Ich habe Angst

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Im tiefen Wald angekommen hechelten die Mädchen außer Atem, da sie so schnell gerannt waren. Alyssa schlug sich die Hände vor die Stirn, ehe sie sie, während sie nervös auf und ab ging, zum Luft zufächeln verwendete.

„Ich kann nicht mehr Wednesday, ich habe das Gefühl zu explodieren", sprach Alyssa schnell und panisch.

„Ich bekomme keine Luft!", redete sie verzweifelnd und fasste sich an die Brust, als würde das helfen.

„Dann lass los. Lass alles, was du hast frei!", befahl Wednesday und legte ihrer Freundin stärkend die Hand auf die Schulter, als Alvar, mit kaltem Händchen auf dem Rücken, angeflogen kam und sich sorgend auf Alyssas Schulter setzte.

„Ich kann nicht. Das kann ich nicht", gestand Alyssa immer noch angsterfüllt.

„Weißt du noch was dein Vater immer gesagt hat? Das Gefängnis, aus dem du am schwersten entkommen kannst, ist dein Kopf. Alyssa deine Angst hält dich zurück und zerstört dich. Vertrau mir und lass es raus!", verlangte Wednesday und nickte ihr ermutigend zu.

„O-Okay", hauchte das Mädchen stotternd und sah zittrig nach vorne in den leeren Wald.

„Was ist los?", wollte Xavier, welcher gerade ankam, wissen und blickte besorgt zwischen den beiden Mädchen hin und her.

„Los hier hinter", wies Wednesday den Jungen an, stellte sich hinter einen großen Baum, der hinter Alyssa stand und nahm Alvar und kaltes Händchen beschützend an ihre Brust.

„Kannst du mir Mal erklären was hier-", doch weiter kam Xavier nicht, da er von einem markerschütternden Schrei von Alyssa unterbrochen wurde.

Das Mädchen schrie mit geschlossenen Augen und gab all die Energie, welche sich über die Zeit in ihr angestaut hatte mit einem Mal frei, sodass eine riesige lilane Druckwelle entstand.

Wednesday und Xavier, welche den Schutz des Baumes genossen, wurden nur etwas nach vorne geschleudert, während alle Bäume und Büsche vor Alyssa sofort entwurzelt wurden und umkippten, sowie alle Blätter, die augenblicklich weggefegt wurden.

Das ganze ging nur etwa zehn Sekunden, doch hatte eine immense Auswirkung.  

Als Xavier und Wednesday langsam wieder ihre Augen öffneten und sich mit großen Augen ansahen, hörten sie nur Alyssas lauten, langsamen Atem.

Xavier rannte sofort zu dem Mädchen, welches langsam zu ihm hoch schaute und leise zu schluchzen begann.

Als er sie dann in den Arm nahm, verlor sie die komplette Kontrolle und brach weinend in seinen Armen zusammen. Die Kontrolle über ihre Kräfte hat sie bereits losgelassen, aber jetzt konnte sie auch ihre Emotionen nicht mehr unterdrücken.

„Hey, Shhh, alles gut", flüsterte Xavier und drückte das Mädchen noch fester an sich, während sie gemeinsam auf den Boden sanken.

Auch Wednesday kniete sich neben sie und legte stärkend eine Hand auf ihren Rücken, während Alvar und kaltes Händchen ängstlich zusahen.

„Wir sind hier, du bist nicht allein", versicherte der Junge, welcher Alyssa gerade, ohne es zu wissen, unendlich viel Halt gab.

„Ich kann nicht mehr, ich möchte einfach normal sein. Nicht ständig Angst haben, wenn ich wütend oder traurig bin, aus versehen wen zu verletzen oder schlimmer! Anders als bei Mum!", schluchzte Alyssa und drückte ihren Kopf in Xaviers Brust, welcher gerade vermutlich nichts verstand.

„Das mit deiner Mutter war alles andere als deine Schuld und vor allem nicht deine Intention!", verteidigte Wednesday ihre Freundin.

„Doch und es war schon das zweite Mal, nur dass ich sie getötet habe und nicht nur verletzt, verstehst du das nicht? Ich verletze die Personen, die mir am nächsten stehen", schluchzte Alyssa und dachte auch an den Unfall mit Wednesday zurück.

„Auch mir wolltest du nichts tun. Du bist hier, um die Kontrolle zurückzugewinnen", bestärkte Wednesday und streichelte Alyssas Rücken energisch.

Diese löste sich nun aus Xaviers schützenden Griff und sah ihre Freundin aus verheulten Augen an:
„Aber ich habe Angst".

„Wenn du Angst hast etwas zu tun, dann mach es ängstlich. Hauptsache du gibst nicht auf", stand Wednesday auf und hielt ihrer Freundin die Hand hin.

Neuen Mut fassend ließ Alyssa sich auf die Beine ziehen und nickte der Schwarzhaarigen schwach lächelnd zu.

„Was würde ich nur ohne dich machen. Ohne euch", gestand Alyssa schniefend und sah nun auch zu Xavier, der sich ebenfalls gerade wieder aufgerappelt hatte und sich den Dreck von den Klamotten klopfte.

„Du wärst aufgeschmissen", stellte Wednesday trocken fest und nahm Alyssas Hand, um gemeinsam wieder zur Nevermore zu gehen.

Als Xavier dann Alyssas freie Hand nahm, fühlte sie sich urplötzlich unfassbar sicher und als könnte ihr niemand etwas tun. Außerdem fühlte sie sich, als könnte sie niemandem etwas tun.

In der Academy brachten Wednesday und Xavier Alyssa auf ihr Zimmer und verabschiedeten sich mit einer Umarmung, ehe sie sie in Ruhe ließen.

Das Mädchen legte sich einfach, die Ereignisse verarbeitend, auf ihr Bett und starrte ins Leere, als es plötzlich an ihrer Tür klopfte.

„Es ist offen", wies Alyssa hin und wartete gespannt darauf, dass jemand eintrat.

Sie war überrascht, als Xavier dann seinen Kopf durch die Tür steckte und sie schief lächelnd ansah.

„Ich weiß wir wollten dir etwas Ruhe gönnen, aber ich möchte dich jetzt wirklich nicht alleine lassen".

-Wednesday-     Alyssa DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt