keiner der Landgänger, die Orion vielleicht als seine Leibgarde irgendwo aufgestellt hat oder patroullieren lässt", erklärte Nexon und wies zurück in den breiten Gang.

Voller Entrüstung jedoch plusterten sich die Kobolde auf. „Wir Kobolde können –"

„Ihr könnt mehr als nur Bilder malen, wissen wir. Tut es einfach trotzdem", bat Evelin.

Mit bösen Blicken und ohne sie aus den Augen zu lassen, schlurften die Kobolde rückwärts von ihnen fort, bis sie von der Dunkelheit außerhalb der Notbeleuchtung verschluckt wurden.

Nexon stöhnte leise. „Puh."

Siska griff nach der Türklinke. „Auf drei", sagte sie.

„Eins...zwei...drei!"

Wuchtig warf sie die Tür nach innen auf, und zu dritt stürmten sie in den dahinterliegenden Raum, bereit, es mit allem was sie erwartete aufzunehmen.

Doch noch mitten in ihrer Bewegung froren sie ein. Das Büro war hell erleuchtet, doch anders als erwartet war es nicht Orion, der sich dort befand. Stattdessen richteten zwei Landgänger Revolver auf sie.

„Was zum?!", brachte Evelin hervor und starrte entgeistert auf den Lauf der Pistole, der schussbereit direkt auf ihn zielte.

"Keine Bewegung, Möchtegern-Helden", grummelte einer der Männer, der mindestens doppelt so groß schien wie der Mann neben ihm. Nexon blieb der Mund offen stehen. Damit hatte er nicht gerechnet. Die beiden Landgänger hatten sie offensichtlich erwartet. Hatten sie gewusst, dass sich ein Teil der Gruppe aufgemacht hatte, um Orion in Fesseln zu legen? Aber woher? Und wo war Orion überhaupt?

Alea Aquarius: Der Gesang der Wale (Fanfiction)Where stories live. Discover now