Kapitel 11 - Die Last des Schicksals

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Ein halber Wolf erinnert sich nicht, steht beim König vor Gericht.
Vergessenes ist Vergangenheit, Vertrauen hier Notwendigkeit.
Obschon die Pflicht er hat verletzt, ist er mit vielen Fäden vernetzt.
Tief im Herzen ein Rebell, der halbe Wolf mit rotem Fell.


~Mile~
7. Haluk 80'024 IV - LaRuh, Turdidey, Twos

Sabrina hatte nach der Ratssitzung sofort alles aus ihrem gemeinsamen Zimmer gepackt, was natürlich nicht viel gewesen war. - Nur ihren Rucksack aus Modo und eine zusätzliche Tasche mit Klamotten, die ihr eine Zofe gebracht hatte – und dann war sie für die letzte Nacht aus dem Zimmer ausgezogen.

Mile konnte sich nicht recht erklären, warum sie so sauer auf ihn war. Ja, sie hatten eine Meinungsverschiedenheit, was diesen Eril anging. Er glaubte ja auch nicht, dass der Elf ihr was tun würde oder wer weiss was. Er hatte nur das Gefühl, dass der Draconaut irgendwas zu verbergen hatte.

Aber das allein konnte doch nicht der Grund dafür sein, dass sie so verärgert war, oder?

Gerade überlegte er, ob er bei ihr vorbeischauen sollte, um zu sehen, wie es ihr ging, da klopfte es an der Tür. In der Hoffnung, seine Schwester wäre vielleicht schon wieder auf Versöhnung aus, machte er auf. Doch statt Sabrina traf er Red vor der Tür.

»Oh, du wieder! Schön, dich zu sehen«, begrüsste er sie strahlend und trat zur Seite, um sie einzulassen, doch sie schüttelte nur den Kopf.

»Würde es dir etwas ausmachen, mitzukommen?«, bat sie und nun fiel Mile auf, dass sie etwas blass um die Nase aussah.

»Wohin?«, fragte er verdutzt.

»Drosselbart hat mich zu einer Audienz bestellt. Noch heute Abend.«

Mile runzelte die Stirn. »So was wie eine Work-Life-Balance habt ihr in Twos nicht, was?«

Die Rote reagierte nicht auf den Witz, wie sollte sie ihn auch verstehen? »Da du bei ihm ein gutes Wort für mich einlegen wolltest, dachte ich, es wäre gut, dich dabei zu haben.« Zum ersten Mal war sie es, die rot wurde.

Also nickte er eilig. »Natürlich komme ich mit!«

~

»Oberst Farkash! Es freut mich, Euch wieder bei den Rebellen willkommen zu heissen!«, donnerte Drosselbart zur Begrüssung und liess die Pergamentrolle in seinen Händen sinken, als sie den Audienzsaal in der Festung betraten. - Ein mit schwarz-goldenen Vorhängen und bestickten Wandteppichen verhangener Raum, jedes der imposanten Fenster verdeckt. Dutzende Kerzenhalter, umgeben von Bergen an Büchern und Pergamentrollen, warfen ihr flackerndes Licht auf die von den Notizen des Rebellenführers übersäten Seiten. Drosselbarts Stirn warf schattige Falten, als er Mile entdeckte. »Doch was führt Euch her, junger Lord? - Nicht, dass Ihr jemals unwillkommen wärt...«

»Ich bin der... seelische Beistand«, erklärte er aufrichtig.

Der König hob vielsagend die Brauen, was Mile einen scharfen Blick aus Reds Richtung einbrachte.

»Eure Majestät«, sagte sie schnell und verbeugte sich. »Es tut mir leid, sollte dies nicht angemessen sein, dann-«

Der Rebellenführer winkte ab. »Es ist eine interessante Fügung des Schicksals, dass auch der Lichterlord bei dieser Verhandlung zugegen ist. Wir sollten der Spinne keine Steine ins Netz werfen.« Mit diesen Worten setzte er sich in seinem Thron auf und machte ein ernsteres, wenn auch noch immer freundliches Gesicht. »Meine Lauscher berichteten mir von Euch, Oberst Farkash. Ihr seid hier, um eine Begnadigung für Eure Fahnenflucht und Eure Entlassung aus der Schwarzen Armee zu erbitten.«

Twos - Ein Märchen von Sommer und Winter  - Neue Fassung (3)On viuen les histories. Descobreix ara