Kapitel 19 - Dom Askur

149 8 0
                                    

Dom Askur heisst sie willkommen, süsse Lügen in Seide gesponnen.
Wo kein Kind mehr wird geboren, geht ein ganzes Volk verloren.
Das System in bunten Farben, mit Weiss Fertilität umwarben.
Es regiert, wer auf dem Rücken and'rer traut, sich selbst zu schmücken.

~Mile~
27. Moja 80'024 IV – Mondtal, Jeshin, Twos

Oskars Nase führte sie durch das Knochenlabyrinth. Noch immer von Adrenalin durchflutet hatte Mile Mühe, sich leise zu verhalten und Oskar nicht einfach an eine der Patrouillen auszuliefern, vor denen sie sich versteckten. Doch er hatte keine Ahnung, was dann die Folgen wären. Würden die Rebellen ihn bestrafen oder gar hinrichten lassen? Waren Reds Erinnerungen dann für immer verloren?

Vermutlich waren es nur Minuten, doch für den jungen Lichterlord, der unfreiwillig Beihilfe zu Mord geleistet hatte, fühlte es sich wie Stunden an, bis sie den Ausgang des Grabgewölbes endlich erreicht hatten.

Oskar schob die Tür am Ende der letzten Treppenstufe auf. Das weisse Licht der beiden Monde blendete sie und der Geruch von Fisch und Algen wehte ihnen ins Gesicht.

»Wir sind am Hafen. Der Wind steht günstig und noch befinden wir uns im Schatten der Stadt. Wenn wir ein kleines Segelboot stehlen, können wir ans Festland gelangen, bevor jemand bemerkt, dass es weg ist«, schlug der Wolfsmann vor. Noch immer klebte ihm Feivels schwarzes Blut im Gesicht und an der Kleidung, was ihn noch verwilderter aussehen liess. »Aber wir müssen schnell und leise sein, damit die Aquaner uns nicht entdecken. Sonst hören die uns am Grund des Sees und ziehen uns Unterwasser.«

Mile nickte grimmig. »Geh du voraus.«

Der Hybrid trat aus dem Tunnel auf den riesigen Hafen Aramesias hinaus. Auf leisen Sohlen schlich er über den Pflasterstein zu den Booten.

Vorsichtig streckte auch Mile den Kopf aus der Tür. Der Kai am Rande der Stadt schien verlassen. Überall lagen die zerstörten Barrikaden der Inker, Überbleibsel der Schlacht, die noch nicht weggeräumt worden waren. Die Leichen hatten die Rebellen unterdessen eingesammelt und verbrannt. Ihre Knochen waren von den Ramos in alter Tradition in den Katakomben beigesetzt worden. – Natürlich bis auf die Tintenwesen, die man stattdessen in Glassärgen aufgebahrt hatte.

Er schlich Oskar hinterher und kletterte in das Segelboot, dass er gerade von den Pollern entfernte. Schon schob der Apostat sie vom Steg und machte sich daran, das Segel aufzuknoten.

Es war seltsam still, nur das Plätschern des Wassers und das leise Pfeifen des Windes begleitete sie. Beinahe hätte Mile es als friedlich bezeichnet, doch dafür war die Stimmung zu düster.

Als sie durch die gesprengten Schleusen fuhren, fragte er den Wolfsmann leise: »Was machen wir jetzt? Irgendwann wird jemand die Leichen finden. Und vielleicht hat Dougal uns gesehen und der ist Drosselbarts persönlicher Berater. Was soll ich denen aus dem Rat sagen, wenn die mich fragen, warum ich zugelassen habe, dass der Rote Kommandant den Mann umbringt, den sie hinrichten wollten?« Wieder glomm die Wut in ihm auf. »Du hast Red total in die Scheisse geritten! Die Wachen, die uns reingelassen haben, werden sagen, dass sie das in dem Umhang war! Schmiergeld hin oder her!«

»Mach dir wegen den Soldaten keine Sorgen«, antwortete der Wolfsmann heiser flüsternd. Endlich war es ihm gelungen, das Segel richtig auszurichten, sodass das Boot an Fahrt aufnahm. »Nur weil wir in den Katakomben waren, heisst das noch lange nicht, dass wir Feivel getötet haben.«

»Na-hein! Du hast ihn getötet.«

»Wie auch immer, das weiss der Rat nicht. Vor allem, weil Feivel zuvor schon Besuch hatte.« Verschwörerisch zwinkerte er ihm zu. »Bleib bei deiner Geschichte. Erzähl ihnen, dass du mit Red in den Knochengewölben warst, um Wein zu stehlen. Dann habt ihr Schreie gehört, du hast deine Gefährtin weggeschickt und bist nachsehen gegangen. Behaupte einfach, dass es dieser Dougal war, der Feivel getötet hat. Dann heisst es sein Wort gegen deines.«

Twos - Ein Märchen von Sommer und Winter  - Neue Fassung (3)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora