🔥VI. Fiero

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Das Essen mit der kleinen Familie der Medicis verlief recht entspannt. Der Graf und seine Schwester, Leonora, schienen sich ehrlich für seine Talente zu interessieren. Miss Leonora war direkt begeistert davon, sich von Fiero malen zu lassen, quasi als Willkommensgeschenk. Nur, dass sie eben nicht der Gast war. Fiero stimmte milde nickend zu; es spielte ihm sicherlich in die Karten , sich mit ihr gut zu stellen.

Am Abend gingen er, Leonora und seine zukünftige Verlobte Ramona auf einen Spaziergang durch die Stadt. Die Wasserstraßen wurden von großen, hübsch verzierten Laternen beleuchtet. Sie nahmen eine Gondel, um sich gemütlich über das Wasser bringen zu lassen. Ihr Gondoliere trug einen langen, schwarzen Kapuzenumhang mit blumigen Stickereien, und eine schwarze Vogelmaske mit langem Schnabel. Fiero konnte kaum den Blick von ihm nehmen; er gab genau den mysteriösen Anblick wieder, den er sich bei einer Reise nach Venedig vorgestellt hatte. Beinahe vergaß er beim Starren, seiner Begleitung zuzuhören.

Ein Ellenbogen landete unsanft in seiner Seite, und er warf Ramona einen bösen Blick zu. Dann bemerkte er, dass Leonora ihm wohl eine Frage gestellt hatte und ihn neugierig anschaute.
„Entschuldigung, wie bitte?", beeilte er sich zu sagen.
„Du scheinst sehr begeistert von der Stadt zu sein", bemerkte Leonora schmunzelnd. Fiero konnte Ramonas Augenrollen beinahe hören.
„Oh ja, es ist wirklich schön hier." Eifrig nickte Fiero, darauf bedacht, möglichst überzeugend zu wirken. „Es ist ganz anders als in England. Ich war in meinem Leben selten auf dem Wasser."
„Nun, hier wirst du dem wohl nicht mehr entkommen." Leonora zwinkerte vielsagend. „Nun, eigentlich wollte ich euch nur wissen lassen, dass wir am Ende der Woche zum Schneider gehen werden, um euch hübsche Kleidung für eure Hochzeit anfertigen zu lassen. Wir werden euch wirklich schöne traditionelle Kleider machen lassen." Leonora seufzte dabei träumerisch, und ihr Blick schweifte in die Ferne, als würde sie sich ausmalen, wie schön die Hochzeit doch werden würde.

Fiero schluckte schwer. „Ähm... könnte ich nicht einfach eine meiner Festtagsroben tragen? Ihr müsste doch nicht noch Geld für mich ausgeben..."
„Ja, und ich habe auch schon viel zu viele Kleider", sprang Ramona trotzig ein und verschränkte die nackten Arme. War ihr etwa kalt? So, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten, musste sie in der kühlen Abendluft wohl zu frieren anfangen.
„Hab ich was im Gesicht?", zischte Ramona ihm säuerlich zu, um die Schwärmereien ihrer Tante nicht zu unterbrechen.
„Den Ausdruck wahrlicher Boshaftigkeit", grinste Fiero, was ihm noch einen Stoß mit dem Ellbogen einbrachte.
Leonora schien ihr Herumgefuchtel wohl mit Liebeleien zu verwechseln, denn plötzlich schlug sie die Hände vor den Mund und schaute sie ganz verzückt an. „Ach lieber Himmel, ihr werdet so ein wunderbares Paar werden. Wie Giulio und Maria."

Ramona zuckte zusammen, schlang die Arme um sich selbst und schaute hinaus aufs Wasser.
„Ach, Liebes", seufzte ihre Tante und zückte ein Taschentuch, um sich damit über die plötzlich glänzenden Augen zu wischen.
Verwirrt blickte Fiero zwischen den beiden hin und her. Versteh einer doch die Frauen.
Just in diesem Augenblick drehte sich der Gondoliere um, als er ihr Gefährt wendete, und schaute zu ihnen herab, einer er seinen Blick ganz kurz auf dem Prinzen ruhen ließ. Atemlos starrte Fiero in braune Augen, welche fast schon schwarz wirkten hinter der Maske. Dann drehte der Mann sich wieder um, und Fiero blinzelte betäubt. Das waren ihm hier deutlich zu viele Gefühlswandel.

Leonora schien nun ganz abgelenkt, hatte das Kinn auf den Handballen gestützt und beobachtete das Schimmern des Wassers.
Vorsichtig beugte Fiero sich zu Ramona. Ihr war die Sehnsucht auf die Stirn geschrieben, und Fiero ahnte, dass ihr der Kommentar zu ihren Eltern, oder besser gesagt, ihrer Mutter, sehr zu Herzen gegangen war. Und so verkrampft, wie sie dasaß, fror sie wohl sehr in ihren dünnen Kleid.
„Ist alles in Ordnung?", wisperte Fiero sanft. Ramona rümpfte bloß die Nase und zuckte halbherzig die Schultern.
Fiero seufzte, wand sich aus seiner Jacke und legte sie dem Mädchen um die Schultern. Ramona schnaubte, doch sie wehrte sich nicht und zog den dicken Stoff enger um ihren Körper.
„Wie ehrenhaft."
Den betont abfälligen Kommentar überging Fiero einfach. Er grinste gequält. „Wir wollen zwar beide nicht, aber irgendwie müssen wir doch miteinander auskommen, oder?"
„Nur, wenn irgendwer zusieht. Sonst wage es dich, mir zu nahe zu kommen."
„Nur über meine Leiche", beteuerte Fiero, was Ramona zumindest zu einem leichten Schmunzeln brachte.

Die Prinzen von VenedigOnde histórias criam vida. Descubra agora