Vereint

149 4 1
                                    

Im hellen Licht der Außenbeleuchtung erkannte sie zwei Personen in der Nähe des zweiten Haupeingangs, keine dreißig Meter von ihr entfernt. Eine der beiden saß auf dem Boden, den Rücken gegen einen Pfahl gelehnt und schaute zu der anderen Person auf, die schwer beladen daneben stand. Auf dem Rücken trug sie einen Leierkasten, Köcher mit Dreizackpfeilen und einen Bogen. Cassaras.

Überwältigt von ihren Gefühlen schlug Alea sich einfach nur die Hand vor den Mund und stieß einen krächzigen Schrei aus. Der Nixenprinz schien das Geräusch gehört zu haben, denn er fuhr erschrocken herum und stellte sich breitbeinig vor die sitzende Person, die niemand anderes als Thea sein konnte. Als er Alea jedoch erkannte, entspannte er seine Haltung deutlich, trat aber auch nicht beiseite sondern stand einfach nur unentschlossen da. Alea war ihrerseits in eine völlige Starre verfallen. Sie war vollkommen überrumpelt davon, ihre Schwester so plötzlich und unvermittelt wieder zu sehen. Träumte sie vielleicht sogar?

 Da sah sie, wie Thea sich nach unten beugte und zwischen den Beinen des Prinzen hervorlugte. Als sie Alea erblickte, sprang sie mit einem Satz auf die Beine und stürmte los. Da rührte sich auch Alea und sie lief ihrer Zwillingsschwester mit großen Schritten entgegen und sprintete geradezu, bis sie einander in die Arme fielen. Ungläubig umklammerte Alea ihre Schwester und spürte, wie ihr eigenes Herz in ihrer Brust Saltos schlug. Und mit einemMal brachen alle Gefühle aus ihr heraus, die sie in diesem Moment empfand und sie drückte ihre Schwester noch fester an sich. Nie mehr wieder würde sie sie gehen lassen. Niemals. Sie waren die Töchter der Nelani und des Keblarr. Für immer. Langsam löste sie sich von ihr und holte zittrig Luft.

„Du bist wieder da", brachte sie erstickt hervor, denn um zu gebärden war sie viel zu aufgewühlt. Gleichzeitig merkte sie, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Thea schien es ähnlich zu gehen, denn sie nickte nur heftig und zog sie erneut in eine feste Umarmung. Alea konnte ihr Glück kaum fassen. Thea war tatsächlich wieder bei ihr! Cassaras hatte sie nicht fortgebracht, sondern zu ihnen! Dabei wurde Alea stutzig und sie machte sich von Thea los.

„Wie hast du es geschafft, Cassaras zu überzeugen, dich hierher zu bringen?", fragte sie, diesmal gebärdend. 

Thea riss verwundert die Augen auf. „Überzeugt? Ich habe ihn nicht überzeugt oder überredet! Er wollte mich von ganz allein zu euch bringen!"

Nun war es Alea, die verwundert die Augen aufriss.

„Er wollte dich zu uns bringen?", wiederholte sie ungläubig.

Thea nickte bestätigend. „Ja, eigentlich sind wir davonausgegangen, dass wir euch erst morgen hier in Rom treffen würden. Aber ich hatte das seltsame Gefühl, dass du hier in der Nähe von diesem Stadion bist... Und jetzt bist du wirklich hier", schlussfolgerte sie. Alea war jedoch noch immer völlig baff von Cassaras' Aktion. Erstaunt sah sie ihn an, denn er hatte sich inzwischen neben Thea gestellt. Als er Aleas Blick bemerkte, wich er geschickt mit den Augen aus. Thea schien das ungesagte zwischen Alea und dem Nixenprinzen zu erkennen, denn sie fragte: „Was habt ihr denn?"

Cassaras schüttelte den Kopf. „Nichts.", erwiderte er bloß, sah Thea dabei jedoch nicht an. Die bedachte ihn mit einem strengen Blick. „Wir hatten abgemacht, dass wir nicht mehr lügen oder Dinge verheimlichen."

Cassaras machte einen schmalen Mund, als würde er diese Vereinbarung bereits bereuen. Doch dann hob er beinahe entschuldigend die Hände und schien Thea wohl doch die Wahrheit sagen zu wollen.

„Ich wollte dich ursprünglich weit weg schaffen, damit Orion dich noch weniger finden kann.", erklärte er dann, mied aber weiterhin jeglichen Blickkontakt mit Thea. Aber die lächelte nur. „Hab ich mir schon gedacht."

Alea Aquarius: Der Gesang der Wale (Fanfiction)Onde histórias criam vida. Descubra agora