Kapitel 8 - Die Hochburg der Rebellen

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Die alte Schuld eines Verrückten, gestraft mit dem Leiden der Verunglückten.
Der Paladin an Fäden zog und über den Willen der Spinne log.
Dein Weg war irr, dein Geist ist wirr, finde Balance, zweite Chance.
Es ist an der Zeit sich zu rehabilitieren. Vergiss, was vergangen und lasse passieren.


~Sabrina~
6. Haluk 80'024 IV – Turdus, Turdidey, Twos

Sie fuhr über die glatte Haut, die so frisch war, dass sie sich fast fremd anfühlte. Eine dünne Membran wölbte über die Stelle, wo eben noch eine Brandwunde gewesen war. - Schillernd wie der Flügel einer Libelle.

Der Wiruri Valyn hatte sie gewarnt, dass das Schimmern nur noch einige Wochen anhalten, die Narbe jedoch bleiben würden. Zwar blass, aber noch immer da.

Sabrina seufzte und wischte mit der Hand über den Spiegel des Badezimmers, als dieser wieder beschlug. Ihr blasses Gesicht blinzelte ihr traurig entgegen. Nun war es frei von Schrammen und Blutergüssen – ebenfalls Valyns Werk – doch verheilt waren sie nur äusserlich. Innerlich fühlte sich so verstört, unsicher und geschunden wie zuvor.

»Nicht zu lang hineinblicken, sonst findet Euch die Spinne vielleicht nicht mehr!« Eine junge Zofe schob sich in Sabrinas Blickfeld. Mit einer ausholenden Bewegung hob sie die Arme und warf ein Tuch über den Spiegel.

»Spar dir die Mühe, Madleina. Es macht keinen Unterschied, solange die Ketzerin im Raum ist«, zischte eine ältere Zofe hinter ihr, die nun die Fenster öffnete, um den Dampf abziehen zu lassen.

Sabrina wickelte das raue Badetuch fester um sich, schob das nasse Haar aus dem Gesicht und blinzelte in Richtung Taami Sadaf. Es war klar, dass der Kommentar der alten Zofe ihr gegolten hatte, doch die Draconautin liess sich nichts anmerken. Stumm stand sie an der Tür des Badezimmers Wache, die Augen auf einen Punkt an der Wand geheftet. Die Flamme des Kerzenhalters, der sich ein Stück neben ihr aus der gefliesten Mauer reckte, wurde von den vielen kleinen Spiegeln an ihrer Kleidung reflektiert, sodass sie von unwirklich tanzenden Lichtern umgeben war.

Nach Valyns Behandlung hatte Taami Sadaf sie auf ein Zimmer mit riesigem Himmelbett gebracht, wo sie sich hatte ausruhen können. Und oh, kaum hatte sie sich auf das Bett gelegt, war sie auch schon eingeschlafen. Ein herrlicher, traumloser, erholsamer Schlaf... Bis sie von den beiden Zofen und der Draconautin geweckt worden war.

Taami Sadaf hatte ihr berichtet, dass König Drosselbart so begeistert von der Nachricht gewesen war, dass die Herrscher der Harmonie nach Twos zurückgekehrt waren, dass er die Rebellen zum Feiern aufgefordert hatte. Zum Empfang der Geschwister Beltran wollte er einen Ball veranstalten. Und für einen königlichen Ball wäre Sabrina zu schmutzig. Aus diesem Grund hatten sie die zwei Zofen in den nächsten Raum gescheucht, der sich als Badezimmer entpuppt hatte.

Erst hatte Sabrina sich gesträubt. - Das hatte ihr noch gefehlt, sich von irgendwelchen Zofen in einem Bottich den Rücken schrubben zu lassen, doch jeder Widerstand war zwecklos. Vor allem die ältere der Zofen, eine menschliche Frau um die sechzig, liess nicht mit sich diskutieren.

Somit hatte sie sich irgendwann gefügt, sich bis auf den Obsidian um ihren Hals ausgezogen und war in die Wanne gestiegen, die mit warm dampfendem Wasser gefüllt war und tatsächlich war das Bad ein Segen gewesen.

›Wenigstens hab ich mir nun Leutnant Apto abwaschen können‹, dachte sie, während sie von der jüngeren Frau, die demnach Madleina hiess, auf einen Stuhl vor einem rustikalen Tisch bugsieren liess. Bürsten, Kämme, Pinselchen, Töpfchen und Tiegeln reihten sich darauf auf.

»Ich hoffe, es ziept nicht zu sehr«, säuselte die junge Zofe während sie einen Kamm durch ihr Haar zog.

»Ich kann das auch selbst machen«, meinte Sabrina, doch wie schon zuvor lachten die beiden Zofen nur und schnatterten durcheinander; dies zieme sich nicht für die Zarin und man befände sich schliesslich nicht im barbarischen Garrael oder düsteren Malakin.

Twos - Ein Märchen von Sommer und Winter  - Neue Fassung (3)जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें